SPD-Abgeordnete Ülker Radziwill informiert sich vor Ort
Seit einigen Jahren hat sich die Drogenszene vom Zoo hierher verlagert. Doch im Bezirk wird nicht nur am Stutti gedealt und konsumiert, sondern an etlichen Bahnhöfen entlang der U-Bahnlinie 7, vor allem zwischen Fehrbelliner und Mierendorffplatz. Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) nennt die Gründe: "Hier kann man schnell untertauchen und in den angrenzenden Grünanlagen Drogen nehmen und verstecken." Die Situation habe sich allerdings in den letzten Monaten ein wenig entspannt, auch weil zwei BVG-Mitarbeiter in zivil jeden Tag von 6 bis 22 Uhr Streife führen.
Die Mitarbeiter des Vereins "Fixpunkt" verfolgen einen anderen Ansatz. Sie sind werktags von 14 bis 18 Uhr mit zwei Autos am Stuttgarter Platz - einem Präventions- und einem Konsummobil. Hier können sich Süchtige beraten lassen, Spritzen tauschen und mitgebrachte Drogen konsumieren. Um die Ecke hängt ein Spritzenautomat, der meistgenutzte der Stadt. Ülker Radziwill wollte wissen: Was ist dran an dem Vorwurf, die Präsenz von "Fixpunkt" locke Drogensüchtige an? "Gar nichts", sagt Sozialarbeiter Matthias Frötschl. "Wir sind der Szene hinterher gezogen, nicht umgekehrt."
Rund 30 Mal pro Tag wird im Drogenmobil gespritzt. Der Bedarf sei höher, oft müssten Süchtige warten. Viele verziehen sich in die Gebüsche rund um den Platz und konsumieren dort. "Wir und der Verein IdeFix machen regelmäßig Rundgänge und holen in einer Woche mehr als 500 Nadeln aus der Anlage", so Frötschl. Er ist für einen festen Drogenkonsumraum, wie es ihn in Kreuzberg und Moabit gibt; er könnte zum Beispiel an der Kaiser-Friedrich-Straße eingerichtet werden. Auch die Charlottenburger Bezirksverordneten haben für einen solchen Raum votiert. "Doch wir sind auf die Unterstützung des Landes Berlin angewiesen, und die CDU lehnt diesen Plan ab", erklärt Stadtrat Schulte. Auf Spielplätze gingen die Drogensüchtigen übrigens sehr selten: "Wir hatten in diesem Jahr einen einzigen Spritzenfund im Sand, das ist natürlich schlimm genug".
Der Vorsitzende Norbert Wittke betont in der Diskussion allerdings auch, dass man die Abhängigen nicht für alle Missstände verantwortlich machen kann: "Oft sind es gar nicht die Drogensüchtigen, die Müll in die Gegend schmeißen oder ihre Notdurft in den Büschen verrichten. Und längst nicht alle Taschendiebstähle in der Wilmersdorfer Straße gehen auf ihr Konto".
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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