"Ein bisschen mehr machen als man muss"
Karstadt-Filialgeschäftsführer Torsten Dunkelmann hat ein Herz für soziale Zwecke

Lässt viel Herzblut in die sozialen Projekte im Kiez fließen: Torsten Dunkelmann, Filialgeschäftsführer von Karstadt in der Wilmersdorfer Straße.  | Foto: Matthias Vogel
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Soziales Engagement ist Teil der Unternehmensphilosophie der Warenhauskette Karstadt. Torsten Dunkelmann, Filialgeschäftsführer des Hauses in der Wilmersdorfer Straße, unterstützt seine Nachbarn im Kiez über das normale Maß hinaus. Das gesellschaftliche Miteinander brauche Pflege, findet er. Er ist ein Überzeugungstäter, das macht ihn zu einem Fall für den Kiez-Kompass.

In ganz Deutschland kooperieren die Filialen unter der Überschrift „Mama ist die Beste“ mit Projekten und Einrichtungen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, sich für Mütter einzusetzen. In Charlottenburg-Wilmersdorf votierten die Kunden für den ABW-Frauenladen in der Sophie-Charlotten-Straße. Dort können junge Mütter ihren Schulabschluss nachholen. Während eines Aktionszeitraums im Jahr legte das Unternehmen einen Cent pro Einkaufsbon zurück, die Summe wurde dann der Einrichtung gespendet.

Bewerbungstraining mit Experten

Für Dunkelmann endet die Hilfe an diesem Punkt nicht. Vier Mal waren er oder sein kaufmännischer Leiter, Massimo Ghiotti, schon im Frauenladen zu Gast, um Bewerbungstrainings abzuhalten. „Es macht Sinn, dass junge Mütter, die schwierige soziale Hintergründe haben, die durch Schulden, eine sehr frühe Schwangerschaft oder Gewalt ihre Schulabschlüsse nicht machen konnten, diese zweite Chance im Frauenladen erhalten“, sagt er. „Deshalb wollten wir einen Schritt weitergehen.“ Also geht der 44-jährige Familienvater in die Klassen und lehrt, wie man sich beim Vorstellungsgespräch verhält, wie eine Bewerbungsmappe aussehen sollte und wie man Smalltalk führt. „Das geht schon oft beim richtigen Händedruck los und endet bei einer ordentlichen Verabschiedung“, hat er festgestellt. Die Frauen würden das gerne mitnehmen, „weil sie bei uns Vorstellungsgespräche üben können und es bei uns keine dummen Fragen gibt“. Auch Praktika oder Ausbildungsplätze im eigenen Haus biete er bei passenden Profilen an. „Neulich haben wir einen Ausflug zum Kanzleramt mit den Frauen begleitet und so sind wir schon etwas wie Mentoren oder Paten geworden.“

Mit viel Herzblut dabei

Warum er viel Herzblut in das Projekt fließen lässt, hat auch etwas mit seinem eigenen Werdegang zu tun. „Ich weiß, wie schwer Wege sein können“, sagt er. Aus einfachem Elternhaus stammend, hat Dunkelman mit 19 Jahren seinen Heimatort Waren an der Müritz in Mecklenburg ohne Geld, nur mit einer Reisetasche um die Schulter und der Ausbildung als Einzelhandelskaufmann im Gepäck verlassen, um – wohnhaft in einem kleinen möblierten Zimmer – bei Karstadt in Hamburg als Verkäufer anzufangen. Er entwickelte sich zum Abteilungsleiter und schließlich zum Filialgeschäftsführer weiter und arbeitete hierbei in zahlreichen Filialen in ganz Deutschland, bevor er im ältesten Warenhaus der Hauptstadt an der Wilmersdorfer Straße landete. „Ich gebe meine Erfahrungen weiter und erzähle den Frauen, wie wichtig Flexibilität, Mobilität und Beharrlichkeit im Berufsleben sind. Mit Leidenschaft immer etwas mehr machen als man muss, sich mit dem Arbeitgeber identifizieren, dann kommt der Erfolg von ganz allein.“ Er habe die nächsten Sprossen seiner Karriere jedenfalls nie geplant, versichert er. „Es ist so viel möglich, wenn man will, dazu wollen wir die Mütter ermutigen, wollen Vorbilder sein.“

Für Torsten Dunkelmann gehört es auch abseits des vom Unternehmen initiierten Projektes „Mama ist die Beste“ zur Kaufmannsehre, sich für die zu interessieren und verantwortlich zu fühlen, die bei ihm einkaufen. „Viele sagen, die heutige Gesellschaft ist nicht mehr das, was sie mal war. Sie vergessen, dass wird selber die heutige Gesellschaft sind und auch selber das ändern müssen, was wir für beklagenswert halten. Und ich finde, zu dieser Einstellung müssten wir in einer Zeit des ’höher, schneller, weiter’ und des zunehmenden Egoismus’ zurückfinden.“ Er selber lebt es vor.

"Mari sucht Held"

Anlässlich des 110-jährigen Jubiläums seiner Karstadt-Filiale lernte Dunkelmann die heute 25-jährige Charlottenburgerin Marisol kennen, die unter Leukämie litt und selbst Typisierungsaktionen organisierte. „Wir waren zum Jubiläum auf der Suche nach einer Charity-Aktion und so ist unser zweites großes soziale Projekt ’Mari sucht Held’ entstanden.“ Seit der zwei Jahre währenden Zusammenarbeit seien bei zahlreichen Aktionen mehr als 2000 potenzielle Spender für den Verein für Knochenmark- und Stammzellenspenden (VKS) gewonnen worden. Unter dem Engagement von Torsten Dunkelmann und vieler seiner Mitarbeiter fand eine Typisierungsaktion an einer Schule statt. Die Schule, die auch seine Auszubildenden besuchen. Bei weiteren Aktionen von Mari opfert er für sein ehrenamtliches Engagement auch schon mal Feierabende oder Wochenenden, einfach mal ohne das Karstadt-Etikett.

Viel zu tun habe er in nächster Zeit, vor allem als Filialgeschäftsführer von Karstadt. „Trotzdem habe ich aber immer ein offenes Ohr für unsere Nachbarn.“ Und wenn mal eine der jungen Mütter aus dem Frauenladen vorbeischneit und sich bei ihm für einen Ratschlag bedankt, dann freut er sich. Erwarten tut er das nicht. Er bleibt dem, was er den jungen Müttern aus dem Frauenladen vermittelt, eben weiter treu: „Immer ein bisschen mehr machen als man muss.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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