Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit
FC Internationale ist bundesweit der erste Amateurverein mit Zertifikat
Wer an Fußball denkt, hat nicht unbedingt das Thema Nachhaltigkeit auf dem Schirm. Anders beim FC Internationale Berlin 1980: Der Club ist der erste Amateurverein bundesweit, der sich für das entsprechende Zertifikat qualifiziert hat.
Rund sechs Monate haben die Vorbereitungen gedauert, dann stellte sich der Verein den Prüfern des TÜV Rheinland. Nach einem achtstündigen Audit war es so weit und der Club konnte sich mit dem ZNU-Zertifikat schmücken. ZNU steht für „Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung“, einem Forschungsprojekt der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft in der Universität Witten/Herdecke. Als einziger Bundesligaverein hat übrigens der 1. FC Köln dieses Zertifikat erhalten.
Der Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit lag eher bei den jüngeren Leuten im FC Internationale. Speziell das Frauenteam wollte mehr als Vereinsarbeit und kam auf die Idee, ökologische Themen zu bearbeiten, wie der Vorsitzende Gerd Thomas berichtet. „Da traf es sich gut, dass mit Oliver Brendle ein Nachhaltigkeitsexperte im Verein ist, der den Vorstand für die Idee einer Zertifizierung erwärmen konnte und den Kontakt zur Universität herstellte.“
Faire Produkte im Fan-Shop
Plötzlich hätten sich dann ganz viele Leute engagiert. „Es kam nach und nach immer mehr Dynamik in die Nachhaltigkeitsgruppe, die zudem stetig anwuchs“, erzählt Thomas. Viel sei zu leisten gewesen, das Projekt hätte den ganzen Verein auf den Kopf gestellt. „Dabei wurde klar, dass wir zwar schon vieles richtig machen, aber eben nicht alles.“ So sei noch einiges bei der Digitalisierung im Hinblick auf die Transparenz der Vereinsarbeit zu leisten.
Was bereits auf der Agenda steht sind Kleidertausch-Aktionen, die Verbannung des Einweggeschirrs, die Bestückung des Fan-Shops mit Fairtrade-Artikeln. „Bälle aus fairer Produktion haben wir schon länger“, sagt der Vorsitzende.
Sehr wichtig ist dem Verein das soziale Engagement. Es laufen Kooperationen mit Schulen, Organisationen und Bildungsträgern wie der RheinFlanke. Dort gibt es das Projekt „Work für you“, mit dem die Zukunftsperspektiven von Jugendlichen verbessert werden sollen – unter anderem mit Sport.
Noch eine Besonderheit: Auf den Trikots von Inter gibt es keine Werbung für Autohäuser oder Fast-Food-Ketten. Stattdessen prangt auf dem Stoff und auf den Bällen der Schriftzug „No Racism“, und das seit mindestens 25 Jahren. „Genau wissen wir es nicht, aber es könnte sein, dass dieses Logo nach den Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen entstand“, erzählt Thomas. 1992 warfen Neonazis und Anwohner Brandsätze auf eine Erstaufnahmestelle für Asylbewerber und einen Wohnblock für vietnamesische Vertragsarbeiter.
Bürgersportpark auf der Wunschliste
Für die Zukunft hat der Club einige Ziele, zum Beispiel gehört ein Bürgersportpark zu den Wünschen. Er könnte etwa auf einem Sportplatz am Südkreuz entstehen und von Unternehmen, freien Gruppen und Organisationen außerhalb der Trainingszeiten der Vereine genutzt werden.
Einen Erfolg kann der FC Internationale bereits verzeichnen: Auf den Sportplatz an der Ella-Barowsky-Straße soll ein neuer Belag. In Verhandlungen mit dem Bezirksamt als Eigentümer ist es gelungen, dass dafür eine Korkfüllung als Unterbau verwendet wird. „Es kommt also nicht mehr üblich Plastik oder Gummi in den Boden“, sagt Thomas.
Das Engagement zeigt sich spätestens im nächsten Frühjahr auch optisch. Vor der Inter-Arena am Vorarlberger Damm, einem der vom Verein genutzten Plätze, hat die Nachhaltigkeitsgruppe eine Menge Sand bewegt und Blumenzwiebeln in die Erde gebracht. „Das ist ja auch eine zukunftsfähige Maßnahme“, meint Gerd Thomas.
Nähere Infos unter www.inter-berlin.de.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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