Flieder statt Pflöcke
Manfred Höft bepflanzt den Straßenrand vor seinem Grundstück und hofft auf viele Nachahmer
Es blüht lila am Straßenrand. Vor seinem Grundstück in der Mozartstraße hat Manfred Höft sechs Sommerfliederbüsche gepflanzt. Schmetterlinge und Bienen fühlen sich dort wohl. Der 75-Jährige beobachtet seit Jahren, wie der Wald im Norden Köpenicks immer weiter austrocknet. Er will sich für die Umwelt einsetzen und hofft, dass viele Anwohner ihm folgen.
Bestärkt in seinem Bemühen haben ihn auch zwei Vorfälle, über die der Rentner in der Berliner Woche gelesen hatte. In den vergangenen Monaten war Treptow-Köpenick zweimal wegen Baumattacken, die für Fassungslosigkeit im Straßen- und Grünflächenamt gesorgt hatten, in den Schlagzeilen. So wurde Ende Mai ein 80 Jahre alter Eschen-Ahorn in der Grünanlage am Britzer Verbindungkanal mit der Säge erheblich zerstört. Und Anfang Juni hatten Unbekannte ein 40 Zentimeter tiefes Loch in eine 200 Jahre alte Eiche an der Regattastraße gebohrt. Anschließend kippten sie eine Chemikalie hinein, die zum Absterben des Baums führte. „Es ist traurig, dass es Menschen gibt, die so etwas machen. Abscheulich!“, sagt Manfred Höft. Er habe sich sehr viele Gedanken gemacht, wie er selbst, wenn auch nur mit kleinen Beiträgen, etwas zum Umweltschutz in unmittelbarer Nähe unternehmen könne.
So kam er auf die Idee, vor seinem Zaun Sommerflieder zu pflanzen. Der ist relativ leicht zu pflegen und ein Flachwurzler. Letzteres ist wichtig, damit die an dieser Stelle im Untergrund verlegten Versorgungsleitungen nicht beschädigt werden. Weil der gut zwei Meter breite Rasenstreifen zwischen Grundstück und Fahrbahn dem Bezirk gehört, musste Höft beim Straßen- und Grünflächenamt um Erlaubnis fragen. Er trug sein Anliegen vor und schickte die gewünschten Fotos von dem Standort. Es folgten mehrere Telefonate und E-Mails. Ende Juni unterschrieb er schließlich die benötigte „Vereinbarung zur Nutzung gegen Pflege einer Fläche im Eigentum des Landes Berlin“. Nach acht Wochen durfte er endlich mit der Zustimmung des Bezirks loslegen. Er könne noch immer nicht so ganz begreifen, warum dieser Prozess derart lange gedauert hat. „Das ist doch eigentlich eine Lappalie“, meint Manfred Höft mit Blick auf die Fliederbüsche. „Die müssen effektiver werden“, sagt er an die Mitarbeiter in der Verwaltung gerichtet. Dass für solche Kleinigkeiten so viel Zeit verstreiche, müsse nicht sein. Das Ergebnis aber stimmt ihn zufrieden. Die Mozartstraße sei an dieser Stelle sei viel ansehnlicher geworden.
Seine Bepflanzung hat außerdem einen netten Nebeneffekt. Sie hält Autofahrer davon ab, direkt vor seinem Grundstück zu parken. Dies sei in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen. Manfred Höft findet es rücksichtslos, wie Grastreifen als Park- und Halteplätze zu Lasten der Umwelt regelrecht zerfahren werden. Viele seiner Nachbarn hätten darauf mit Holzpflöcken reagiert, die sie vor ihren Häusern in den Boden steckten. Inzwischen ist ein Großteil der Straße damit zugepflastert. Vom Amt würden die Pflöcke, die eigentlich nicht erlaubt sind, mehr oder weniger geduldet, erzählt er. Er selbst habe sich lieber für Sommerflieder aus der Baumschule entschieden. Immer wieder bekomme er von seinen Nachbarn Lob dafür. Viele könnten sich vorstellen, das auch zu machen. Wenn er dann aber davon erzähle, wie viel Mühe und wie lange er für die Pflegevereinbarung benötigt habe, „dann winken sie wieder ab“. „So kann man die Leute abschrecken.“ Manfred Höft gibt die Hoffnung dennoch nicht auf, dass er Nachahmer findet. „Es bleibt nur zu wünschen, dass so ein genehmigungspflichtiges Vorhaben nicht der Einzelfall bleibt. Die Vielzahl macht es. Im Interesse der Umwelt für uns und nächste Generationen.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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