Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche – besinnlich in stürmischen Zeiten
Charlottenburg. Kühles Licht glitzert im Schmuck des Weihnachtsbaums, rötliche Farbstimmung prägt die Buden. Beim Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz soll niemand mehr mangelnde Qualität beklagen. Er bietet Gaumenfreuden, Glühwein für gute Zwecke – und in Terrorzeiten ein Stück Normalität.
Man hatte kümmerliche Bäume, künstlerische Imitate, stattliche Riesen. Und dieses Jahr? Da hält der Weihnachtsbaum an der Gedächtniskirche wieder eine Extravaganz bereit: Zwei Wipfel wippen aufgeregt im Wind und überragen ein Kleid aus glitzernden Kugeln in kaltem Schimmer.
Zu Füßen des Baums erstreckt sich eine Budenlandschaft, die mehr als 200 Schaustellern Raum gibt. Deren Vorsitzender, Michael Boden, preist vor allem ein neu beschafftes nostalgisches Karussell, Bioglühwein und eine kleine Bäckerei, in der Kinder Naschwerk kneten, während ihre Eltern sorglos shoppen. So werden aus quengelnden Knirpsen emsige „Backmäuse.“
Dass nur 50 Prozent der Marktbesucher aus Berlin stammen, sieht Klaus-Jürgen Meier von der AG City als Beweis für die internationale Strahlkraft des Westens. „Hier hören Sie alle Sprachen“, verspricht er kosmopolitische Adventsstimmung.
Dass die rustikale Gesamtnote und heimelige Lokale wie die „Hirschhütte“ mit Sternekoch Matthias Buchholz den Publikumsgeschmack treffen, zieht Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) nicht in Zweifel. „Die Leute wollen diese Zusammenstellung“, verteidigt er den Markt gegen Kritik aus vergangenen Jahren. Mögen ab dem nächsten Jahr einige fragwürdige Veranstaltungen vom Breitscheidplatz verschwinden – dieses Ereignis bleibt.
Und die Sicherheit? Sowohl der Polizeiabschnitt 25 als auch der stellvertretende Bürgermeister Carsten Engelmann (CDU) wollen Einschränkungen wegen Terrorgefahr vermeiden. „Wir brauchen ein Stück Normalität in Zeiten des Terrors“ sagt Engelmann mit Blick auf die Anschläge von Paris.
Der Markt an der Gedächtniskirche zeigt ein menschenfreundliches Gesicht – zum Beispiel am Freitag, 4. Dezember, beim karitativen Glühweinverkauf der AG City von 11 bis 18 Uhr. Oder der Versammlung von über 50 Weihnachtsmänner am Tag darauf. Erst am 3. Januar endet das Treiben. Und zwar nach dem großen Silvesterknall am 31. Dezember mit vier Feuerwerken ab 18 Uhr und der lautesten Show Berlins kurz nach Mitternacht. 2016 beginnt hier mit donnernden 120 Dezibel.tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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