Straßenbahn durch den Görli
Senat kündigt "stadtgrünschonende" Variante an
Die Senatsverkehrsverwaltung hat die Verlängerung der Tram M10 durch den Görlitzer Park beschlossen. Eine „stadtgrünschonende Verkehrsführung“ soll den Park „weiter aufwerten“.
Die Straßenbahnlinie M10 soll 2,9 Kilometer länger werden und künftig Friedrichshain und Neukölln verbinden. Für die Trassenführung wurde nach Angaben der Verkehrsverwaltung eine „Vorzugsvariante“ festgelegt, die auch durch den Görlitzer Park führt. Konkret soll die M10 von ihrem jetzigen Endhaltepunkt am S-Bahnhof Warschauer Straße über die Oberbaumbrücke, durch die dann autofreie Falckensteinstraße und den Görlitzer Park, weiter über den Landwehrkanal entlang der Glogauer und Pannierstraße bis zur Sonnenallee fahren. Dort biegt die Straßenbahn in Richtung Hermannplatz ab, wo sie an der Urbanstraße endet. „Die Linie bringt neue Anbindungen an die U-Bahnen U7 und U8 und schließt so Netzlücken im Herzen der Stadt“, teilt Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) mit. „Durch den Görlitzer Park werden wir gemeinsam mit dem Bezirk eine stadtgrünschonende Verkehrsführung entwickeln und die Grünanlage weiter aufwerten.“
„Gemeinsam mit dem Bezirk“ heißt in diesem Fall allerdings ohne Konsens der Bezirksverordneten. Die sollten sich auf Antrag der Linksfraktion ursprünglich gegen eine Tram-Trasse durch den Görlitzer Park aussprechen und das Bezirksamt anhalten, sich bei der Senatsverwaltung für eine Umfahrung einzusetzen. Denn: „Der Görlitzer Park dient der Erholung und dem Freizeitvergnügen, eine querende Straßenbahn ist schon aus Sicherheitsgründen abzulehnen“, hieß es im damaligen Antrag. Da parallel mit der Straßenbahn viele Fußgänger und Radfahrer den Park queren würden, müsste die gemeinsame Trasse eine große Breite haben mit der Konsequenz, dass die Grünanlage zerschnitten und andere Nutzungen stark eingeschränkt würden. „Da es im laufenden Planverfahren auch mögliche Trassen-Varianten ohne Park-Querung gibt, sollte eine solche gewählt werden.“ Im Umweltausschuss wurde der Antrag inhaltlich dann stark geändert und die „weichgespülte“ Variante im Februar von den Bezirksverordneten mehrheitlich beschlossen.
"Grüne Erholungsfläche
nachhaltig beschädigt"
Kritik an der geplanten Streckenführung äußerte vor dem aktuellen Senatsbeschluss der Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser (Die Linke). „Der Plan von Verkehrssenatorin Günther ist ein Affront gegenüber all denjenigen, die darauf vertraut haben, dass bei der Entscheidung über die Trassenführungen die zahlreichen Einwände der Anlieger ernst genommen werden.“ Zwei Tramspuren und entsprechende Sicherheitsabsperrungen würden eine der wenigen zusammenhängenden grünen Erholungsflächen in Kreuzberg nachhaltig beschädigen. Massive Proteste seien absehbar, so Meiser.
Laut Senatsverwaltung ist die bevorzugte Streckenvariante „nach intensiver Bürgerbeteiligung und sorgfältiger Abwägung der Alternativen bestimmt worden“. Zudem betont die Verkehrsbehörde ausdrücklich den Nutzen und die Wirtschaftlichkeit der verlängerten Strecke, die am Hermannplatz und an der Warschauer Straße zu einer besseren Netzanknüpfung und einer deutlich besseren Anbindung des östlichen Kreuzbergs und des nördlichen Neuköllns an den ÖPNV-Schienenverkehr führen werde. Das Bezirksamt äußerte sich zum geplanten Streckenverlauf auf Anfrage nicht.
Die Kosten für den 2,9 Kilometer langen Trassenbau betragen rund 62 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme der Neubaustrecke bis zum Hermannplatz wird frühestens im Jahr 2028 erwartet. Die M10 verbindet bereits die Stadtteile Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Mitte und wird bis Anfang 2023 im Westen zunächst vom Hauptbahnhof bis zum U-Bahnhof Turmstraße in Moabit verlängert. Die Baugenehmigung liegt dafür seit Anfang dieses Jahres vor. Perspektivisch soll die Tram bis zur Jungfernheide und weiter zum Flughafenareal Tegel führen.
Neben der Verlängerung der M10 durch den Görlitzer Park hat der Senat auch den Neubau einer Straßenbahnstrecke von Weißensee über Heinersdorf bis zum S-Bahnhof Pankow beschlossen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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