Funkelnde Repliken
Galvanoplastische Nachbildungen von Goldschmiedekunst im Schloss Köpenick

Ein oktogonaler Korb mit Panthergriffen aus dem Fund von Pietroasa (Nachbildung von Paul Telge, Berlin, 1887), ist in der Ausstellung zu sehen. Das Original stammt aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. | Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum/Uwe Schlüter
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  • Ein oktogonaler Korb mit Panthergriffen aus dem Fund von Pietroasa (Nachbildung von Paul Telge, Berlin, 1887), ist in der Ausstellung zu sehen. Das Original stammt aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts.
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Eine Auswahl von rund 100 Galvanoplastiken aus eigenem Bestand zeigt das Berliner Kunstgewerbemuseum ab heute im Schloss Köpenick. Bis zum 1. Oktober läuft dort die Ausstellung „Elektrisierend! Galvanoplastische Nachbildungen von Goldschmiedekunst“.

Bei den Ausstellungsobjekten handelt es sich um Repliken von bedeutenden historischen Goldschmiedewerken, die im 19. Jahrhundert angefertigt wurden. In den vergangenen Jahren sind diese nach Angaben des Kunstgewerbemuseums kunsttechnologisch untersucht und restauriert worden.

Ähnlich innovativ wie heute der 3D-Druck

Galvanoplastiken sind Plastiken aus Metall, die nicht durch Guss entstehen, sondern durch Galvanisieren. Die Herstellung von plastischen, metallischen Abzügen einer Form erfolgt durch Elektrolyse. Von dem Urstück wird zunächst ein Abdruck aus Wachs oder Gips angefertigt. Dieser wird mit einem Graphitüberzug leitend gemacht und dann in ein galvanisches Bad gehängt. Es bildet sich dann ein von der Zusammensetzung des Bades abhängiger metallischer Überzug als exakte Nachbildung mit allen Feinheiten des Originals. Auf diese Weise ließen sich komplexe dreidimensionale Werke der Goldschmiedekunst in großer Stückzahl reproduzieren. Vor 150 Jahren galt die Galvanoplastik als ähnlich innovativ wie heute der 3D-Druck.

Industrienationen im künstlerischen
Wettstreit

Durch den direkten Vergleich zwischen Originalen und Nachbildungen ist es möglich, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich zu machen. Nach Auskunft des Kunstgewerbemuseums tat sich in Wien seit 1867 Carl Haas am galvanoplastischen Atelier des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie hervor. In Berlin engagierte sich demnach um 1875 die Silberwarenfabrik „Vollgold & Sohn“ für das Berliner Kunstgewerbemuseum auf diesem Gebiet besonders. Es seien auch Neukreationen in galvanischen Techniken entstanden. In England produzierte die Firma „Elkington & Co.“ ab 1836 elektrochemisch versilbertes Tafelgerät. Kurze Zeit später zog auch die Pariser Firma „Christofle“ nach. „Kaiser Napoleon III. setzte mit seinen Bestellungen von monumentalen Tafelaufsätzen ein Zeichen, dass Frankreich zur Industrienation avanciert war und sich mit England messen konnte“, teilte das Kunstgewerbemuseum mit.

Extravagantes Objekt: Eine Adlervase des Abtes Suger von St. Denis. Diese Nachbildung des aus dem Jahr 1147 stammenden Originals stammt von der Pariser Firma "Christofle & Cie." von 1888. | Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum/ Uwe Schlüter
  • Extravagantes Objekt: Eine Adlervase des Abtes Suger von St. Denis. Diese Nachbildung des aus dem Jahr 1147 stammenden Originals stammt von der Pariser Firma "Christofle & Cie." von 1888.
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In der Ausstellung im Schloss Köpenick gehe es sowohl um technische als auch um kulturgeschichtliche Aspekte. Galvanoplastiken stünden exemplarisch für Technikbegeisterung und Geschichtsbewusstsein des Industriezeitalters. Sie spielten im Vermittlungskonzept des 1867 gegründeten Berliner Kunstgewerbemuseums eine zentrale Rolle. Ziel der Museumsgründung sei es gewesen, der zeitgenössischen Kunstproduktion mit besonders hochwertigen historischen Artefakten und deren Nachbildungen Impulse zu geben. Noch heute befinden sich demnach im Bestand zahlreiche galvanoplastischen Repliken, angefertigt in der Gründungsphase des Museums.

Diese Medaille wurde 1892 von Louis Oscar Roty für das 50. Jubiläum der Pariser Firma "Christofle & Cie." hergestellt. | Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum/ Uwe Schlüter
  • Diese Medaille wurde 1892 von Louis Oscar Roty für das 50. Jubiläum der Pariser Firma "Christofle & Cie." hergestellt.
  • Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum/ Uwe Schlüter
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Zu sehen ist „Elektrisierend! Galvanoplastische Nachbildungen von Goldschmiedekunst“ im Schloss Köpenick, Schlossinsel 1, bis zum 1. Oktober. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr. Tickets kosten sechs Euro.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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