Rathauscafé bekommt Gnadenfrist

Alles frisch im Simit Evi von Chefin Özlem Özmen-Eren, außer die Elektroanlage, sagt das Bezirksamt. Trotzdem soll der Vertrag bis Sommer verlängert werden. | Foto: Dirk Jericho
  • Alles frisch im Simit Evi von Chefin Özlem Özmen-Eren, außer die Elektroanlage, sagt das Bezirksamt. Trotzdem soll der Vertrag bis Sommer verlängert werden.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Der Konflikt um die Schließung des beliebten Cafès Simit Evi auf dem Rathausvorplatz geht in die nächste Runde. Trotz Schließungsempfehlung vom Rechtsamt will das Bezirksamt den Vertrag vorerst bis Ende Juni verlängern – und in der Zeit ein weiteres Gutachten einholen.

„Es bestehen wesentliche Mängel, welche die Betriebssicherheit und Wirksamkeit der geprüften Anlagen beeinträchtigen“, heißt es im TÜV-Bericht zur Elektroanlage in dem Pavillon an der Müllerstraße. „Ein gefahrloser Nutzungsbetrieb kann im jetzigen Bauzustand (mindestens hinsichtlich der Elektroanlage) nicht gewährleistet werden“, urteilen auch die Ingenieure der bezirklichen Serviceeinheit Facility Management (SE FM). Und das Rechtsamt empfiehlt, „dass es bei der ausgesprochenen Kündigung und Beendigung des Vertragsverhältnisses bleiben sollte“.

Wie berichtet, wollte das Bezirksamt den Zehnjahresvertrag mit dem Café zum 31. März auslaufen lassen. Der Grund: ein maroder Gebäudezustand und dringend notwendige Sanierungsarbeiten. Der für Immobilien zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) und Chef der SE FM hatte ein Gutachten zum Rathauspavillon in Auftrag gegeben. Das Ingenieurbüro kam auf 616 000 Euro Sanierungskosten, inklusive Fenster und Fassaden. Darin enthalten: komplett neue Kabelverlegungen und ein neuer Hausanschluss, „da der Anschlusswert in Hinblick auf die aktuellen elektrischen Verbraucher nicht ausreichend dimensioniert ist“. Diese Investition rechne sich nicht, weil der Bezirk das Geld nicht mehr über Mieteinnahmen reinholen könne, so die Argumentation. Denn nach den Bezirksplänen soll der Café-Pavillon 2026 für den geplanten Anbau an die Schiller-Bibliothek abgerissen werden. Das Angebot der Betreiberin Özlem Özmen-Eren, die notwendigen Sanierungskosten selbst zu tragen, um bis zum Bibliotheksbau bleiben zu können, lehnt das Rechtsamt ab. Denn es gebe „negative Erfahrungen“ bei Gewerbemietverträgen, bei denen der Mieter die Sanierungspflicht übernommen hat.

Weil das Rathauscafé wichtig ist für den schwierigen Kiez und den Platz belebt, ist die Schließung ein Politikum. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und die Stadtteilvertretung mensch.müller hatten sich für den Erhalt des alkoholfreien Frühstückshauses ausgesprochen. Das Bezirksamt hat deshalb auf seiner Sitzung am 27. März beschlossen, trotz der fachlichen Stellungnahmen der bezirklichen Immobilienexperten und des Rechtsamtes, der Betreiberin eine Verlängerung des Mietvertrages bis zum 30. Juni anzubieten. In dieser Zeit soll ein weiteres Gutachten eingeholt werden. Das Bezirksamt will eine „unabhängige Bewertung der elektrotechnischen Installation im Objekt einschließlich Handlungsempfehlung und Kostenschätzung zur Aufrechterhaltung eines sicheren Anlagenbetriebs“, heißt es in dem Beschluss. Ein Gutachten zum Gutachten zum Gutachten also. Eine politische Entscheidung mit Risiko, denn im TÜV-Prüfbericht zur Elektroanlage steht: „Diese Mängel sind unverzüglich zu beseitigen.“

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 252× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 662× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.151× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.034× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.