Gewalt im Amateurfußball
Dieser Berliner Verein schützt seine Schiedsrichter jetzt mit Bodyguards
Kann ich als Schiedsrichter guten Gewissens eine Partie leiten oder muss ich mir ernsthafte Sorgen um meine Gesundheit machen? Diese Frage müssen sich Schiedsrichter stellen, nachdem es in letzter Zeit immer häufiger zu gewaltsamen Übergriffen im Amateurfußballbereich gekommen ist. Der Berliner Landesligist Friedenauer TSC setzt jetzt ein Zeichen und engagiert für jedes Spiel einen Sicherheitsdienst.
"Den Schritt mit den Bodyguards haben wir deshalb ins Leben gerufen, da die Aktionen, die gegenüber Schiedsrichtern abgelaufen sind, so nicht gehen", erklärt Dennis Linke, sportlicher Leiter beim Berliner Landesligisten Friedenauer TSC diesen doch ungewöhnlichen Schritt. Höhepunkt dieser Entwicklung war der Streik der Berliner Schiedsrichter vor zwei Wochen, durch den insgesamt 1.500 Spiele ausfallen mussten. Damit es gar nicht erst zu Übergriffen kommt, patrouilliert jetzt jeden Sonntag ein Bodyguard eines vom Friedenauer TSC beauftragten Sicherheitsdienstes auf der Sportanlage an der Offenbacher Straße. "Dieser kommt zum ersten Jugendspiel um neuen Uhr und bleibt bis zum letzten Spiel um 17 Uhr", sagt Linke.
Bundesweite Aufmerksamkeit
Mit der Aktion erfuhr der Klub in den vergangenen Tagen bundesweite Aufmerksamkeit. Selbst die Fernsehkameras, die sonst eher im Olympiastadion oder im Stadion an der Alten Försterei zu finden sind sind, fanden ihren Weg in den beschaulichen Stadtteil Friedenau. Dafür gab es allerdings reichlich Kritik, wie Linke im Gespräch mit der Berliner Woche erzählt. "Wir haben viel Gegenwind bekommen. Uns wurde Mediengeilheit vorgeworfen." Doch die Kritik kontert Linke. "Ich glaube, dass insbesondere junge Schiedsrichter von der Aktion profitieren. So werden möglicherweise Entscheidungen getroffen, die unter anderen Voraussetzungen so nicht getroffen würden."
Allen Kritikern macht der Sportliche Leiter klar, welche Rolle ein Schiedsrichter für ein Fußballspiel hat. "Fußball ist unser Hobby und wir wollen Spaß haben. Dafür sind die Schiedsrichter genauso wichtig, wie die zwei Mannschaften." Er führt fort: "Viele wissen gar nicht was es heißt, sich von 22 Spielern bepöbeln zu lassen. Egal wie man es macht, macht man es falsch. Daher habe ich auch den allerhöchsten vor der Tätigkeit des Schiedsrichters."
Kritik am Verband
Trotzdem haben das viele Beteiligte noch nicht verstanden. Überrascht davon ist Linke allerdings nicht. Er sieht den Verband in der Pflicht, aktiv zu werden. "Was hilft uns jemand von den Vereinen, dem wir ein Leibchen mit der Aufschrift Ordner anziehen? Wenn es zur Sache geht macht der auch nichts. Ist dann noch ein Messer im Spiel, ist er der Erste, der weg rennt." Was sich Linke wünscht, sind längere Sperren. Wenn die Strafen härter werden, so ist sich Linke sicher, "wird es irgendwann Früchte tragen". "Das wurde in den vergangenen Jahren allerdings versäumt."
Arbeits-Verbandstag beschließt härtere Sanktionen
Einen ersten Schritt dazu hat der Verband am Samstag beim Arbeits-Verbandstag gemacht. So soll das Strafmaß von Spielsperren erhöht werden und eine Sperre nach einer Tätlichkeit bis zur Sportgerichtsverhandlung automatisch in Kraft treten.
Projekt ist bis Jahresende angesetzt
Doch bis es dazu kommt setzt der Friedenauer TSC weiter auf seine Bodyguards. Bis Jahresende ist das Projekt, das durch viele Sponsoren ermöglicht wurde, angesetzt. "Wir werden uns dann zusammensetzten und gucken, was uns das Projekt gebracht hat", sagt Linke abschließend.
Autor:Christian Schaffeld aus Mitte |
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