Helfer, Herausforderungen und Hindernisse: Eine Bestandsaufnahme zur Flüchtlingssituation im Bezirk

Sophia (21, links) gibt in der Sporthalle in der Gürtelstraße Essen aus. Für die Studentin aus Friedrichshain ist das nicht der erste Einsatz. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Sophia (21, links) gibt in der Sporthalle in der Gürtelstraße Essen aus. Für die Studentin aus Friedrichshain ist das nicht der erste Einsatz.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Sechs Sporthallen im Bezirk sind zu Notunterkünften geworden. Rund 1000 Flüchtlinge leben dort. Dass ihre Betreuung einigermaßen klappt, ist vor allem vielen Freiwilligen zu verdanken. Eine Bestandsaufnahme:

Unterkünfte: Untergebracht sind die Flüchtlinge in den Sporthallen der Bürgermeister-Herz- und der Hausburg-Grundschule, der Hector-Petersen-Oberschule, des OSZ Handel sowie in der Gürtel- und Lobeckstraße. Bei den Gebäuden sei darauf geachtet worden, dass sie sich nicht direkt auf einem Schulgelände befinden, sagt Schulstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Zwischen einem Anruf aus dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) und der Ankunft der ersten Bewohner seien es häufig nur wenige Stunden.

Engagement: Auch in Friedrichshain-Kreuzberg standen vor allem freiwillige Helfer parat, wenn manchmal auch spät in der Nacht eine Halle tauglich gemacht werden musste. Organisiert sind sie etwa bei „Friedrichshain hilft“ oder „Kreuzberg hilft“. Unter www.friedrichshain-hilft.de oder www.kreuzberg-hilft.com findet sich eine Übersicht, welche Unterstützung wo gebraucht wird.

Dokumente für Helfer: Wer direkt in den Unterkünften tätig werden möchte, braucht ein polizeiliches Führungszeugnis sowie eine Gesundheitskarte. Das Führungszeugnis werde im Normalfall schnell bewilligt, sagt Knut Mildner-Spindler (Die Linke), Stadtrat für Bürgerdienste. Es kann auch ohne Termin in den Bürgerämtern beantragt werden, außerdem per Post oder E-Mail. Weitere Informationen auf:www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg. Etwas aufwendiger ist der Erhalt der Gesundheitskarte. Sie gibt es nach einer etwa halbstündigen kostenlosen Belehrung im Gesundheitsamt Mitte, Reinickendorfer Straße 60 in Wedding. Anmeldung unter gesundheitspass@ba-mitte.berlin.de.

Bürokratische Barrieren: Jede Flüchtlingsunterkunft wird von einem freien Träger betrieben. Nicht immer klappt das auf Anhieb. Vor allem in der Gürtelstraße gab es zu Beginn einige Probleme. Neben den Freiwilligen sorgten dort die Flüchtlinge selbst in den ersten Tagen für einen einigermaßen reibungslosen Ablauf. Sie bauten ihre Betten auf oder gaben Essen aus. Nach Angaben des Lageso werde jedem Träger eine benötigte Zahl an Mitarbeitern finanziert, von der Leitung über Sozialarbeiter bis zu Kinderbetreuern. Die Betreiber beklagen dagegen, dass es häufig noch keine schriftlichen Verträge gibt und sie die Kosten vorstrecken müssten. Und das Lageso käme nur für die Grundbedürfnisse auf. Alles darüber hinaus müsse auf freiwilliger Basis geleistet werden.

Ärztliche Versorgung: Die meisten Flüchtlinge sind noch nicht registriert. haben also auch keinen Gesundheitsschutz. Ärzte leisten freiwillige Hilfe, mit Vivantes habe der Bezirk eine Kooperation vereinbart, erklärte Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne) in der BVV. Ein sogenanntes Vivantomobil werde die Unterkünfte regelmäßig für Behandlungen anfahren. Die Kosten dafür übernehme zunächst der Bezirk, der Senat habe aber mitgeteilt, dass er sie später begleichen werde. Eine ähnliche Zusammenarbeit schwebt Herrmann mit Zahnärzten und Apotheken vor. tf

Sophia (21, links) gibt in der Sporthalle in der Gürtelstraße Essen aus. Für die Studentin aus Friedrichshain ist das nicht der erste Einsatz. | Foto: Thomas Frey
Flüchtlinge bauen in der Gürtelstraße ihre Betten auf. Gerade dort hat die Organisation nicht auf Anhieb funktioniert. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 265× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 94× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.