Geschichte auf dem Rathaushof
Ab 11. Mai marschiert die Hauptmanngarde wieder

Zum Saisonbeginn werden Stiefel und Schuhe auf Hochglanz gebracht. | Foto: Ralf Drescher
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Seit fast 20 Jahren wird die Köpenicker Altstadt jeweils sonnabends für kurze Zeit zum Kasernenhof. Dann marschiert die Hauptmanngarde auf und stellt den Ganovenstreich des Hauptmanns von Köpenick aus dem Jahr 1906 nach.

Über den falschen Hauptmann, der dem Köpenicker Magistrat die Kasse raubte, lachte damals halb Europa. Fast genau ein Vierteljahrhundert später machte der Schriftsteller Carl Zuckmayer die Köpenickiade mit seinem Drama dann auch im Rest der Welt bekannt.

Bis heute werben die Köpenicker mit diesem unerhörten Vorfall im erhaltenen historischen Rathaus. Vor fast 20 Jahren wurde die Hauptmanngarde als ABM-Projekt des Tourismusvereins ins Leben gerufen, im Jahr 2005 hat dann ein Verein die „Befehlsgewalt“ übernommen. „Wir bieten eine Mischung aus Geschichtsunterricht, preußischem Kasernenhofton und Liedern von damals. Ältere Besucher singen manchmal sogar die Kaiserhymne mit“, so der Vereinsvorsitzender Georg Stieler, der selbst als einfacher Rekrut auftritt. Den Hauptmann mimt das Köpenicker Original Benno Radke (Blüten-Benno) und als Bürgermeister steht Albrecht Hoffmann (sonst Pinselheinrich Zille) seinen Mann.

Ende April traf sich die Hauptmanngarde auf dem Rathaushof zum ersten Appell, und die Berliner Woche durfte dabei sein. Mit Bürste und schwarzer Schuhwichse wurden Stiefel und Schuhe der Gardisten auf Hochglanz gebracht, dann stand das berüchtigte Griffekloppen des preußischen Kasernenhofs auf dem Plan. Gewehr ab, Gewehr über, rechts um, im Gleichschritt Marsch dröhnte es über den Rathaushof. „Wer bei uns mitmachen möchte, muss aber nicht unbedingt gedient haben. Auch Zivilisten sind als Verstärkung willkommen, das Marschieren haben wir bisher jedem beigebracht“, sagt Georg Stieler.

Vor allem jüngere Gardisten sind gefragt. Die Auftritte sind ehrenamtlich und das Spendengeld der Besucher wird nicht ins nächste Lokal getragen, sondern dringend für neue Uniformen, Stiefel und Pickelhauben der Gardisten gebraucht. Ab und zu werden die Auftritte, die ja für den Bezirk werben, auch mit Zuwendungen aus dem Sondermittelfonds der Bezirksverordnetenversammlung unterstützt.

Marschiert wird bis zum Herbst jeden Sonnabend um 11 Uhr auf dem Hof des Köpenicker Rathauses, Alt-Köpenick 31, Zugang von der Rosenstraße.

Kontakt zu Georg Stieler unter Telefon 015787571137.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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