Fragen blieben offen: Tag der offenen Tür bei Tempohomes in Kreuzberg

Blick in ein Kinderzimmer. | Foto: Thomas Frey
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Die mehr als 40 weißen Einzelgebäude erstrecken sich entlang zweier Straßen oder besser Wege. Die meisten sind Unterkünfte, dazu gibt es Gemeinschafts- und Verwaltungsgebäude.

Zusammen ergeben sie ein kleines Tempohome-Dorf, das an der Alten Jakob- und Franz-Künstler-Straße entstanden ist. Anfang Februar soll es von ungefähr 160 Flüchtlingen bezogen werden. Familien ebenso wie Einzelpersonen. Eine eher kleine Größenordnung verglichen mit anderen solcher Unterkünfte in Berlin.

Davor gab es am 19. Januar einen Tag der offenen Tür. Anwohner und weitere Interessierte konnten sich ein Bild von der Einrichtung machen. Was die auch rege taten. Und sowohl das Landesamt für Flüchtlingsfragen (LaF) als auch der Betreiber Albatros bemühten sich dabei um größtmögliche Transparenz.

Die ging sogar so weit, dass jeder Besucher am Eingang Name und Adresse hinterlassen sollte. Weshalb sich am Eingang teilweise eine lange Schlange bildete und die Abfrage manche ärgerte. Die Gäste sollen auch in Zukunft über Neuigkeiten und Aktivitäten informiert werden, hieß es zur Begründung. Selbstverständlich freiwillig, was so aber zunächst nicht deutlich wurde.

Die Frage, woher die neuen Bewohner kommen, konnte dagegen nicht abschließend beantwortet werden. Sie zielte vor allem darauf ab, dass bis Anfang 2017 eine Notunterkunft für Flüchtlinge in der benachbarten Sporthalle an der Lobeckstraße existiert hat. Ihnen war eigentlich zunächst ein Umzug in die Tempohomes zumindest in Aussicht gestellt worden. Weil sich der Bau allerdings verzögerte, kamen sie inzwischen in anderen Gemeinschaftsunterkünften unter. Vor allem in Britz

Dabei werde es wohl auch bleiben, ließ LaF-Sprecher Sascha Langenbach durchblicken. Wichtiger sei jetzt, die Geflüchteten, die sich noch immer in Notunterkünften wie Turnhallen befinden, dort herauszuholen. Wie zu hören war, sollen Menschen aus einem Notquartier am Lützowufer in Tiergarten eine neue Bleibe an der Alten Jakobstraße finden. Kinder von dort könnten dann auch weiter ihre Schulen im Bezirk Mitte besuchen, denn der Weg sei nicht allzu weit. Das bedeute gleichzeitig nur wenige Neuzugänge in den Kreuzberger Schulen. Trotzdem klingt das nach einem Verschiebebahnhof. Denn viele Schüler, die einst in der Lobeckstraße untergebracht waren und jetzt in Neukölln wohnen, werden weiter in Kreuzberg unterrichtet. Ihnen und ihren Familien Platz in den Tempohomes zu verschaffen, wäre nach Ansicht mancher Besucher die bessere Idee gewesen.

Auch die Leiterin einer benachbarten Kita hätte gerne gewusst, mit wie vielen Neuzugängen im Kindergartenalter ungefähr zu rechnen sei. "Ich möchte darauf vorbereitet sein." Schon deshalb, weil ihr Haus eigentlich schon jetzt voll sei.

Mehr Klarheit gab es darüber, wie die Menschen dort leben werden. Alle Wohngebäude seien etwa 40 Quadratmeter groß, erklärte Heimleiter David Kiltz. Zwei Prototypen konnten besichtigt werden. Die Unterkünfte bestehen immer aus zwei Zimmern, Kochecke sowie Dusche und Toilette und unterscheiden sich nur in der Einrichtung. In den Wohnungen für Familien gibt es ein Elternschlafzimmer, zu erkennen am Ehebett, sowie ein Kinderzimmer mit einem Stockbett. In den für Einzelpersonen vorgesehenen Appartements gibt es in jedem Raum zwei Einzelbetten. In einem Tempohome werden also in der Regel vier Personen unterkommen. Dazu kommen Gemeinschaftsräume, etwa für Veranstaltungen, Sprachkurse oder Hausaufgabenbetreuung. Auch ein bereits eingerichtetes Spielzimmer wurde präsentiert. Spielmöglichkeiten gebe es darüber hinaus im Freien, sagt David Kiltz. Und natürlich werde die Anlage auch noch grüner, nicht nur durch den Rasen, der im Frühjahr eingesät werden soll.

Solche Tage der offenen Tür gibt es inzwischen fast überall, wo Tempohomes oder andere Flüchtlingsunterkünfte entstehen. Sie sollen auch möglichen Ängsten von Anwohnern entgegen wirken. In Kreuzberg ist das kaum ein Thema. Stimmungsmacher gegen Geflüchtete finden dort wenig Gehör und waren auch in der Alten Jakobstraße sichtbar nicht auszumachen. Das Gegenteil ist eher vorherrschend: eine inzwischen große Unterstützercommunity, die auch zahlreich erschienen war, von "Kreuzberg hilft" über das Quartiersmanagement am Mehringplatz bis zur Galilei-Grundschule. Die Unterkunft komme in eine Gegend, in der es bereits viele Initiativen und Netzwerke gebe, meinte auch Ralf Hirsch, Senatsbeauftagter für das Quartiersgebiet.

Die Tempohomes sollen rund drei Jahre bleiben. Danach, am besten bereits parallel dazu, ist der Bau von festen Wohnungen, vorwiegend im preisgünstigen Bereich, vorgesehen. Sie sollen nicht nur Flüchtlingen, sondern auch Studenten und insgesamt Menschen mit wenig Einkommen zugute kommen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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