Vom Vorzeigeprojekt zur Ruine
Vor 110 Jahren wurde das Kinderkrankenhaus Weißensee eingeweiht

Das ehemalige Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee gibt es seit 1997 nicht mehr. Heute ist es eine Bauruine, in der es immer wieder brennt und die auch immer weiter verfällt. | Foto: Bernd Wähner
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  • Das ehemalige Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee gibt es seit 1997 nicht mehr. Heute ist es eine Bauruine, in der es immer wieder brennt und die auch immer weiter verfällt.
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Es ist ein trauriges Jubiläum: Das frühere Säuglings- und Kinderkrankenhaus Weißensee an der Hansastraße wurde am 8. Juli vor 110 Jahren eingeweiht.

Aber seit Januar 1997 ist es geschlossen. Seit dem verfällt es zusehends. Inzwischen befindet sich auf dem Areal eine Ruinen-Landschaft. Und in der brennt es immer wieder, wie zuletzt Ende Mai. Über 200 Quadratmeter des Dachstuhls eines der leerstehenden Gebäude standen in Flammen. Infolgedessen seien Teile des Dachstuhls eingestürzt, teilte die Feuerwehr mit. Die Kriminalpolizei ermittelt unter anderem wegen des Verdachts der Brandstiftung.

Dabei begann die Geschichte dieses Krankenhauses pompös, und sie konnte als großer sozialpolitischer Erfolg gefeiert werden. Weil es Anfang des 20. Jahrhunderts eine hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit gab, fürchteten Städte und Gemeinden einen rapiden Rückgang bei den Kleinkinderzahlen. Die Weißenseer Gemeindevertreter entschieden seinerzeit, das erste kommunal geführte Säuglings- und Kinderkrankenhaus Preußens zu bauen. An der Finanzierung beteiligte sich der Landkreis Niederbarnim, zu dem Weißensee seinerzeit gehörte.

Moderne Klinik mit Kuhstall

Entworfen wurde das Krankenhaus vom Gemeindebaurat Carl James Bühring im Jahre 1909. Er konzipierte ein mehrteiliges Gebäudeensemble. In diesem konnten anfangs bis zu vierzig Säuglinge im Alter bis zu zwei Jahren behandelt werden. Neben einer chirurgischen Abteilung gab es Bereiche, in denen HNO- sowie Hautkrankheiten behandelt wurden. Eingeweiht wurde das Säuglings- und Kinderkrankenhaus am 8. Juli 1911. An der Einweihung nahmen renommierte Mediziner aus ganz Europa und Amerika teil. Sie hielten sich seinerzeit zu einem Kongress in Berlin auf.

Neben den modernen medizinischen Einrichtungen hatte dieses Krankenhaus sogar einen eigenen Kuhstall. In dem standen 36 Kühe, und es gab eine eigene Molkerei. Für Ärzte sowie Schwestern in Ausbildung ließ die Gemeinde einen Hörsaal einrichten. Für frische Luft im Krankenhausbereich sorgte ein eigens angelegter Park. Das Krankenhaus hatte zuletzt etwa einhundert Betten.

1997 entschied der damalige Senat aus Kostengründen und weil damals die Bevölkerungszahl im Ostteil der Stadt rückläufig war, das Krankenhaus zu schließen, ohne Plan für eine Nachnutzung der Immobilie. Seitdem stehen die Gebäude leer.

Investitionen blieben aus

Um einen neuen Nutzer zu finden, initiierte der damalige Liegenschaftsfonds im neuen Jahrtausend eine Ausschreibung. Diese gewann die MWZ Bio-Resonanz GmbH. Sie erwarb die Immobilie und verpflichtete sich vertraglich zu Investitionen. Doch die fanden nie statt. Nach einem langen Rechtsstreit ging die Immobilie 2018 wieder ins Eigentum des Landes Berlin über. Seit dem wird sie von der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH verwaltet. Diese sorgt für die Sicherung des Geländes. Unter anderem ließ sie auch Dachflächen sichern, damit die verbliebenen Gebäudereste nicht noch weiteren Schaden durch Witterungseinflüsse nehmen. Trotzdem gelingt es offenbar immer wieder Unbefugten, die Absperrungen zu überwinden und auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder muss die Feuerwehr zum Löschen von Bränden anrücken.

Zumindest gibt es aber inzwischen konkretere Vorstellungen zur Nachnutzung dieser Immobilie. Das Bezirksamt plant, auf dem Gelände unter anderem eine Gemeinschaftsschule zu errichten. Dass das möglich ist, zu diesem Ergebnis kam bereits eine Machbarkeitsstudie, die das Bezirksamt in Auftrag gab. Wie es mit der Immobilie weitergeht, dazu müssen sich Bezirk, Senat und BIM allerdings noch weiter verständigen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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