Absage, anderer Standort oder alles wie gehabt?
Die Diskussionen über die Zukunft des Bergmannstraßenfestes
Seit 1994 gibt es das Bergmannstraßenfest. Ob die Traditonsveranstaltung mit Jazz, Rock und Theater, Budenmeile und Kulinarischem von Spitzenköchen 2019 stattfinden kann, ist zumindest sehr fraglich. Denn es gibt einige Probleme.
Das erste: Die ursprünglichen Macher, der Verein Kiez & Kultur, haben sich weitgehend verabschiedet, der Verein wird aufgelöst. Chef Olaf Dähmlow hatte seinen Ausstieg bereits im vergangenen Sommer angekündigt (wir berichteten). "Die meisten von uns sind der Sache müde", schrieb Dähmlow zum Abschied.
Allerdings gibt es andere Akteure, die das Fest fortsetzen möchten. Allen voran Ingrid und Toge Schenck, ebenfalls bisher bei Kiez & Kultur aktiv. Aber auch sie sind mit dem zweiten und größten Problem konfrontiert: der Begegnungszone Bergmannstraße.
Parkletts nehmen Platz für Stände weg
Auf der Straße stehen inzwischen temporäre Stadtmöbel, die einen Eindruck vom künftigen Aussehen der Begegnungszone geben sollen. Sie verhindern aber gleichzeitig einen großflächigen Stand- und Bühnenbetrieb. Nur mit genügend Standeinnahmen lasse sich das Fest aber realisieren, betont auch Ingrid Schenck. Ein Ausrichten in der Bergmannstraße sei unter diesen Voraussetzungen nicht möglich.
Weshalb nach Alternativen Ausschau gehalten wurde. Im Gespräch war dabei zuletzt, das Fest in Richtung Marheinekeplatz oder, eher favorisiert, in die Kreuzbergstraße zu verlagern. Aber da wartet das dritte Problem. Die Kreuzbergstraße ist eine überörtliche Verbindung. Deshalb müssen Sperrungen von der Verkehrslenkung Berlin genehmigt werden. Die steht aber nicht unbedingt in dem Ruf, über solche Fragen binnen kurzer Frist zu befinden, was weitere Wochen oder Monate der Unsicherheit nach sich ziehen könnte.
Ingrid Schenck könnte wiederum mit der Kreuzbergstraße als Veranstaltungsort leben. Allerdings erwartet sie eine baldige Entscheidung. Die Idee mit der Kreuzbergstraße ist nicht ganz neu. Bereits im vergangenen Sommer wurde vom Linken-Bezirksverordneten Lothar Jösting-Schüßler nachgefragt, ob das Fest dorthin ziehen könnte.
Antrag: Ende der Testphase für Begegnungszone
Aber vielleicht gibt es bei so vielen Problemen auch eine ganz andere Lösung. Nämlich alles bleibt, wie es ist. Das Bergmannstraßenfest auch 2019 in der Bergmannstraße. Auslöser dafür ist ein Antrag des CDU-Fraktionsvorsitzenden Timur Husein, der mit der Veranstaltung erst einmal gar nichts zu tun hat. Wohl aber mit der Begegnungszone. Die stoße auf weitgehende Ablehnung, deshalb müsse die Testphase beendet werden, findet Husein. Dem Antrag hat sich inzwischen die SPD angeschlossen. Auch seine Fraktion werde sich damit auseinandersetzen, sagt Lothar Jösting-Schüßler. Reiht sie sich ebenfalls in die Ablehnungsfront ein, ist eine Mehrheit zumindest sehr nahe. Und wenn das Mobiliar danach verschwindet, wäre Platz für das Fest.
Falls es nicht dazu käme, gebe es noch eine weitere Möglichkeit, skizziert der Linke. Nämlich die Module einfach während des Festwochenendes abzubauen. Technisch wäre das zwar möglich, würde aber eine Menge Arbeit und auch einiges Geld kosten.
Aus all dem folgt nach aktuellem Stand: Das Bergmannstraßenfest soll möglichst stattfinden. Wo ist aber noch nicht klar. Und beim Wann gibt es die Variante eines späteren Termins. Statt wie bisher im Juni erst Ende August oder im September. Dann wäre auch länger Zeit, die offenen Fragen und Probleme zu klären.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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