Neues Leben im Hotel Bogota: Verwandlung fast komplett

Ein Mann und sein Werk: Investor Thomas Bscher versetzte das ehemalige Hotel Bogota in den Ursprungszustand von 1911 zurück. | Foto: Thomas Schubert
8Bilder
  • Ein Mann und sein Werk: Investor Thomas Bscher versetzte das ehemalige Hotel Bogota in den Ursprungszustand von 1911 zurück.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Originalzustand statt Schwammbefall, Perfektionismus statt Patina: Im früheren Hotel Bogota beginn ab dem Frühjahr eine neue Ära. Inhaber Thomas Bscher führte jetzt vorab durch den generalsanierten Prachtbau. Und präsentiert prominente Neumieter – wie das Modelabel „Wunderkind“.

Melancholischer Charme und Kunstbeflissenheit. Gästezimmer aus einer vergangenen Zeit. Telefone mit Wählscheibe. Angegangene Bäder auf dem Flur. Das war das Hotel Bogota. Eine Bleibe mit Charisma. Die Schlüterstraße 45 musste man nicht suchen, leuchtete doch schon von Weitem das orangefarbene Vordach über dem Bürgersteig.

Gut zwei Jahre nach der Schließung des Bogota könnte man die Hausnummer 45 glatt verpassen. So makellos glänzt die hellgraue Fassade. So, als habe man das Haus neu erbaut. Tatsächlich merkt man es Inhaber Thomas Bescher an, dass er nach den Sanierungen des Commerzbank-Gebäudes und des Hauses Cumberland am Ku'damm auch hier die Liebe zum historischen Original mit der baulichen Präzision von heute verbinden wollte.

„Dieses Haus war am Ende“

12 Millionen Euro ließ er sich Modernisierung und Rückbau des Bogota kosten. Optisch 1911, technisch 2016. Das war der Spagat. „Dieses Haus war am Ende“, blickt Bscher auf die letzten Tage mit Hotelnutzung zurück. „Es war einfach nicht mehr konkurrenzfähig, teilweise einsturzgefährdet.“ Dass die Berliner mit Wehmut und Ärger auf die Schließung reagierten, empfand der Bauherr als Ansporn.

Den Stuck, die Fenster und den Lichthof ließ Architekt Christian Kumbernuß originalgetreu nacharbeiten, jede Verfälschung durch die Hotelnutzung ab den 60er-Jahren verschwand. Exakt so muss die Schlüterstraße 45 in der Gründerzeit ausgesehen haben. Das heißt, natürlich ohne die modernen Toilettenschüsseln, ohne die Klimatisierung, ohne die neuzeitlichen Schreibtische, auf den flache Computer stehen.

Dies war ganz zu Beginn ein Wohngebäude, später das besagte Hotel – und ab Frühjahr 2016 beginnt nun unter Bschers Regie die dritte Ära. Wobei schon jetzt die ersten Business-Mieter den Umzug hinter sich haben. Aus Potsdam siedelte kein geringer über als Designer Wolfgang Joop. Seine Firma „Wunderkind“ präsentiert in den oberen Etagen die Herbst-Winter-Kollektion 2017. Und im Atelier der Fotografin Yva, die in den 30ern einem gewissen Helmut Newton ihr Handwerk lehrte, huschen Models über neuwertiges Parkett. „Die Lichtverhältnisse“, sagt Sprecher Victor Theurer, „bieten sich für unsere Zwecke geradezu an.“

Geschäfte im Erdgeschoss

Während fast alle Räume für die Büro- und Kanzleinutzung deutliche Retuschen erfuhren, blieb der so genannte Hinkel-Raum fast unberührt. Hier übte 1942 die Reichskulturkammer Zensur. Hier arbeiteten nach Kriegsende die Alliierten an der Entnazifizierung Deutschlands. Hier kommt es nun unter Beibehaltung des Interieurs zur geschäftlichen Nutzung.

Stärkere Veränderungen betreffen die Erdgeschoss-Ladenflächen. Hier verkauft künftig unter anderem die Marke "14 OZ", geführt von Karl-Heinz Müller, dem Gründer der Modemesse „Bread & Butter“, Jeanswaren und Schuhe. Auch zum Kaffeetrinken darf man sich dort niederlassen. Wer das neue Bogota erleben will, sollte es hier versuchen. Oder man vereinbart Termine mit den Anwälten und Büroinhabern, die bald in den oberen Etagen sitzen. Acht Einheiten mit Mietpreisen von knapp 20 Euro pro Quadratmeter werden in Kürze verfügbar sein. Raum genug für rund 200 Arbeitsplätze.

Und nun, da das Projekt Bogota seinem Abschluss naht – was reizt Bscher als nächstes? „Wir machen nur Sachen, die noch schön werden müssen“, lässt er den Fragesteller wissen. Um etwas zu finden, das noch schön werden muss, braucht der Denkmalsanierer nicht in die Ferne schweifen. Ein Nachbarhaus des Bogota hat Bscher bereits erworben. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 755× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 782× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 472× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 921× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.850× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.