"Bis hierher und nicht weiter!"
Mit Nachhaltigkeit übers Weltenende hinaus auf Kreuzfahrt

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Nach jahrzehntelangen Verhandlungen haben sich die Mitgliedstaaten
der Vereinten Nationen endlich auf ein Hochseeschutz-Abkommen
geeinigt. Dem nach soll ein Drittel der Weltmeere zum Schutzgebiet
werden. Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf hoher See, wo keine
Staatsgrenzen und Hoheitsrechte die Regeln bestimmen.

Was bedeutet eine solche weltumspannende Vereinbarung für die
Kreuzfahrtbranche, die ungeachtet aller Innovationen und der Einführung
von umweltfreundlichen Techniken weiter in der Kritik der Umweltverbände
steht ? Nicht nur der leidgeprüfte Comedian Harald Schmidt musste
sich nach einer Antarktis-Tour fragen lassen "Darf man heute noch so
Urlaub machen?". Der Treibstoffverbrauch und der Energieaufwand
neuerer Kreuzfahrtschiffe sind in den letzten zwei Jahrzehnten um rund
30 Prozent gesenkt worden. Zudem sind Kreuzfahrtschiffe nur ein
geringer Teil der weltweiten Hochseeflotte. Dennoch: Die Diskussion
geht innerhalb des Zentralthemas "Klima" weiter - und nur das deutsche
Fernsehen trägt mit Sendungen wie "Traumschiff", "Traumhotel" oder
"Verrückt nach Meer" zur Ehrenrettung der mit verbalem Umweltschmutz
überzogenen Branche bei.

Die Lust auf Meer ist ungebrochen. Dabei steht erfahrungsgemäß die
ältere Generation bei den Kreuzfahrtfans an der Spitze. Die Passagiere
müssen sich vom Frühstück bis zum Abendessen oder zum begehrten
Captains Dinner um kaum etwas kümmern. Vollversorgung inklusive
Abendveranstaltungen und Fitness-Programm. Alle ganz nach selbst
aufgestelltem Zeitplan - nur die einmalige Lebensrettungsübung ist
Pflicht. Ideale Voraussetzungen für Faulenzer und Menschen mit
Eigeninitiative.

Unser Freund und Kollege Wolfgang Rademann (1934-2016) hat die Kreuzfahrt-
Welle einst mit dem "Traumschiff" beim ZDF angestoßen. Ganz in seinem
Sinne machen wir uns daher mit einem der größten Schiffe der Welt -
der Vasco da Gama auf Hochseetour. Angesichts dieses nautischen
Riesenbabys wird immer wieder die Vergleichsfrage gestellt "War die
Titanic größer oder etwa kleiner ?". Die für Laien überraschenden
Antworten: Die Titanic hatte 31 500 Bruttoregistertonnen, eine Länge
von 269 Metern und eine Breite von 28 Metern. Die unter portugiesischer
Flagge fahrende Vasco da Gama - benannt nach dem portugiesischen
Weltumsegler - hat ihren Heimathafen auf der Atlantik-Insel Madeira
und bewegt sich zügig mit 55 877 Bruttoregistertonnen (fast doppelt so
viele wie die Titanic !) über die Weltmeere.

Wenn es hinaus auf den Atlantik geht, startet die Vasco da Gama meist
im spanischen Malaga. Erster Halt ist dann Gibraltar, die letzte britische
Kolonie in Europa. Es heißt, so lange dort die Affen den Felsen von
Gibraltar bewohnen und sich bei den zahlreichen Besuchergruppen
als Taschenräuber betätigen, wird Britannien über den Flecken an
der Südküste Spaniens herrschen. "Achten Sie auf Ihre Besitztümer!"
mahnt die Reiseleitung beim zuweilen beschwerlichen Rundgang über
den Felsen.

Durch die etwa 60 Kilometer lange Meeresstraße von Gibraltar - im
Altertum gekennzeichnet durch die Säulen des Herakles - geht es hinaus
auf die Weiten des Atlantik. An diesem Ausgang des Mittelmeeres soll Herakles
der griechischen Sage nach die Inschrift "Nicht mehr weiter" angebracht
haben, um so das Ende der (damaligen) Welt zu markieren. Wir fahren
unerschrocken hinaus und bemerken, dass selbst bei einem nächtlichen
Wirbelsturm die riesige Vasco da Gama unerschütterlich Kurs hält.
Die Ankunft auf Madeira und eine Visite der Hauptstadt Funchal lassen
inmitten des südländischen Zaubers bei älteren Kreuzfahrt-Teilnehmer/innen
zahlreiche Erinnerungen wach werden. Madeira - die Lieblingsinsel von
Britanniens Winston Churchill und des legendären deutschen Schauspielers
Gustaf Gründgens. Und die Insel mit dem ungewöhnlichen Flughafen,
dessen Landebahn direkt ins Meer abstürzt und ängstlichen Naturen Probleme
bereitet. Doch die Panoramafahrt im offenen Bus entlang der Madeiraküste
lässt die Kreuzfahrtgäste nur noch von den landschaftlichen Schönheiten
ihrer ersten Atlantikstation schwärmen. CO2-Ausstoß oder Flugzeugabstürze
sind kein Thema.

Ein Traum-Inselreich sind und bleiben für viele die Azoren. Das Azorenhoch,
das Mitteleuropa schönes Wetter bringt, ist ein festes Markenzeichen. Von
den politischen Komplikationen, die sich noch vor einigen Jahren um den
Wunsch der Azoren nach Unabhängigkeit vom Mutterland Portugal rankten,
ist in der Hauptstadt Ponta Delgada keine Rede mehr. Zu kurz ist der
Aufenthalt, um den Kreuzfahrt-Weltenbummlern alle Naturschönheiten
und Besonderheiten dieser abgelegenen Inselgruppe näher zu bringen.

Die Rückfahrt einer solchen halben Weltreise auf einem der größten
Kreuzfahrtschiffe führt über das französische Honfleur, das britische
Portland (mit einem Abstecher zum geheimnisvollen altertümlichen Stein-
Manifest Stonehenge) über Amsterdam nach Bremerhaven , dem Abschiedsort für alle
Cruiser, die Urlaub mit den ständigen Gedanken an Nachhaltigkeit und
Umweltschutz machen.

Autor:

Nicole Borkenhagen aus Reinickendorf

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