"Nur wenn wir uns helfen, haben wir eine Chance“
Wie Lokale den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie trotzen

Die Belegschaft des Restaurants "Ta Panta Ri", Evripidis, Eleni, Besitzer Andreas Patsalidis, Savras und Konstantin Patsalidis (v. li.), versucht alles, um der Corona-Krise zu trotzen. | Foto: Matthias Vogel
2Bilder
  • Die Belegschaft des Restaurants "Ta Panta Ri", Evripidis, Eleni, Besitzer Andreas Patsalidis, Savras und Konstantin Patsalidis (v. li.), versucht alles, um der Corona-Krise zu trotzen.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Zwei Gastronomiebetriebe aus Wilmersdorf versuchen entschlossen und mit cleveren Ideen, den Folgen der Corona-Krise zu trotzen. Das Café LaMa am Hohenzollerndamm und das zypriotische Restaurant "Ta Panta Ri" in der Düsseldorfer Straße – zwei Beispiele, die Mut machen können.

Nur eine Notlösung

Das kleine Café am Hohenzollerndamm bietet für gewöhnlich im und vor dem Laden Kaffeespezialitäten und Kuchen an. Jetzt haben Betreiber und Mitarbeiter alle Möbel drinnen zusammengeschoben, die beiden Türen als Ein- und Ausgang gekennzeichnet und ihren Betrieb auf „to go“ umgestellt. Immer nur ein Kunde steht an der Theke und bestellt, der nächste wartet, bis der Vorgänger hinten den Laden wieder verlassen hat. Auf einem Tisch vor dem Ausgang steht Milch und Zucker, auf einem Barhocker am Eingang eine Flasche Desinfektionsmittel für die Hände. Natürlich nur eine Notlösung, aber die Einnahmen versiegen eben nicht komplett.

"Meine berufliche Zukunft ist in Gefahr"

Komplett schließen auf Anordnung der Bundesregierung musste hingegen das Restaurant "Ta Panta Ri" in der Düsseldorfer Straße. „Eine sehr missliche Lage für uns. Alles, was mein Vater Andreas in 35 Jahren aufgebaut hat, steht auf dem Spiel. Er ist heute 70 und hätte gerne selber entschieden, wann Schluss ist. Und auch meine berufliche Zukunft ist in Gefahr, ich möchte das Geschäft schließlich übernehmen“, sagt Konstantin Patsalidis.

„Die Resonanz war überwältigend“

Nach dem ersten Schock haben sich die beiden auf die Hinterfüße gestellt. Erste Maßnahme war, sich beim Online-Portal helfen.berlin anzumelden und die Stammkundschaft per Newsletter darüber zu informieren. Über die Plattform können Gäste Gutscheine für den nächstmöglichen Besuch ihres Lieblingslokals erwerben und somit dessen derzeitige Liquiditätsnot lindern. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Konstantin Patsalidis, „schon jetzt haben wir die halbe Miete für den März drinnen.“ Diese Unterstützung hilft den Wirten, die Zeit bis zum 1. April zu überbrücken. „Denn dann startet unsere Zusammenarbeit mit Lieferdiensten“, so Patsalidis. Mit dem Lieferservice habe man sich auf zehn Gerichte der Karte geeinigt. „Das spielt uns im Moment in die Karten, weil wir weniger Lebensmittel vorhalten müssen.“

Gerade sitzt Eleni vor der Kamera. Das Restaurant dreht kleine Filme, in denen sich die Mitarbeiter bei den Stammgästen für ihre Hilfe bedanken und sich selbst vorstellen, „aber ohne zu jammern, das wollen wir nicht“, sagt Patsalidis. Ein Imagefilm soll folgen und im Schaufenster der Gaststätte gezeigt werden.

Konstantin Patsalidis hat eine eigene kleine Filmagentur. Seine Kenntnisse im Bereich Marketing nutzt er für Synergieeffekte mit den anderen Unternehmen, die sich vor fünf Jahren zur AG Düsseldorfer Straße zusammengeschlossen haben. „Wer zum Beispiel einen Auftrag für die Sanitärfirma vermittelt, bekommt bei uns ein Essen für zwei Personen“, sagt er. Auch mit dem „Theater unter dem Turm“ werde gerade eine ähnliche Win-Win-Situation ausgetüftelt.

Die sieben Festangestellten des Restaurants arbeiten nur noch in Kurzarbeit, der Antrag auf Kurzarbeitergeld ist gestellt. Die Sozialversicherungsbeiträge möchte Patsalidis stunden lassen, dazu gegebenenfalls von der Regierung angebotenen Zuschüsse beantragen. Der Kampf ums wirtschaftliche Überleben koste auch ihn Kraft und manchmal sei auch er niedergeschlagen. Aber grundsätzlich habe er noch sehr viel Energie, um vorneweg zu gehen und andere mitzureißen. „Nur wenn wir solidarisch sind, uns gegenseitig helfen und an einem Strang ziehen, haben wir eine Chance.“

Die Belegschaft des Restaurants "Ta Panta Ri", Evripidis, Eleni, Besitzer Andreas Patsalidis, Savras und Konstantin Patsalidis (v. li.), versucht alles, um der Corona-Krise zu trotzen. | Foto: Matthias Vogel
"Hier rein, da raus" - Das Café LaMa am Hohenzollerndamm hat auf "to-go" gewechselt und bleibt dadurch auch in der Corona-Krise seinen Gästen erhalten. | Foto: Matthias Vogel
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 862× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 841× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 543× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.042× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.927× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.