Spiel mit besonderen Regeln: Neue Sporthalle gefährdet Bestand des Tennisclubs Friedrichshain

Auf diesen beiden Tennisplätzen soll ab kommendem Jahr eine Sporthalle gebaut werden. Dahinter das Gebäude der Lasker-Schule. | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • Auf diesen beiden Tennisplätzen soll ab kommendem Jahr eine Sporthalle gebaut werden. Dahinter das Gebäude der Lasker-Schule.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Tennismatches gehen manchmal über mehrere Stunden. Wer diesen Sport betreibt, muss Ausdauer haben.

Das gilt auch für die Mitglieder des Tennsiclubs (TC) Friedrichshain. Ihr seit inzwischen fast vier Jahre andauernder Kampf ist allerdings selbst mit einem Fünf-Satz-Spiel inklusive Tie-Break nicht mehr zu vergleichen. Schon weil er außerhalb des Platzes ausgefochten wird. Es geht um die Flächen und letzten Endes um die Zukunft des Vereins.

Der TC Friedrichshain befindet sich an der Modersohnstraße. Er hat 340 Mitglieder, davon 130 Kinder. Tendenz jeweils steigend. Allerdings ist die Aufnahmekapazität bereits jetzt begrenzt. Den Aktiven stehen bisher sechs Spielfelder zur Verfügung. Von denen sollten zwei wegfallen. So war die Ausgangslage beim ersten Aufschlag zu diesem besonderen Match Anfang 2014.

An das TC-Gelände grenzt die Emanuel-Lasker-Sekundarschule. Die braucht eine weitere Sporthalle. In einem mobilen Ergänzungsbau werden inzwischen auch Grundschüler unterrichtet. Außerdem bekommt die Lasker-Schule eine gymnasiale Oberstufe. Die Schülerzahl wird sich von derzeit rund 400 in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln. Der Hallenbau ist auf der Fläche der beiden direkt am Vereinsheim liegenden Tennisplätze vorgesehen.

Den Bedarf sieht auch der Club. Aber er könne nicht allein auf seine Kosten realisiert werden. So startete ein Spiel mit verschiedenen Gegnern, bei dem bisweilen auch Bälle aus der Deckung geschlagen wurden.

Das habe bereits damit begonnen, "dass wir über diese Pläne nicht durch das Bezirksamt informiert wurden", sagt der Vorsitzende Andreas Pirl. Mit dem danach einsetzenden Protest musste sich die Verwaltung beschäftigen. Deren Vorschlag lautete dann: Es gibt Ausgleichsflächen für die wegfallenden Tenniscourts, etwa auf dem bisherigen Areal des Vereinsheims. Dessen Abriss wäre dann allerdings vom Club zu bezahlen. Eine weitere Ausgleichsfläche befindet sich auf dem Schulgelände.

Für die Mitglieder war der Vorschlag unannehmbar, schon wegen der finanziellen Belastungen von Minimum 300 000 Euro. Und ein Platz auf der Schulfläche, wie sollte das funktionieren? Der Club machte sich selbst Gedanken, wie andere Varianten aussehen könnten. Ein Vorschlag lautete: Warum die Sporthalle nicht direkt an die Modersohnstraße bauen? Darauf gab es aber einen Return vom Denkmalschutz. Mit welchen Argumenten die Idee abgelehnt wurde, konnte auch bei der Sitzung des Sportausschusses am 28. September auf dem Tennisgelände nicht vollständig geklärt werden. Anscheinend spielten dann nicht mehr vorhandene Sichtachsen zur Lasker-Schule eine Rolle.

Immerhin, der Ausschuss bekräftigte erneut, dass der TC auch in Zukunft sechs Plätze behalten soll. Wo es Ersatz für die beiden wegfallenden geben könnte, darum ging es vor allem bei dem Vor-Ort-Termin. Eine Alternative könnte der Bolzplatz am östlichen Rand der Lasker-Sportanlage sein. Er ist ohnehin als Ausweichfläche während der Bauarbeiten für die Sporthalle vorgesehen. Der Nachteil: Der Platz liegt einige hundert Meter entfernt vom Tennisgelände. Und es müssten dort mehrere Bäume, wenngleich vor allem Pappeln, gefällt werden. In den Fokus rückte das sogenannte "Grüne Klassenzimmer" der Lasker-Schule. Es grenzt direkt an die TC-Anlage. Mehrere Bezirksverordnete hatten den Eindruck, dass das Grundstück eher selten für naturnahen Unterricht genutzt wird. Also dann lieber für Ballwechsel? Eine Beschlussempfehlung in diese Richtung wurde aber auf Antrag der Grünen zunächst vertagt.

Auch insgesamt sind weitere Abstimmungsprozesse nötig. Denn wie erwähnt, es gibt viele Player. Das Straßen- und Grünflächenamt spielt ebenso eine Rolle wie das Stadtplanungsamt. Dazu das Schul- und Sportamt, das, obwohl zwar eine Verwaltung, bei diesem besonderen Tennisspiel eher auf verschiedenen Seiten zu finden ist. Personifiziert wird das auch am verantwortlichen Schul- und Sportstadtrat Andy Hehmke (SPD). Er habe sich für den Erhalt von sechs Plätzen ausgesprochen, unterstrich Hehmke noch einmal. Um dann aber ebenfalls klarzustellen, dass am Sporthallenbau an der dafür vorgesehenen Stelle ebenfalls nicht mehr gerüttelt werden kann. Denn dafür stehen inzwischen Planung und Finanzierung. Baubeginn soll im Oktober 2018 sein, die Einweihung gut zwei Jahre später. Werde dieses Paket wieder aufgeschnürt, sei nicht vor Mitte der 2020er-Jahre mit der neuen Halle zu rechnen, warnte der Stadtrat.

Für die TC-Mitglieder ergab sich vor allem folgendes Bild: Das Sportgebäude wird auf zwei ihrer bisherigen Plätze errichtet. Sie sollen dafür Ersatz bekommen, aber wo ist noch immer nicht endgültig geklärt. Oder wie es ein Clubvertreter ausdrückte: "Das Finden zur Vorstufe Ihres Beschlusses" nach Alternativflächen "verläuft konträr zu Ihre Eile" beim Hallenbau. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 41× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 199× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 177× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 36× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 240× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 609× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.