Erst verfemt, dann hoch geehrt
Spazierweg heißt jetzt "Gerda-und-Wolfgang-Szepansky-Promenade"

Der Grünzug verläuft auf der Grenze zwischen den Ortsteilen Tempelhof und Mariendorf. Unser Bild zeigt den Zugang an der Ullsteinstraße 166. | Foto: Schilp
  • Der Grünzug verläuft auf der Grenze zwischen den Ortsteilen Tempelhof und Mariendorf. Unser Bild zeigt den Zugang an der Ullsteinstraße 166.
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Ihre Namen sind untrennbar mit Antifaschismus verbunden: Gerda und Wolfgang Szepansky. Am 15. Juli wurde ein Grünzug nach dem Marienfelder Ehepaar benannt. Er liegt am Teltowkanal, zwischen Marienfelder Damm und Rathausstraße.

Wer waren diese beiden? Wolfgang Szepansky wird 1910 geboren, als Spross einer sozialistischen Familie. Bald schließt er sich der Arbeitertheaterbewegung an, macht eine Lehre zum Maler und ist Mitglied im kommunistischen Jugendverband.

Völlig klar, dass er gegen die Nazis kämpft. Schon ein paar Monate nach der Machtergreifung kommt er ins Konzentrationslager Columbia-Haus. Er hatte in Kreuzberg an die Wand der Schultheiß-Brauerei „Nieder mit Hitler! KPD lebt! Rot Front“ geschrieben.

Nach der Haftentlassung 1934 flieht er in die Niederlande. Sechs Jahre später gerät er dort in die Fänge der Gestapo, die ihn ins KZ Sachsenhausen deportieren lässt. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wird Wolfgang Szepansky mit anderen Häftlingen auf einen Todesmarsch geschickt – und erlebt in der Nähe von Schwerin die Befreiung.

Schon im Juni 1945 ist er wieder politisch aktiv und organisiert ein Treffen im Mariendorfer Eckener-Gymnasium. Der „Antifaschistische Jugendausschuss von Tempelhof“ entsteht. Auch beruflich geht er neue Wege und gibt an einer Schule Zeichenunterricht. Bei einem Treffen antifaschistischer Lehrer lernt er seine 15 Jahre jüngere Frau Gerda kennen, mit der er vier Kinder haben soll.

Aus dem Schuldienst entlassen

Die Sympathien des Paares für die DDR ist vielen ein Dorn im Auge. Im Jahr 1951 wird es wegen „aktiver Betätigung im Sinne der SED“ per Strafbescheid aus dem Schuldienst entlassen. Wolfgang Szepansky verliert auch die Entschädigung als NS-Opfer. Es wird fast zwei Jahrzehnte dauern, bis ihm ein Gericht die Anerkennung wieder zuspricht

Die ungewöhnlichen Zustände in der Stadt machen es möglich: Beide arbeiten weiter in West-Berlin, werden aber vom Osten bezahlt. Sie übernehmen die Leitung von Klubhäusern, Wolfgang bei der Reichsbahn, die der DDR untersteht, Gerda bei der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.

Im Jahr 1978 beginnt Wolfgang Szepansky damit, Jugendliche durch das KZ Sachsenhausen zu führen, im Laufe der Zeit summiert sich ihre Zahl auf fast 40 000. Mit dem Verein Paper Press organisiert er bis zum Jahr 2007 antifaschistische Stadtrundfahrten durch Tempelhof.

Gerda Szepansky arbeitet als Autorin und Journalistin. Sie tritt bei ungezählten Veranstaltungen und Diskussionen auf und veröffentlicht Bücher, beispielsweise über Frauen im Nationalsozialismus und im Widerstand. Der Tagesspiegel nennt sie eine „Simone de Beauvoir aus Mariendorf“. Beide Eheleute erhalten für ihr Engagement 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Gerda stirbt im Jahr 2004 mit 78 Jahren. Ihr Mann folgt ihr vier Jahre später. Er wird 97 Jahre alt. Ihre Gräber befinden sich auf dem Friedhof Mariendorf II in der Friedenstraße 12.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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