Ein Volltreffer für die Vielfalt
Der FC Internationale vereint Sport mit Bildung, sozialem Engagement und Nachhaltigkeit

Vereinsboss Gerd Thomas lässt nur noch Fairtrade-Bälle anschaffen. | Foto:  Dirk Jericho
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Der FC Internationale Berlin 1980 ist der erste Amateurverein Deutschlands mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung vom TÜV. Jetzt wollen die Fußballer eine Stiftung gründen, um gesellschaftliches Engagement zu fördern.

Wenn Gerd Thomas mit seiner Ü60-Mannschaft aufläuft, kann es sein, dass er als Torwart seinen Kasten sauber hält. Beim nächsten Spiel hingegen macht er vorne die Tore – neun waren es in der vergangenen Saison. Universell und vielfältig: So wie der Chef von Berlins drittgrößtem Amateurverein ist auch der gesamte FC Internationale. Der 1980 gegründete Fußballverein setzt seit den 90er-Jahren ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung. „No Racism“ prangt auf allen Trikots und Bällen.

Im Verein hat sich 2020 eine Nachhaltigkeitsinitiative gegründet, die alles auf ökologische Optimierung prüft. Als erster Amateurverein Deutschlands hat Inter seit April 2021 ein TÜV-Zertifikat für Nachhaltigkeit nach ZNU-Standard. Nur der Profiverein 1. FC Köln hat ebenfalls so ein Zertifikat. Soeben hat der FC Internationale das jährliche TÜV-Audit erfolgreich absolviert. Für dieses Engagement hat der Schöneberger Amateurverein im Februar den Zukunftspreis des Berliner Sports gewonnen.

Die Materialkammer des FC Intrnationale Berlin. Wenn möglich, werden nur Produkte aus fairem Handel gekauft. | Foto: Dirk Jericho
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Zur Nachhaltigkeitsstrategie gehören viele Bausteine. Vom Thema Mülltrennung und Abfallvermeidung über regionales Essen für das Catering in der InterArena bis hin zu Energiesparthemen und Fanshopartikeln reicht die Palette. 80 Prozent der etwa 1000 Fußbälle, mit denen die 50 Mannschaften trainieren, kommen mittlerweile aus fairem Handel. Die Trikots sind, wenn möglich, aus recyceltem Material. Vereinsmitglieder haben auch eine Bienenwiese angelegt. Eine Spielerin sammelt zerrissene Trikots, Stutzen und andere Sachen und macht daraus Upcycling-Produkte. Der Verein organisiert Nachhaltigkeitstage mit Bildungsangeboten oder Kleidertauschbörsen. Auf Drängen der Ökokicker hat der Bezirk Tempelhof-Schöneberg auf dem neuen Fußballplatz statt geplantem Vollplastikkunstrasen einen Belag mit Korkbeimischung verlegt. „Es sind viele kleine Sachen, die wir machen. Und wir haben viele Ideen“, sagt Vereinsboss Gerd Thomas.

Für den 62-jährigen Marketingfachmann bedeutet Nachhaltigkeit vor allem soziales Engagement. Mit attraktiven Projekten kann man die Leute zusammenbringen. Viele könnten sich ehrenamtlich engagieren, Spielereltern den Fanshop betreuen zum Beispiel. „Mit Fußball kann man so viel machen“, sagt Thomas. Er hat große Pläne und will eine Stiftung gründen, mit der der Verein weitere Bildungsprojekten oder Vielfaltsinitiativen finanzieren kann. Der FC Internationale sucht dafür regionale Partner, die den Verein unterstützen. Unternehmen aus dem Kiez, die von der Zusammenarbeit mit den Fußballern ebenfalls profitieren und sich vor Ort engagieren. „Das ist eine klassische Win-win-Situation“, sagt Gerd Thomas. Er ist Mitglied im Unternehmensnetzwerk Südkreuz und trommelt für die Stiftungsidee. „Wir können das nicht alles ehrenamtlich machen. Das ist eine Investition in die Zukunft, die sich sofort auszahlt“, so der Inter-Chef.

Die Frauenmannschaft hat sich eine Kabine auf dem Sportplatz InterArena am Südkreuz, Vorarlberger Damm 38, besonders schick gemacht. | Foto: Dirk Jericho
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Unternehmen könnten über die Kooperation zum Beispiel Fachkräfte unter den 1300 Vereinsmitgliedern finden. Jugendliche könnten Lust bekommen, bei einem Partnerbetrieb ihre Ausbildung zu machen. Im Frühjahr will Thomas eine sportliche Ausbildungsmesse organisieren, auf der sich Firmen präsentieren können. Damit es nicht so langweilig wird wie bei üblichen Messen im Rathausfoyer, findet die Internationale-Ausbildungsmesse draußen auf dem Platz statt. Parallel wird ein Fußballturnier gespielt, es gibt Grillwurst, Livemusik und gute Laune. „Die Stiftung kann für vieles ein Innovationszentrum sein“, so Gerd Thomas’ Vision. Wie ein Start-up, das Fußball, Soziales, Bildung und Nachhaltigkeit vereint. Im nächsten Jahr soll die Stiftung gegründet werden. Der engagierte Fußballverein sucht dafür noch Partner, die Geld in die Stiftung einbringen. Wenn das im nächsten Jahr klappt, wäre das für Gerd Thomas sein wichtigstes Tor. Ein Volltreffer für die Vielfalt.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.inter-berlin.de

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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