Ist das Baerwaldbad zu retten? Emotionale Sitzung des Sportausschusses vor Ort
Kreuzberg. Die kleine Schwimmhalle im Baerwaldbad ist ein architektonisches Juwel, das auch die meisten Mitglieder des Sportausschusses nicht kalt ließ. Aber bei deren Besuch am 10. Juni ging es weniger um Schönheit oder Baustil.
Vielmehr um ein riesiges Problem. Wie berichtet ist nicht nur das kleine, sondern auch das große Schwimmbecken an der Baerwaldstraße inzwischen geschlossen. Angeordnet wurde das vom Gesundheitsamt des Bezirks. Das sah sich nach Beschwerden und einer eigenen Begehung zum Handeln gezwungen, wie Leiter Dr. Raimund Pitzing auch bei der Sitzung noch einmal deutlich machte.
Menschen hätten nach einem Besuch des Baerwaldbades über Fußpilz oder Ausschläge geklagt. Selbst ein Fall von Legionellen sei dort verortet worden.
Die Inaugenscheinnahme des Amtes ergab weitere Mängel. Etwa Rost und Farbabblätterungen, weshalb über weite Teile der kleinen Halle auch ein Auffangnetz gespannt ist. Auch Hygienedefizite listeten die Gesundheitsprüfer auf. Dazu Schimmel und insgesamt zu viel Feuchtigkeit. Beides habe ihre Ursache an der unzureichenden Be- und Entlüftung, erklärte Pitzing. Und so lange sich nicht gerade daran etwas ändere, könne der Betrieb nicht erlaubt werden, so sein Resümee.
Bei den häufig emotional geführten Auseinandersetzungen zeigten sich die unterschiedliche Ansichten über die Zukunft des Baerwaldbades. Während Sozialdemokraten, Linkspartei und Union sich für eine schnelle Lösung der Probleme und damit den Erhalt ins Zeug legten, wollen das die Grünen nicht um jeden Preis. Was auch wörtlich zu nehmen ist. Denn eine Generalsanierung könnte einen bis zu zweistelligen Millionenbetrag verschlingen. Es gehe hier auch um ein bedeutendes Kulturensembles im Bezirk, fand der Linke-Bezirksverordnete Oliver Nöll. „Mich interessieren weniger die technischen Details. Ich will wissen, wie wir ein endgültiges Aus vermeiden können.“
Darauf zielt auch ein mit Mehrheit verabschiedeter Antrag der SPD, der schon in der Sonder-BVV am 18. Juni auf die Tagesordnung kommen soll. Er verlangt das Einsetzen einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Gesundheits- und Sportamts sowie der Bauaufsicht. Ihre Aufgabe: Möglichst schnell eine Wiedereröffnung des Baerwaldbades gewährleisten. Die Grünen blieben skeptisch. Dort gab es eine Gegenstimme sowie Enthaltungen.
Eile ist schon deshalb nötig, weil die Anlagen etwa für den Wasserumlauf inzwischen abgeschaltet sind. In ungefähr 14 Tagen müsste deshalb das Wasser im Becken der kleinen Halle abgelassen werden, wenig später auch in der Großen, erklärte Joachim Uffelmann. Käme es so weit, wären das vollendete Tatsachen.
Bliebe zumindest der technische Betrieb erhalten würde das etwa 10 000 Euro im Monat kosten. Weitere, nicht nur finanzielle Konsequenzen gibt es schon jetzt. Die Betreiber haben keine Einnahmen, manche Vereine, die dort Trainingszeiten hatten, sitzen auf dem Trockenen und für Schulen, deren Schwimmunterricht bisher im Baerwaldbad stattfand, mussten Alternativen gefunden werden. Sie nutzen jetzt beispielsweise auch die Schwimmhalle in Schöneberg. Für die Fahrt dorthin muss der Bezirk aufkommen. Was derzeit rund 5000 Euro im Monat kostet.
tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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