Auf der Jagd nach bösen Keimen: Museum zur Geschichte der Infektionsforschung im RKI
In dieser Forschungseinrichtung liegt der Gründer seit 107 Jahren in einem Mausoleum. Kaum jemand weiß das, genauso wenig, dass es im Robert Koch-Institut (RKI) schon seit über 100 Jahren ein Museum gibt. Jetzt wurde die Ausstellung am historischen Standort am Nordufer 20 komplett neu gestaltet. Und ist endlich öffentlich.
Die Wissenschaftler am Robert Koch-Institut machen heute nichts anderes als ihre Kollegen in der Zeit, als der Namensgeber noch lebte. Sie erforschen Krankheitserreger, suchen Impfschutzmittel und versuchen, die Menschen vor dem Seuchentod zu schützen. Erst vor wenigen Tagen ist ein RKI-Team aus Madagasker zurückgekehrt, das dort mit internationalen Biologen den Pestausbruch gestoppt hat, wie RKI-Präsident Lothar H. Wieler sagt. Sein Institut ist Weltklasse bei der Erforschung und Bekämpfung böser Keime. Schließlich ist der Gründer der weltberühmteste Forscher auf diesem Gebiet: Robert Koch (1843-1910), der 1882 den Tuberkelbazillus entdeckte und dafür 1905 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde. Auch er saß nicht nur im Labor, sondern hat bei weltweiten Expeditionen vor Ort geholfen.
"Qualität des Hauses" präsentieren
Infektionsschutz und Gesundheitsforschung sind enorm wichtig. Das RKI hat erst vor kurzem an der Seestraße ein hochmodernes Sicherheitslabor eröffnet, in dem die Wissenschaftler mit tödlichen Keimen wie Ebola-Stämmen hantieren. Um die wichtige Arbeit des Robert Koch-Instituts für den nationalen und weltweiten Gesundheitsschutz zu zeigen und die „Qualität unseres Hauses zu präsentieren“, so Wieler, wurde jetzt die seit Jahrzehnten bestehende Ausstellung komplett überarbeitet. Statt ein paar Vitrinen mit vielen Originaldokumenten vom Hausherren hat Uwe Moldrzyk gemeinsam mit Kuratorin Henriette Sost vom RKI eine moderne Ausstellung zum Infektionsschutz von Robert Koch bis heute konzipiert. Moldrzyk ist Ausstellungsleiter im Naturkundemuseum und Experte für populärwissenschaftliche Präsentationen. Er hat zum Beispiel die Tristan-Ausstellung entwickelt. Sein Know-how war wichtig, um aus den vielen Exponaten die auszusuchen und zu präsentieren, mit denen man die faszinierende Geschichte der Mikrobiologie und der Forschungen von damals bis heute, die das Leben jedes einzelnen ganz direkt betreffen, erzählen kann. In den neuen Ausstellungsräumen ist zum Beispiel Robert Kochs Originalmanuskript zum Tuberkolose-Erreger von 1882 zu sehen oder ein Brutschrank, in dem Koch Bakterien züchtete. Wie die RKI-Biologen das alles heute machen und wie sie dabei aussehen, zeigt ein Schutzanzug, den die Wissenschaftler bei Experimenten mit Killerviren oder bei Epidemien tragen. Das neue RKI-Hochsicherheitslabor der Stufe S4 kann man virtuell per Playstation-Fernbedienung entdecken.
Museum und Mausoleum öffentlich zugänglich
Robert Koch wurde am 4. Dezember 1910 in einem eigens gebauten Mausoleum im Institutsgebäude bestattet. Zu diesem Anlass wurde die erste Ausstellung über sein Schaffen gestaltet. Nach mehreren Veränderungen und Erweiterungen wurde zum 50. Todestag von Robert Koch ein neues Museum eingeweiht. Mausoleum und Museum waren bis jetzt nicht öffentlich zugänglich. Wer rein wollte, musste sich umständlich anmelden, auch die Mitarbeiter. Lediglich Delegationen und Forschungskollegen, die das RKI besuchten, wurden die Miniausstellung und das Mausoleum gezeigt, wie Wieler sagt. Hauptproblem war bisher die Zugangskontrolle im gesicherten Laborgebäude. Jetzt sind alle Labore in den Neubau an der Seestraße gezogen, so dass das Museumsprojekt möglich wurde. Drei ehemalige Labore wurden mit dem bestehenden Museumskabinett verbunden. Dadurch konnte die Fläche auf 180 Quadratmeter erweitert werden. Das neue Museum im Robert Koch-Institut ist seit 1. Dezember montags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Infos unter www.rki.de/museum
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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