Diskussion um Petition zu Onkel Toms Hütte
Die BVV Steglitz-Zehlendorf reagiert mit Ablehnung und Verständis auf Wunsch nach Umbenennung

Der Name des U-Bahnhofes Onkel Toms Hütte ist in Verruf geraten.  | Foto: K. Rabe
  • Der Name des U-Bahnhofes Onkel Toms Hütte ist in Verruf geraten.
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Der Profi-Basketallspieler Moses Pölking hat eine Petition initiiert, in der die Umbenennung des U-Bahnhofes Onkel Toms Hütte und der Onkel-Tom-Straße gefordert wird. Begründet wird das Ansinnen damit, dass die Bezeichnung Onkel Tom von schwarzen Menschen als rassistisch und als Schimpfwort empfunden wird. Die Berliner Woche befragte die Fraktionen der BVV, denn hier wird letztlich die Entscheidung über Umbenennung oder nicht getroffen.

Moses Pölking spielt für die Eisbären in Bremerhaven, lebt aber in Moabit. Seine Mutter stammt aus Kamerun, sein Vater ist Deutscher. Die Onkel Tom Siedlung kennt er, weil seine Freundin dort lebt. Immer wenn er sie besucht, ärgert er sich über die Namen U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte und Onkel-Tom-Straße, schreibt er in seinem Petitionstext. Es sei ihm bewusst, dass der Begriff Onkel-Toms-Hütte von dem gleichnamigen Buch der Schriftstellerin Harriet Beecher Stowe stamme. Der Begriff Onkel Tom sei jedoch höchst beleidigend, denn „ein Onkel Tom war ein Sklave, der sich der bewusst entmenschlicht hat, um vor seinem Sklavenhalter nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Er hat sich bewusst seiner Menschenwürde entzogen“, heißt es weiter in der Petition, der sich bis zum 23. Juli bereits 12 500 Menschen angeschlossen haben.

Aber wie rassistisch ist der Name Onkel Tom? Die Meinungen dazu sind verschieden. Auch die Fraktionen der BVV äußern sich unterschiedlich dazu.

Ein ganz klares Nein kommt von der CDU-Fraktion. Clemens Escher, in der Fraktion für Bildung und Kultur zuständig, sagt: „Eine Umbenennung wird es mit der CDU nicht geben.“ Er hält die „Umbenennungs-Orgie“ für vollkommen überzogen. „In dem Roman wird die Sklaverei angeprangert und die Titelfigur des Onkel Tom ist ein Held“, betont er und schlägt vor: „An den bezirklichen Bibliotheken sollten Lesungen aus dem Buch für Jugendliche und Erwachsene stattfinden, mit anschließender Diskussion und der Rezeptionsgeschichte des Romans.“

Die SPD-Fraktion teilt mit, dass sie sich mit dem Wunsch von Pölking für eine Umbenennung auseinandersetzen und gemeinsam mit allen Beteiligten und Anwohnern darüber diskutieren will. In den zurückliegenden Tagen sei viel über den Ursprung des Namens mit den unterschiedlichsten Herleitungen gesprochen worden. Diese Diskussion soll fortgesetzt werden. „Fakt ist aber, dass im Rahmen der aktuellen Debatte die Interpretation des Namens als rassistisch empfunden wird. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.“

Die Grünen stehen Diskussionen zu diesem Thema grundsätzlich offen gegenüber - auch wenn die Onkel-Tom-Straße und die U-Bahnstation bislang nicht Teil der Debatten über mögliche Umbenennungen im Bezirk war. Erinnerungskultur im Bereich Rassismus und Kolonialismus erfordere einen breiten Diskurs mit Anwohnern, der Zivilgesellschaft sowie Persons of Color (PoC) und ihren Verbänden, um Diskriminierung im Straßenland und in der Gesellschaft zu beenden. „Als grüne Fraktion nehmen wir das Thema sehr ernst und werden uns nach der Sommerpause damit vertieft auseinandersetzen“, erklärt Fraktionsvorsitzende Tonka Wojahn. Die Grünen wollen außerdem eine Anhörung von Experten zu dieser Thematik in der BVV initiieren.

Für die AfD-Fraktion geht die Petition ins Leere. „Straße und U-Bahnstation sind nach der nahegelegenen Gaststätte ,Onkel Toms Hütte' benannt, deren erster Wirt Thomas hieß. Er war erklärter Freund der Autorin des gleichnamigen Romans, welcher gerade ganz wesentlich zur Sklavenbefreiung beigetragen hat“, erklärt Dieter Meckelein, Geschäftsführer der Fraktion. Seine Fraktion plädiere für eine wissenschaftlich fundierte Aufklärung.

Die FDP-Fraktionsvorsitzende Mathia Specht-Habbel warnt davor, in blinden Aktionismus zu verfallen. Vielmehr sollte die Chance ergriffen werden, durch Aufklärung für Bildung zu sorgen. Der Roman sei als Manifest gegen die Unterdrückung von Menschen zu lesen und wurde in Deutschland immer so verstanden und ausgelegt. Ihr Vorschlag: „Rund um den U-Bahnhof bietet es sich an, mit kleinen Ausstellungen das Thema aufzugreifen, denn Aussage des Buches ist: Wir Menschen sind vor dem Recht gleich, unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft.“

Die Linksfraktion wird sich in der nächsten Fraktionssitzung mit der Petition befassen. Wenn sich so viele Menschen durch die Namen Onkel Tom verletzt fühlen, sei die Petition ganz offensichtlich berechtigt. „Über 12 000 Unterzeichner unterstreichen die Notwendigkeit einer Debatte über diesen Namen“, teilt Gerald Bader mit. Man müsse die Menschen, die sich durch den Namen verletzt fühlten, ernst nehmen. „Wir würden uns freuen, wenn Herr Pölking einen Ausschuss der BVV besuchen würde.“

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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