Singend Polen verstehen
Deutsch-polnischer Chor besteht seit 30 Jahren

Der Chor unter der Leitung von Agnieszka Wolf singt deutsche wie polnische Lieder. | Foto: Julia Hubernagel
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Im deutsch-polnischen Chor Spotkanie wird zweistimmig gesungen. Dabei sind nur die wenigsten Mitglieder polnische Muttersprachler. Den Sängern geht es um Völkerverständigung und gute Beziehungen zum Nachbarland. Nun wird der Chor 30 Jahre alt.

„U przascniczki siedza jak aniol dzieweczki“, so beginnt eins der Lieder, die im deutsch-polnischen Chor gesungen werden. Wer jetzt nichts versteht, muss nicht verzweifeln. Vor jeder Probe wird die Aussprache geübt, besonders Interessierte bekommen sogar einen Crashkurs in Polnisch. Den gibt Urszula Furmanczyk, eine von fünf polnischen Muttersprachlerinnen im Kurs. „Das Polnischlernen bringt schon eine Menge fürs Singen“, meint sie. Vor 20 Jahren ist sie für ein Aufbaustudium nach Berlin gekommen – und geblieben. Im Chor singen wollte sie schon immer. „Ich habe mich aber nie getraut“, lacht Furmanczyk, „bis ich den vorherigen Chorleiter kennengelernt habe, der mich überredet hat.“ Da sie nicht vom Blatt singen kann, dachte sie, könne sie ohnehin in keinem Chor mitsingen. Doch ganz so streng ist man beim Spotkanie-Chor nicht. Lediglich „ein kleines Vorsingen, um zu schauen, ob halbwegs die Noten getroffen werden“ gebe es, meint Lutz Kretschmer. Auch er ist kein polnischer Muttersprachler, interessiert sich jedoch sehr für das Land. „Ich war mit einer Polin verheiratet“, erzählt er, „und bin sozusagen poloniophil.“

So ähnlich ginge es den meisten, erklärt Chorleiterin Agnieszka Wolf. „Wir haben viele im Chor, die sich für Polen einsetzen und begeistern und es einfach spannend finden, eine andere Fremdsprache kennenzulernen.“ Auch um den Spaß am gemeinsamen Singen gehe es natürlich. Im deutsch-polnischen Chor werden Kirchen- wie Volkslieder gesungen, auch anspruchsvollere Opernstücke zählen zum Repertoire.

Gegründet 1989 von zwei in Berlin lebenden Polen versteht sich der deutsch-polnische Chor immer noch als Projekt zur Völkerverständigung, in deren Geiste er zum Ende der deutschen Teilung entstanden ist. „Viele unserer Mitglieder setzen sich sehr für Versöhnungs- und Friedensarbeit ein“, sagt Wolf, die neben ihrer Arbeit als Englischlehrerin den Chor seit 2015 leitet. Ziel sei es nicht, perfekt polnisch zu singen. „Aber wenn wir vor polnischem Publikum singen, soll es uns natürlich schon verstehen.“ Einmal im Jahr reist der Chor nach Polen, gibt dort ein Konzert und besichtigt die jeweilige Umgebung. Bis an die östlichste Grenze sind die Berliner Sängerinnen und Sänger schon gekommen.

Einige Mitglieder sind übrigens schon seit der Gründung des Chors dabei. Doch es werden immer weniger, sagt Agnieszka Wolf. „Unser Chor braucht dringend Nachwuchs.“ Wer sich für die polnische Kultur interessiert und gerne singt, kann einfach zur Probe vorbeikommen. Der deutsch-polnische Chor trifft sich jeden Dienstag von 19 bis 21 Uhr im Club Steglitz, Selerweg 18. Notenkenntnisse sind erwünscht, aber nicht zwingend. Umso wichtiger ist allerdings die Begeisterung für das von Berlin nur knapp 100 Kilometer entfernte Nachbarland.
 
Das Jubiläumskonzert des deutsch-polnischen Chores findet am 14. September, 17 Uhr in der Lindenkirche, Homburger Straße 48, in Wilmersdorf statt. Eintritt frei Infos zu weiteren Terminen und zum Chor gibt es auf www.deutsch-polnischer-chor-berlin.eu und unter Telefon 803 92 92.

Autor:

Julia Hubernagel aus Prenzlauer Berg

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