Gehege im Franckepark wird ausgedünnt
Der Grund: Drei der zurzeit 13 in einem Gehege im Franckepark heimischen und von einem mächtigen Hirsch angeführten Weibchen sollen mit Hilfe eines Tierarztes und eines Damtieraufsehers eingefangen und nach Schönwalde in Brandenburg umgesetzt werden.
Und um die Tiere nicht zusätzlich durch Schaulustige zu stressen, wird die Aktion ad hoc ohne genaue Vorankündigung durchgeführt. "Diese Maßnahme ist notwendig, um eine Überpopulation zu vermeiden. Für eine artgerechte Haltung hat sich für die Gehegegröße des Franckeparks eine Population von zehn Tieren bewährt", so der auch für die Grünflächen im Bezirk zuständige Baustadtrat Daniel Krüger (CDU).
Das war nicht immer so: Um den Bestand konstant zu halten und unvermeidliche Revierkämpfe in dem etwa 1000 Quadratmeter großen Gehege ohne Fluchtmöglichkeiten zu vermeiden, wurden überzählige Tiere und streitlustige Hirsche bis vor wenigen Jahren von einem Jäger abgeschossen und das Fleisch in der Regel an Mitarbeiter des Gartenbauamts verkauft. Erst seit Mitte des vorigen Jahrzehnts werden überzählige Tiere in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in andere Gehege der Berliner und Brandenburger Forsten umgesiedelt.
Die frühere reguläre Tierpflegerstelle wurde übrigens schon vor mehreren Jahren eingespart und die Hege und Fütterung der kleinen Tempelhofer Damwildherde wird seitdem sozusagen nur noch nebenbei erledigt. Das Futter in Form von hart gewordenem Brötchen und Brot sowie Kartoffelschalen und Gemüse kommt hauptsächlich aus der Küche des gegenüber liegenden Wenckebach-Krankenhauses. Heu, Stroh und vitaminreiches Getreide wird nach Bedarf dazugekauft.
Wie lange sich schon im Wildgehege im Franckepark direkt hinter dem Rathaus Tempelhof Damwild tummelt, ist in Vergessenheit geraten. Den noch verfügbaren Unterlagen zufolge waren im Juni 1929 zwei Tiere und dazu acht Fasane für den Tempelhofer "Regierungs"-Park angeschafft worden. Ob es davor auch schon welche gab, ist unbekannt. Ein Jahr später, 1930, wurde das eingezäunte Gehege von 500 auf rund 1000 Quadratmeter verdoppelt. Dabei ist es bis heute geblieben. 1933 wurden acht Damtiere, neun Fasane und ein Storch gezählt. Dann klafft eine jahrzehntelange Lücke in den Aufzeichnungen. Erst 1979, im Rahmen des offiziellen Beendens der Fasanenhaltung, kommen die Tiere in den Tempelhofer Behördenunterlagen wieder vor. Dass in den Hungerjahren nach dem Krieg essbares Wild in dem Innenstadtpark überlebte, dürfte wohl höchst unwahrscheinlich sein. Aber irgendwann in den 1950er/1960er Jahren muss es schließlich irgendwie wieder losgegangen sein, so viel ist sicher.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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