Unwägbarkeiten vor dem nächsten Lebensabschnitt
Welche Oberschule für mein Kind?

Unterricht am Computer, hier am Hermann-Hesse-Gymnasium. Die Ausstattung einer Schule spielt für viele bei der Anmeldung ebenfalls eine Rolle.  | Foto: Thomas Frey
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Die Lotterie startet am 17. und endet am 26. Februar. Das ist der Anmeldezeitraum für diejenigen, die ab der siebten Klasse eine Sekundarschule oder ein Gymnasium besuchen. Bei einigen Gymnasien geht das auch schon ab Klasse 5. Interessenten dafür müssen zwischen 10. und 13. Februar vorstellig werden.

Für die betroffenen Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern beginnt mit dem Wechsel auf die Oberschule ein neuer Lebensabschnitt. Der ist mit einigen Unwägbarkeiten verbunden und kann, Stichwort Lotterie, nicht nur im übertragenen Sinn zu einem Glücksspiel werden.

Das Procedere: Jede weiterführende Schule in Berlin steht jedem Bewerber offen. Ganz egal aus welchem Bezirk der kommt und in welchem die gewünschte Lehranstalt liegt. Es gilt Wahlfreiheit. Zumindest theoretisch. Denn die ist nur dann vollständig gegeben, wenn sich Angebot und Nachfrage bei der Wunschschule zumindest die Waage halten. Das ist an immer wenigen der Fall. Gerade in Friedrichshain-Kreuzberg.

Ein paar Sekundarschulen hatten in den vergangenen Jahren noch freie Kapazitäten. Auch die schmelzen inzwischen. Die Regel ist inzwischen: Die meisten Sekundarschulen und nahezu alle Gymnasien im Bezirk haben in der Regel mehr Bewerber als Plätze. Ein Problem, das sich in den kommenden Jahren noch verschärft. Und die einheimischen Kandidatinnen und Kandidaten stehen dort, Stichwort Wahlfreiheit, in Konkurrenz zu Gleichaltrigen, die von anderswo herkommen.

Die Auslese: Ganz wichtig bei der Platzvergabe in einer angesagten Schule sind die bisherigen Leistungen in der Grundschule. Gradmesser dafür sind beim Wechsel ab Klasse sieben die Zeugnisse aus dem zweiten Halbjahr der fünften und erstem Halbjahr der sechsten Klassen. Dort zählen die Noten für Deutsch, Mathematik, Fremdsprache, Natur- und Gesellschaftswissenschaften doppelt. Ergeben sie einen Durchschnitt von 2,2 und besser, wird der Besuch eines Gymnasiums empfohlen. Bei 2,8 und schlechter gilt das für die Sekundarschule. Liegt der Schnitt dazwischen, wird die sogenannte Förderprognose wichtig. Dort werden zum Beispiel individuelle Stärken und Schwächen aufgelistet und daraus folgernd eine Einschätzung abgegeben, welche Schulart wahrscheinlich besser geeignet ist. Das ist aber kein Muss. Es gibt Jahr für Jahr Eltern, die ihr Kind unbedingt auf einem Gymnasium sehen wollen, obwohl dessen bisherige Schullaufbahn nicht dafür spricht.

Wegen der großen Nachfrage in den Friedrichshain-Kreuzberger Gymnasien reicht manchmal selbst ein Schnitt um die Note zwei oft nicht mehr aus, um angenommen zu werden. Denn je mehr Bewerber, umso mehr wird auf die Zeugnisse geschaut und dann werden in der Regel die Besten genommen. Das gilt zumindest für die 60 Prozent, deren Aufnahme nach diesem Kriterium erfolgt.

Die restlichen 40 Prozent verteilen sich zum einen auf zehn Prozent sogenannte Härtefälle. Das können dann knapp Gescheiterte im Notenranking sein oder anderswo nicht Angekommene. Insgesamt steht dieser Anteil für eine gewisse Manövriermöglichkeit. Er basiert auch, aber nicht allein, auf Glück.

Anders als beim noch übrigen knappen Drittel. Das wird nämlich per Los ermittelt. Alle an dieser Schule angemeldeten und noch nicht versorgten Kandidaten landen in einem Topf. Wer gezogen wird, ist dabei. Egal mit welchem Schnitt oder Prognose. Der Rest muss auf Alternativen zurückgreifen. Dabei kommt dann ganz konkret die Lotterie ins Spiel.

Drei Wünsche: Schon um das Verfahren sicherzustellen, ist vorgeschrieben, dass drei Wunschschulen aufgelistet werden, einschließlich entsprechender Platzierung. Eine wichtige Stütze, damit am Ende möglichst jeder irgendwie gewinnt. Wenn auch in unterschiedlicher Preisklasse. Jemand wird an der angegebenen Lieblingsschule nicht angenommen, aber vielleicht per Los an der Zweitplatzierten oder als Härtefall bei Nummer drei. Dadurch entwirrt sich das Knäuel.

Das Ziel sei, jedes Kind an eine der aufgelisteten Schulen zu vermitteln, betonen die Bildungsverwaltung und auch das bezirkliche Schulamt. Meist funktioniert das auch irgendwie. Manchmal nach langem Warten.

Wo nicht, gibt es häufig auch juristische Gegenwehr. Einige Klageverfahren sind ebenfalls regelmäßiger Bestandteil der jährlichen Schullotterie.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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