East Side Gallery soll Weltkulturerbe werden
Friedrichshain. Die East Side Gallery in einer Reihe mit berühmten Baudenkmälern rund um den Globus. Das ist das Ziel eines Antrags des Grünen-Bezirksverordneten Werner Heck.
Er fordert, dass der etwa 1,2 Kilometer lange noch erhaltene Abschnitt der Berliner Mauer entlang der Mühlenstraße zum Weltkulturerbe wird. Dieser ehemalige Bereich der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin war Anfang 1990 von Künstlern aus aller Welt bemalt worden und blieb vor allem deshalb erhalten. Heute ist er ein Besuchermagnet.
Heck begründet seinen Vorstoß unter anderem damit, dass die East Side Gallery nicht nur an die Schrecken des Kalten Krieges erinnere, sondern ebenso "zu einem Symbol der Hoffnung auf den friedlichen Fall der Mauern" geworden sei. Damit passe sie in die Kriterien eines Weltkulturerbes, denn mit diesem Status sollen auch bedeutsame Abschnitte der Menschheitsgeschichte versehen werden. Und dass die verantwortliche UN-Kulturorganisation Unesco einen Schwerpunkt inzwischen auf die eher zeitgenössische Würdigung herausragender Gebäude oder Landschaften legt, spiele ebenfalls in die Karten. Dazu kommt noch ein weiteres, vielleicht sogar entscheidendes Argument: Wenn die East Side Gallery Weltkulturerbe wird, sei sie auch besser geschützt. Etwa vor weiteren Bauvorhaben. "Es geht darum, zu retten, was noch zu retten ist", meint Werner Heck.
Der Antrag wäre grundsätzlich zu begrüßen, auch wenn er sich frage, warum er gerade jetzt komme, sagt Kani Alavi, Vorsitzender des Vereins East Side Gallery. Schon vor 15 Jahren habe er eine Aufnahme in die Unesco-Liste gefordert, der Status eines Weltkulturerbes sei auch Teil seines Sieben-Punkte-Plans aus dem Jahr 2012 gewesen. Bisher, so sein Vorwurf, seien aber der Bezirk und vor allem die Grünen nicht als große Retter der East Side Gallery in Erscheinung getreten. Sie sollten dort deshalb erst einmal ihre Hausaufgaben machen.
Das betrifft auch die schon vor zwei Jahren angekündigte Umgestaltung des Gehwegs. Nach Angaben von Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis 90/Grüne) soll sie im Juni 2018 beginnen. Der Bürgersteig wird um zwei auf dann durchschnittlich sechs Meter verbreitert. Dafür verschwindet der Parkstreifen am Fahrbahnrand. Außerdem müssen Straßenlaternen verändert und die Kanalisation angepasst werden. Entlang der Mauergemälde gibt es im Abstand von 85 Zentimeter ein Schutzgeländer. Gleiches gilt für die Wasserseite. Das Geländer soll knapp einen Meter hoch werden. Derzeit sind die meisten Bilder an der Mühlenstraße durch einen provisorischen Gitterzaun gesichert, um Schmierereien zu verhindern. Seit 2015 wurden die meisten restauriert. Außerdem will sich das Assisi-Mauerpanorama im Bereich der East Side Gallery ansiedeln. Die Großbildinstallation befindet sich bisher am Checkpoint Charlie, muss dort aber weichen. Assisi wünscht sich als neuen Standort den East Side Park, unweit des ehemaligen Yaam-Geländes vis-à-vis vom Ostbahnhof.
Kani Alavi begrüßt diesen Vorstoß und auch Werner Heck zeigt sich dafür offen. Allerdings verweist er, ebenso wie Kulturstadträtin Clara Herrmann (Bündnis 90/Grüne) darauf, dass noch einige Fragen geklärt werden müssten. Etwa, ob die rund 15 Meter hohe Panoramainstallation baulich in diese Gegend passt. Sie würde außerdem zu Lasten vorhandener Grünflächen gehen.
Diese und weitere Fragen sollten Teil eines Gesamtkonzepts werden, regt Clara Herrmann an, gerade vor dem Hintergrund des Themas Weltkulturerbe. Ende Mai wird es dazu eine gemeinsame Sitzung der Ausschüsse für Stadtplanung sowie Kultur geben.
Die Initiative Weltkulturerbe ist auf jeden Fall ein Langzeitprojekt. Zunächst geht es darum, die zuständigen Stellen des Landes Berlin dafür zu gewinnen. Der Senat muss den Antrag dann bei der Kultusministerkonferenz einreichen und die ihn der Unesco vorschlagen. Allerdings ist das erst wieder in einigen Jahren möglich.
Aber bereits wenn der Vorschlag auf dem Weg sei, wäre die East Side Gallery dadurch besser geschützt, ist Werner Heck überzeugt. Die historische Kunstmeile könnte dann mit mehr Mitteln rechnen und endlich ein gesicherter Teil des Berliner Gedenkstättenkonzepts werden. Außerdem hofft er darauf, den noch immer vorgesehenen Gebäuderiegel neben dem Hochhaus auf dem Mauerstreifen zu verhindern. Darauf zielt auch ein Antrag, den der Grüne in die Bezirksverordnetenversammlung am 10. Mai einbringt. Der Investor soll durch Entschädigungszahlungen oder Ausgleichsgrundstücke zu einem Verzicht auf das Bauvorhaben an dieser Stelle bewegt werden. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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