Historisches Bauwerk soll jetzt zugeschüttet werden

Der Bahnhofsrohbau unter der Dresdner Straße. | Foto: Berliner Unterwelten/Frieder Salm
  • Der Bahnhofsrohbau unter der Dresdner Straße.
  • Foto: Berliner Unterwelten/Frieder Salm
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Nördlich des Oranienplatzes befindet sich unter der Dresdner Straße ein nie in Betrieb gegangener U-Bahntunnel einschließlich Bahnhofsrohbau. Er soll in einigen Wochen für immer verschwinden.

Nach den bisherigen Planungen wird der Tunnel voraussichtlich im Februar oder März verfüllt. Bereits seit 2012 ist er gesperrt, weil die Statik nicht mehr sicher ist. Außerdem birgt der Hohlraum Gefahren für den Verkehr. Bis zur Schließung hatten die Berliner Unterwelten Führungen veranstaltet. Sie wollten das Bauwerk jetzt retten, sehen sich dabei aber vom Tiefbauamt ausgebremst.

"Wir haben zunächst ein Statikgutachten erstellen lassen", sagt der Vereinsvorsitzende Dietmar Arnold. Das sei davon ausgegangen, dass eine Sicherung auf jeweils 16 Tonnen Last pro Fahrtrichtung für diese Straße ausreichend sein würde. Die Investition in Höhe von rund einer Million Euro wollte der Verein finanzieren.

Dem Tiefbauamt waren aber die 16 Tonnen nicht genug. Es forderte eine Last von 30 Tonnen pro Fahrspur. "Dann könnten sogar Panzer über die Dresdner Straße rollen. Das Vorhaben wäre um mehrere Millionen verteuert worden. Das hätten wir nicht stemmen können", erklärt Arnold. "Es ist mir unverständlich, wie leichtfertig der Bezirk mit diesem historischen Erben umgeht."

Dem widerspricht Tiefbauamtsleiter Helmut Schulz-Herrmann. "16 Tonnen Last reichen gerade für Pkw und einige größere Fahrzeuge wie die Müllabfuhr aus." Für ihn gab es aber auch noch andere Gründe für die Ablehnung. "Wer hätte uns beispielsweise garantiert, dass die Unterwelten das Projekt wirklich bewerkstelligen können?" Bei vielen Bauvorhaben gebe es Unwägbarkeiten und Kostensteigerungen. "Das gilt erst recht für einen alten Tunnel." Wenn dafür das Geld nicht mehr ausgereicht hätte, wäre der Bezirk in der Verantwortung gekommen. Das Zuschütten wird der Senat dagegen bezahlen. Aber nur noch in diesem Jahr.

"Der Preis dafür liegt ähnlich hoch wie das, was unsere Sanierung kosten würde", behauptet Dietmar Arnold. Er hat das Tunnelprojekt weitgehend abgeschrieben. Zumal die dafür vorgesehenen Mittel inzwischen anderweitig verplant sind. Deshalb kommt ein Rettungsversuch, den die Piraten gestartet haben, wahrscheinlich zu spät. Sie forderten in einem Antrag, die nördliche Dresdner Straße für den Schwerlastverkehr zu sperren und als Spielstraße auszuweisen.

Am 7. Januar wurde das Thema im Kulturausschuss beraten. Der beschloss, einen Prüfauftrag an das Bezirksamt zu richten.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 243× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.003× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 657× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.147× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.033× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.