Wohnungseinbrüche nehmen zu: Polizei will Bürger sensibilisieren
Gesundbrunnen. Nirgendwo wird im Bezirk Mitte soviel eingebrochen wie im Bereich des Polizeiabschnitts 36 in Gesundbrunnen. Die Beamten bitten die Bürger, mehr aufzupassen und die Türen zu sichern.
Offen stehende Fenster, angeklappte Balkontüren, lediglich ins Schloss gezogene Wohnungstüren – wer es den Einbrechern so leicht macht, ist schnell Opfer eines Verbrechens. Polizisten vom Abschnitt 36 und Spezialisten vom Einbruchskommissariat der für den Citybezirk zuständigen Polizeidirektion 3 hatten Anwohner, Schulhausmeister und Vermieter zum 16. Mai ins Olof-Palme-Zentrum geladen, um über das Dauerthema Wohnungseinbruch zu informieren. Gerade mal zwei Dutzend waren gekommen, um sich unter anderem zu Sicherungsmöglichkeiten beraten zu lassen. Auch die Wohnungsbaugesellschaft degewo, größter Vermieter im Kiez, schickte trotz Einladung keinen Vertreter. Dabei geht es beim Thema Wohnungseinbruch darum, „alle ins Boot zu holen“, ärgert sich Kripo-Kommissarin Lea Stumpf über das Fehlen der degewo.
„Gemeinsam entsteht Schutz“, so das Motto der aktuellen Präventionskampagne. Vermieter sollen darauf achten, dass die Hauseingangstüren wirklich schließen und die Mieter darauf hinweisen, wie wichtig es ist, Türen immer geschlossen zu halten.
Während berlinweit die Zahl der Wohnungseinbrüche leicht zurückgeht, werden es in Gesundbrunnen immer mehr. Waren es 2015 im Polizeiabschnitt 36 noch 307 Brüche, stieg die Zahl 2016 auf 359 Fälle. Und wenn man die Zahlen für das erste Quartal 2017 (78) hochrechnet, scheint der Aufwärtstrend anzuhalten. Nur fünf bis acht Prozent der Fälle kann die Polizei aufklären, sagt Sylvia Lampe-Dahm, Vizechefin des Einbruchskommissariats der Direktion 3. Täter sind vor allem Banden aus Osteuropa, die gezielt auf Diebestour gehen. Aber auch die Beschaffungskriminalität – wenn Junkies klauen, um an Geld für Drogen zu kommen – spielt eine Rolle.
Mit ein paar Verhaltensregeln und Sicherungsmaßnahmen kann man sich schon recht gut vor ungebeten Gästen schützen. Wichtig ist auch, dass die Nachbarn im Haus aufeinander achten und zum Beispiel nicht Fremde ins Haus lassen. Im Zweifelsfall ist es sicherer, die Polizei zu alarmieren, wenn Verdächtige im Treppenhaus lungern.
Die Polizei empfiehlt, Türen zu sichern und Zusatzschlösser einzubauen. Mieter sollten ihren Vermieter auch bitten, modernere Türen einzubauen, wenn die alten, wie zum Beispiel Wabentüren, überhaupt keinen Einbruchsschutz bieten. Bei zweiflügeligen Altbautüren verschaffen sich Einbrecher gern dadurch Zutritt, dass sie mit einem Haken die Kantenriegel aufziehen. Schraubt man die Riegel im Standflügel fest – eine winzige aber wirkungsvolle Maßnahme –, sehen die „Rieglezieher“ schnell alt aus. Auch ein zusätzliches Stangenschloss oder ein Querriegel signalisiert den Einbrechern: Hier muss ich lange rackern, um reinzukommen. In der Regel versuchen es Einbrecher erst gar nicht und suchen weiter nach ungesicherten Türen. „Die Täter wollen, dass es schnell und leise geht“, so Lea Stumpf.
Seit Ende 2015 fördert der Staat einbruchhemmende Maßnahmen, und seit März 2017 kann man schon ab einer einer Investitionssumme von 500 Euro zehn Prozent gefördert bekommen. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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