Hauptmann-Schule wird Notquartier
Kreuzberg. Im Nordflügel der Gerhart-Hauptmann-Schule wird voraussichtlich Ende des Monats eine Notunterkunft für Flüchtlinge eröffnet. Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen.
Sie soll Platz für 109 Menschen bieten, wobei laut Immobilienstadträtin Jana Borkamp (Bündnis90/Grüne) überwiegend Familien, vor allem mit schwangeren Frauen und kleinen Kindern, aufgenommen werden.
Eine Flüchtlingsherberge in der Schule an der Ohlauer Straße ist an sich nichts neues. Seit mehr als drei Jahren ist das Haus mehr oder weniger stark von Geflüchteten bewohnt. Mehr als 200 waren es bis zum Sommer 2014, seither harren noch immer rund 20 Besetzer im Südflügel aus.
Mit dem damals unkontrollierten Zuzug ist die neue Unterkunft aber nicht zu vergleichen. Sie ist Teil der Notaufnahmeeinrichtungen des Landes Berlin und wird von einem Träger betrieben. Um wen es sich handelt, wird noch nicht bekannt gegeben. Von den über 100 zusätzlichen Plätzen erhofft sich Stadträtin Borkamp zumindest mittelfristig auch Entlastung für andere Flüchtlingsquartiere im Bezirk, speziell in den Turnhallen. Anders als dort handelt es sich bei der Notaufnahme in der Hauptmann-Schule um eine Dauereinrichtung.
Profitieren könnten zumindest einige Flüchtlinge vom sogenannten Campus Ohlauer, der auf dem Gelände entstehen soll. Die Bezeichnung steht für ein siebengeschossiges Gebäude, in dem es mehr als 100 Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünfte nicht nur für Geflüchtete, sondern auch für wohnungslose Frauen, Studenten oder anderen Menschen mit geringem Einkommen geben wird. Dazu kommen Angebote der sozialen Infrastruktur, ins Erdgeschoss soll die Kiezbibliothek einziehen. Ihr Standort in der Glogauer Straße wird aufgegeben. Der Baubeginn ist für Herbst vorgesehen. Beim Campus Ohlauer handelt es sich um ein vom Senat gefördertes Projekt im Rahmen der Sondermittel für die wachsende Stadt (SIWA). Bauherr ist die Wohnungsbaugesellschaft Howoge.
Bleiben noch die Besetzer im Südflügel, mit deren Auszug auf absehbare Zeit nicht zu rechnen ist. Wie berichtet ist der Bezirk im vergangenen Jahr mit entsprechenden Klagen vor dem Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht gescheitert. Die Bewohner würden weiter das Ziel eines selbstverwalteten Flüchtlingszentrums in den von ihnen okkupierten Räumen verfolgen, sagt die Stadträtin. Die Position des Bezirks sei so, dass abgewartet werde, ob sie dafür einen Träger finden. "Nur mit dem könnten wir in Verhandlungen treten." Bleibe diese Suche erfolglos, seien auch weitere zivilrechtliche Schritte möglich. Also Räumungsklagen wie bei einem Mietverhältnis. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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