Der Fusionierer
Heinrich Feldtmann trieb die Vereinigung von Alt- und Neu-Weißensee voran

Nach Heinrich Feldtmann ist eine Straße in der Nähe des Rathauses Weißsensee benannt. | Foto: Bernd Wähner
  • Nach Heinrich Feldtmann ist eine Straße in der Nähe des Rathauses Weißsensee benannt.
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Unweit des ehemaligen Rathauses Weißensee befindet sich die Feldtmannstraße. Benannt ist sie nach Heinrich Feldtmann (1838-1905). Was heute nur wenige wissen: Der Namensgeber war einer der engagiertesten Politiker Weißensees.

Und er wollte sogar erreichen, dass aus dieser einst vorstädtischen Gemeinde eine eigenständige Stadt wird. Feldtmann war Landwirt. Er kam 1874 nach Weißensee, um die Verwaltung des Rittergutes zu übernehmen. Das Gutsgelände wurde parzelliert und Feldtmann war Direktor der „Weißenseer Actiengesellschaft“. Er engagierte sich aber auch für die Gemeinde Weißensee. 1877 wurde er zu deren Amtsvorsteher. Als dann 1880 auf der Fläche des einstigen Gutes „Neu-Weißensee“ gegründet wurde, übernahm er auch dort den Gemeindevorstand. Danach begann er auf eine Vereinigung beider Gemeinden hinzuarbeiten. Doch das dauerte viele Jahre.

1900 unterschieden sich Neu- und Alt-Weißensee auffällig. Neu-Weißensee zählte in etwa 960 Häusern 31 944 Bürger. Mit circa 33 Bewohnern je Haus war der Ort also eindeutig in städtische Verhältnisse hineingewachsen. Das Dorf Weißensee hatte hingegen 2000 Einwohner in weniger als 200 Wohngebäuden.

Inzwischen waren in Weißensee aber auch Fabriken entstanden. Die seit 1877 zum Alexanderplatz fahrende Pferdebahn war elektrifiziert worden. Die Wohnbedingungen in Neu-Weißensee unterschieden sich nun kaum noch von denen in Berliner Stadtvierteln. Trotz aller Unterschiede engagierte sich Heinrich Feldtmann für eine Vereinigung beider Gemeinden. Als fusionierter Ort sollte Weißensee eine eigenständige Stadt werden. Deshalb wurden auch Bauprojekte wie die Errichtung eines eigenen Rathauses in Angriff genommen.

Allerdings wehrten sich die Bauern des Dorfes jahrelang gegen diese Pläne. Die Fusion war aber von der Preußischen Regierung als Voraussetzung genannt worden, wenn Weißensee zu Stadtwürden gelangen wolle. Erst als immer deutlicher wurde, dass die Vermarktung Äcker im Interesse der Dorfbewohner war, drängten sie auf eine schnelle Lösung. Die Weißenseer verstanden es dann, ihren Antrag auf Vereinigung beider Gemeinden so zu formulieren, dass er in nur drei Monaten „allerhöchste Billigung“ fand.

Als Motor des Vereinigungsprozesses erwies sich stets der Doppel-Gemeindevorsteher Heinrich Feldtmann. Dieser lud auch am 30. Dezember 1904 etwa 300 Honoratioren und verdiente Bürger zu einer Festveranstaltung in „Enders Festsäle“ an der Königschaussee (später Kulturhaus „Peter Edel“) ein, um die Vereinigung Weißensees würdig zu feiern. Diese erfolgte mit Beginn des Jahres 1905.

Vorsteher der fusionierten Gemeinde Weißensee wurde natürlich wiederum Heinrich Feldtmann. Dieser konnte dieses Amt allerdings nur gut ein halbes Jahr ausfüllen. Denn er starb im Juli 1905. In Weißensee setzte man nach Feldtmanns Tode die Bemühungen fort, um Weißensee,wie das benachbarte Lichtenberg zur Stadt werden zu lassen. Jedoch vergeblich. Als begonnen wurde, Umlandgemeinden und Städte bis 1920 zu Groß-Berlin zu vereinigen, verlor das ganze schließlich auch seinen Sinn.

Eine Folge der Vereinigung von Alt- und Neu-Weißensee war jedoch, dass Weißensee zum Namensgeber des 1920 gebildeten Bezirks wurde. Inzwischen ist auch das Geschichte. 80 Jahre später wurde es einer der Ortsteile im Großbezirk Pankow. Die Feldtmannstraße erhielt ihren Namen übrigens gleich nach dem Tode des verdienstvollen Gemeindevorstehers.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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