Mit „Hudo“ in Lima: Weltumrunderin Heidi Hetzer erreicht Südamerika
Charlottenburg. Kein Klima zu extrem, kein Erdteil zu exotisch, kein Motorschaden irreparabel: Rennfahrerin Heidi Hetzer kommt der Weltumrundung 2016 ein gutes Stück näher – und erprobt dieser Tage im peruanischen Hochland die Verlässlichkeit ihres 85 Jahre alten Oldies.
Wie weit kann eine Frau kommen auf vier Rädern mit Speichen aus Holz? Über fünf Kontinente. Das jedenfalls ist ein vorläufige Bilanz. Das ist die Wegesleistung der wohl umtriebigsten Charlottenburgerin dieses jungen Jahrhunderts. Wo Heidi Hetzer gerade steckt? Jeder kann es nachvollziehen. Man prüfe nur die täglich frischen Facebook-Einträge oder die Posts ihres emsig gepflegten Blogs. Zu Beginn des Jahres 2016 beehrt die autobessene Großmutter Peru, befindet sich nach einer Odyssee durch Berge, Täler, Wüsten und tropische Wälder wieder einmal weit oben. Topographisch wie moralisch.
Europa, Asien, Australien, Neuseeland, Nordamerika – und jetzt also Lima. So weit hat sie ihr tattriger Oldtimer „Hudo“, Baujahr 1930, bisher getragen.
„Die alte Schachtel mit dem alten Auto“, so stellte sie sich im Juli 2014 einem Berliner Kamerateam vor. Selbstironie am Tag des Aufbruchs. Und der Humor ist auch nach der zigsten Panne geblieben. „Er ist eben wie ein alter Mann, 85 Jahre alt“, entschuldigt Hetzer jede „Hudo“-Macke. In Lebenslagen, die viel jüngere Abenteurer als bedrohlich empfinden würden, kommen ihr alle Fertigkeiten eines bewegten Lebens gerade recht: das technische Verständnis einer gelernten Mechanikerin, die Zielstrebigkeit der Rennfahrerin, das Verhandlungsgeschick einer Geschäftsfrau. Wie man sich den Menschen am Wegesrand mitteilt, musste Hetzer niemand lehren: „Man verständigt sich durch Winken. Das versteht jeder auf der Welt.“
Mechaniker gibt's überall
Freilich halfen die vielen Sympathiebekundungen auch nicht weiter, wenn der Hudson Great Eight wieder und wieder den Dienst quittierte. Dann aber fand sich bisher immer ein Schrauber, der die Chance ergriff, mit einer Reparaturleistung ins Geschichtsbuch einzugehen. Man merke: Kein Winkel der Welt ist so entlegen, dass es dort keinen kundigen Mechaniker gäbe. Kein Motorschaden ist irreparabel, begibt man sich nur in die richtigen Hände.
Aber muss sich eine (bei Abfahrt) 77-jährige Frau für solche Erkenntnise auf eine derart extreme Reise begeben? Ist das Vertrauen in ein automobiles Fossil nicht ein Zeichen von Verrücktheit? Für Hetzer eher eine Frage der Sichtweise. Wenn die Auto-Pionierin Clärenore Stinnes in den 20ern den gefrorenen Baikalsee und die Wüste Gobi durchqueren konnte, dann müssen doch Ozeane und das Outback heute erst recht zu meistern sein.
Bürokratie auf der ganzen Welt
Waren zu Stinnes Zeiten technische Schwierigkeiten das Fatale, so sind es in der Ära Hetzer oft bürokratische Hürden. Durch China wollte man sie nicht reisen lassen, ohne Aufpasser an ihrer Seite – Mr. Wang. Und so ziemlich jeder Zollbeamter auf dem Globus zieht die Augenbrauen hoch, wenn „Hudo“ und Heidi die Einreise erbitten.
Als Entschädigung gibt es dann stets Begegnungen mit gastfreundichen Einheimischen. Und die Bekanntschaft mit fremden Bräuchen. An Heiligabend Feuerwerk – das ist jedenfalls typisch Peru.
„Weihnachten und Silvester an einem Tag. Das hatte ich auch noch nicht“, bekannte die Autotouristin. Eigentlich wollte sie nach zwei Jahren wieder in Berlin angelangen. Aber noch trennen sie die Weiten Afrikas von den heimischen Gefilden. Und so gilt nun ein anderes Ziel: Heimkehr vor dem 80. Geburtstag. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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