Wespenplage und extreme Wetterlagen
Auch wenn ihn sein Beruf vor große Herausforderungen stellt, Michael Gütt ist mit Leib und Seele Imker
Klimawandel, Pestizide und sogar die Anzahl der Imker in der Stadt gehören zu den großen Herausforderungen, die der Beruf Imker mit sich bringt. Das weiß kaum einer besser als Michael Gütt. Seit nunmehr 15 Jahren ist der Weißenseer in diesem landwirtschaftlichen Beruf tätig.
Und im Ehrenamt ist er auch noch der Vorsitzende des Weißenseer Imkervereins. Wer an Gütts Garten an der Straße 210 vorbeikommt, der merkt sofort, dass dort ein sehr naturverbundener Mensch lebt und arbeitet. Man findet keinen frisch gemähten englischen Rasen und keine von Unkraut befreite Blumenbeete. Stattdessen sprießen und blühen Blumen und Stauden in faszinierender Vielfalt. Und im Garten stehen natürlich Obstbäume, sogar ein Zitronenbaum. Zur Straße hin hat Gütt zudem ein Insektenhotel aufgebaut. „Das ist eine der einfachsten Möglichkeiten, die Artenvielfalt in der Stadt zu unterstützen“, sagt der Imker.
Michael Gütt ist einer der wenigen Berliner, die von der Imkerei als Beruf leben können. Dazu muss man wohl mit Leib und Seele dabei sein. „Zur Imkerei bin ich eher zufällig gekommen“, sagt der 55-Jährige. „Ich lernte die Tochter eines Imkers kennen. Ihr Vater hatte viel Erfahrung. Ich durfte ihn beobachten und begleiten. Die Imkerei hat mich sofort fasziniert. Weil ich selbst Obstbäume im Garten habe, begann ich mit der Imkerei zunächst als Hobby.“ 2005 machte der Weißenseer seine Leidenschaft dann zum Beruf.
Aber er gesteht, dass es immer schwieriger wird, diesen Beruf auszuüben. Der Klimawandel macht sich immer mehr bemerkbar. „Es ist viel zu warm“, sagt er. „Das merken wir zum Beispiel daran, dass es im Winter immer mehr Wespen gibt. Die würden normalerweise bei richtig kaltem Winterwetter nicht in Massen überleben.“ Doch die relativ warmen Winter führen dazu, dass sich die Wespenpopulation stetig vergrößert. Weil es für sie im Winter kaum Nahrungsangebote gibt, überfallen die Wespen Bienenstöcke. Sie stehlen diesen nicht nur den Honig, sondern fressen auch Bienen, um ihren Eiweißbedarf zu stillen. So musste auch Michael Gütt im vergangenen Winter herbe Verluste bei seinen Bienenvölkern hinnehmen und einige ersetzen. Aber mit immerhin 50 Völkern konnte er nun in die Saison starten.
Zu schaffen macht den hauptberuflichen Imkern auch die zunehmende Imkerdichte in der Stadt. Immer mehr interessieren sich für dieses Hobby. Das führt dazu, dass es mittlerweile im Durchschnitt etwa elf Bienenvölker pro Quadratkilometer in der Stadt gibt. Im Vergleich dazu weist das benachbarte Brandenburg ein Volk pro Quadratkilometer auf. Aber das Nahrungsangebot ist begrenzt. Und durch das Betonieren von Flächen durch Neubauten gehen immer mehr Pflanzen verloren, von denen die Bienen leben. Das führt dazu, dass die Imker in der Stadt im Durchschnitt immer weniger Honig ernten.
Außerdem leiden die Pflanzen unter der extremen Trockenheit auf der einen und unter extremen Regenfällen auf der anderen Seite. „Deshalb gab es in drei der fünf vergangenen Jahren Missernten beim Lindenhonig“, berichtet der Imker. Letztlich bereiten den Imkern auch eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel Sorgen. Wenn solche Mittel gespritzt werden und die Bienen damit in Kontakt kommen, führt das bei den Völkern zu immensen Verlusten. „Wir können nur hoffen, dass die Bauern und Gärtner in unserer Umgebung so vernünftig sind und auf ihren Feldern und in den Gärten nichts spritzen“, so Gütt. Aber der Imker bleibt optimistisch. Er hat in Weißensee und im Berliner Umland seine Standorte, mit denen er immer noch Honig in bester Qualität ernten kann. Diesen vertreibt er seit Jahren in seinem Hofladen. Mit dem Erlös aus seinem Hofladen kommt er inzwischen gut über die Runden.
Dem Weißenseer Imkerverein gehören übrigens derzeit 35 Mitglieder an. Diese tauschen sich nicht nur untereinander über die Imkerei aus, sondern unterstützen sich auch, wenn es notwendig ist. Weitere Informationen zu ihm finden sich im Internet auf www.imkerverein-weissensee.de/.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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