(K)Ein Platz für Harald Juhnke
FDP benennt Joachimsthaler Platz symbolisch um
Harald Juhnke ist nach Charlottenburg zurückgekehrt. Der Joachimsthaler Platz trug vorübergehend seinen Namen. Die FDP-Fraktion hatte ihn symbolisch umbenannt. Um Druck zu machen. Denn im Bezirk fehlt die Zustimmung für einen dauerhaften Harald-Juhnke-Platz.
In Berlin gibt es bis heute keine Straße und keinen Stadtplatz, der an Harald Juhnke erinnert. Die FDP-Fraktion will das ändern und hatte darum im vergangenen November beantragt, den Joachimsthaler Platz in Harald-Juhnke-Platz umzutaufen. Weil über den Antrag noch nicht entschieden ist – zuletzt wurde er in der Januar-Sitzung der Bezirksverordneten auf nach der Wahl vertagt –, schritt die FDP-Fraktion nun selbst zur Tat und benannte den Platz an der Ecke Kurfürstendamm kurzerhand um. Das symbolische Straßenschild sollte ihrer Forderung Nachdruck verleihen.
„Bedauerlicherweise können wir heute wegen politischer Taktiererei im Bezirk noch nicht die endgültige Umbenennung des Joachimsthaler Platzes verkünden“, sagte Fraktionschef Felix Recke-Friedrich bei der Aktion. Erklärtes Ziel sei aber, den neuen Namen spätestens zum 9. November offiziell zu machen. Denn dann steht das 75. Bühnenjubiläum des beliebten Entertainers an.
Den Joachimsthaler Platz hatte sich die FDP wegen seiner zentralen Lage in der City West ausgesucht. Und weil der Platz keine Postadresse hat. „Für die Anwohner hätte die Umbenennung also keine Folgen“, so Friedrich-Recke. Weil der Joachimthaler Platz nicht besonders groß ist, wüssten viele wahrscheinlich nicht mal, dass er so heißt. „Wir hoffen jetzt, dass der Bezirk zustimmt.“ Harald Juhnke sei als „Berlins König der Komödianten“, wie ihn der Berliner Schauspieler Günter Pfitzmann einst nannte, untrennbar mit dem Bezirk verbunden.
Juhnke wurde 1929 in der Städtischen Frauenklinik Charlottenburg geboren, wuchs zwar im Wedding auf, feierte seine größten Erfolge als Schauspieler aber auf den Bühnen der Theater am Kurfürstendamm. Er starb am 1. April 2005. Nach dem Gesetz dürfen Straßen in Berlin fünf Jahre nach dem Tod berühmter Persönlichkeiten nach ihnen umbenannt werden. Zuständig sind dafür die Bezirke.
Bezirksverordnete uneins
Juhnkes Familie, darunter Sohn Oliver Juhnke, und auch sein langjähriger Manager Peter Wolf unterstützen den Antrag der FDP. Wolf war bei der symbolischen Umbenennung dabei, ebenso wie der Berliner FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja. Im Bezirk sind die Meinungen jedoch geteilt. Die Grünen etwa sympathisieren eher mit dem Vorschlag von Nils Busch-Petersen. Der Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg hatte vorgeschlagen, den Joachimsthaler Platz nach der fast völlig vergessenen Familie der jüdischen Kaufleute Grünfeld zu benennen. Das Unternehmen hatte dort einst seinen Sitz, und auch bei den Berlinern war der Platz das „Grünfeld-Eck“. Daher eigne sich „dieser Ort sehr gut, um an die jüdische Geschichte des Bezirks zu erinnern“, so Fraktionschefin Dagmar Kempf. Die Grünen wollen in der nächsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einen entsprechenden Antrag vorlegen.
Die Linksfraktion lehnt den FDP-Antrag ab. Zum einen, weil die BVV beschlossen hatte, Straßen und Plätze nur noch nach Frauen zu benennen. „Zum anderen gibt es für Harald Juhnke bereits eine Gedenktafel in Grunewald, die seinem Gedenken Rechnung trägt“, sagt Anne Zetsche, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion. Die Gedenktafel hängt an Juhnkes Villa in der Lassenstraße 1. An der Fordener Straße im Wedding steht ein Harald-Juhnke-Denkmal, und auf dem Waldfriedhof in Dahlem, wo der Entertainer beerdigt ist, hat er ein Ehrengrab.
Die SPD-Fraktion hat grundsätzlich nichts gegen einen Harald-Juhnke-Platz. „Es muss aber nicht zwangsläufig der Joachimsthaler Platz sein“, so Fraktionschef Alexander Sempf. Das Bezirksamt sei mit dem Antrag der FDP aufgefordert, auch andere Straßen oder Plätze zu prüfen. Diese Prüfung wolle man abwarten und schauen, welche Orte sich noch eigneten.
Am Joachimsthaler Platz musste das Straßenschild „Harald Juhnke“ nach seiner Enthüllung jedenfalls zügig wieder weg. Bevor das Ordnungsamt davon Wind bekam.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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