Jüdische Gemeinde feiert Wiedereröffnung der Synagoge
"Eine Stadt der Wunden und eine Stadt der Wunder" - das Verhältnis von Juden zu Berlin ist ein gespaltenes, so vermittelte es Rabbiner Tovia Ben-Chorin. Nach Abschluss der Modernisierung empfing er Hunderte Gläubige in der Synagoge Pestalozzistraße 14, dem "alten Neuland". Nach der Eröffnung im Jahre 1912, so beschrieb es Ben-Chorin, durchlief das Haus lichte und finstere Stunden. Und nach der Unterbrechung des religiösen Betriebs während der Sanierung folgen nun mit Sicherheit die helleren. Das Anzünden der Schabbatkerzen und des Ewigen Lichts und die Wiedereinbringung der Thora-Rollen besiegelte die Wiedereinweihung in aller Form.
Bei der Charlottenburger Synagoge handelt sich um eines von zwei zentralen Gebetshäusern neben dem eher orthodox ausgerichteten in der Joachimsthaler Straße 13. Auf den voll besetzten Rängen fanden sich unter den Festgästen Persönlichkeiten wie Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD), Ralf Wieland, der Präsident des Abgeordnetenhauses, sowie Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg und besonders treuer Freund der Gemeinde. Dort saßen aber auch Überlebende der Schoah - etwa Margot Friedländer, die ihre Verfolgung durch Nazis schmerzlich ertrug, sich nach dem Krieg aber dazu entschloss, in ihre Berliner Heimat zurückzukehren.
"Dies ist ein Zeichen, dass man Berlin vertrauen kann", erklärte dazu Gideon Joffe als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. 5000 Gläubige hatten 1945 vor den Trümmern des Gemeindelebens gestanden. Ein Drittel Überlebende der Shoah, ein Drittel untergetauchte Einheimische und ein Drittel Gläubige, die in einer bikonfessionellen Ehe überlebten. "Damals dachte man nicht nach, ob liberal oder orthodox", betonte Joffe den nicht selbstverständlichen Einklang. "Man war eine jüdische Gemeinschaft." Eine Feststellung und ein Appell.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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