Tempelhof. Der 77 Meter in den Himmel ragende Turm des unter Denkmalschutz stehenden Ullsteinhauses ist komplett voraussichtlich bis zum Jahresende eingerüstet. Die Klinkerfassade muss saniert werden, teilt die Unternehmensgruppe Becker & Kries mit, der das Wahrzeichen seit 1985 gehört.
Das historische, knapp 100 Jahre alte Gebäude am Tempelhofer Hafen, eine weithin sichtbare Landmarke, wurde im Auftrag der Verlegerfamilie Ullstein 1925/26 nach den Plänen des Architekten Eugen G. Schmohl in damals revolutionär neuer Stahlbetonbauweise als Druckhaus Tempelhof errichtet und rundum mit roten Backsteinklinkern beschichtet.
Aus dieser Zeit stammt auch die vergoldete Turmuhr mit einem mechanisch funktionierenden Uhrwerk, das die fast vier Meter langen und bis zu dreieinhalb Zentner schweren Uhrzeiger rund um das Ziffernblatt (7,20 Metern Durchmesser) bewegt. Viele Zeitungen, unter anderem BZ und Berliner Morgenpost, sowie unzählige Bücher wurden einst in Tempelhof gedruckt. 1933 enteigneten die Nazis den Verlag der jüdischen Familie Ullstein und benannten ihn in Deutscher Verlag um. 1952 bekamen die ursprünglichen Besitzer ihr Eigentum zurück und verkauften das Verlagshaus wenige Jahre später an den Axel Springer Verlag. Nachdem Springer 1966 ein neues Verlagshaus in Kreuzberg eröffnete, verlor das Ullsteinhaus seinen ursprünglichen Zweck und wurde 1985 an Becker & Kries weiterverkauft.
Nach einigen Zwischennutzungen, unter anderem hatte das ehemalige Bezirksamt Tempelhof zeitweise einige Etagen in der historischen Immobilie angemietet, beherbergt die Immobilie seit den späten 90er-Jahren verschiedene mittelständische Dienstleistungsunternehmen und andere Einrichtungen wie zum Beispiel Projekt- und Ingenieurbüros, Marketingfirmen, Call-Center, ein Ärzte-Zentrum, die Fashion Gallery, Gastronomie und das Deutsche Pressemuseum.
Horst-Dieter Keitel / hdk
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