Verein biffy braucht 500 Unterstützer, damit das Patenschaftsprogramm weiter bestehen kann
Kreuzberg. Zeit spenden – für Kinder und Jugendliche, die es im Leben nicht leicht haben. Das hat sich der Verein biffy Berlin auf die Fahne geschrieben. Mit seinem Patenschaftsprogramm fördert er ihre Entwicklung und entlastet die Familien. Nun droht dem Projekt das Aus. Es fehlen die finanziellen Mittel.
Endlich Freitag! Schnell die Tasche gepackt und schon geht es für Aaron zu seinem „Patenpapa Marc“. Kennengelernt hat er ihn über das Patenschaftsprogramm des Vereins biffy Berlin – Big Friends for Youngsters, der sich ausschließlich über Spenden und Stiftungsmittel finanziert. Das war vor viereinhalb Jahren. Der heute 14-Jährige wächst allein bei seiner Mutter auf. Den Vater, der in Indien lebt, hat er kaum gesehen: „Mir fehlte einfach eine männliche Bezugsperson.“ In Marc hat er diese gefunden.
Gemeinsame Wochenenden
Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit: „Schon beim ersten Treffen war für mich klar, er ist es“, erzählt Marc. Seither verbringen sie jedes Wochenende miteinander: Reden, Fußball spielen, Runden drehen auf der Kartbahn und „länger aufbleiben“ stehen auf dem Programm. Gerade hat Aaron ein Praktikum in der Firma absolviert, in der Marc als Softwareentwickler arbeitet.
„Das ist unser Ziel: langfristige Patenschaften, um Kinder und Jugendliche zu fördern“, sagt Koordinatorin Andrea Brandt. 2001 als Modellprojekt gestartet, betreibt biffy Berlin seit elf Jahren das älteste Patenschaftsprogramm Berlins. Etwa 1000 Patenschaften wurden bislang vermittelt. Nun kämpft der Verein um den Fortbestand des Projektes. Seit August 2015 arbeiten die Koordinatorin und zwei Mitarbeiter ehrenamtlich. Zwei Förderanträge wurden abgelehnt. Monatlich fehlten rund 7000 Euro: „Das ist auf Dauer nicht zu leisten.“ Geld von der öffentlichen Hand gibt es kaum.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Kooperationspartner des anerkannten Trägers der Jugendhilfe, verweist auf Förderoptionen wie die Deutsche Klassenlotterie: „Wir begleiten den Verein fachlich“, sagt Sprecher Ilja Koschembar. Und für eine Broschüre habe es finanzielle Unterstützung gegeben, um damit für Paten und Spenden zu werben.
Ein Tropfen auf den heißen Stein, erwidert Brandt: „Natürlich versuchen wir, Stiftungen und Privatpersonen für unser Programm zu begeistern, aber nur eine dauerhafte finanzielle Grundsicherung von staatlicher Seite könnte das Projekt langfristig sichern.“ Denn das Interesse am Patenschaftsprogramm – auch von öffentlicher Seite – sei hoch: „Immer häufiger bitten staatlich beauftragte Familienhelfer um Unterstützung. Das sind ein Drittel aller Anfragen.“
Dass alles zu Ende sein soll, findet Aaron „extrem doof“. „Dann kann ich ja gar nicht mehr zu Marc.“ Der schüttelt den Kopf, nimmt ihn väterlich in den Arm: „Wir werden weiterhin gemeinsam etwas unternehmen.“ Doch für 90 Kinder, die auf einen Paten warten, und rund 240 Patenschaften ist die Zukunft ungewiss. Deshalb startet der Verein nun die „500-Freunde-Kampagne“ und wirbt um Unterstützer. „Wenn nur 500 Menschen jeden Monat 15 Euro spenden würden, wäre das Projekt gerettet“, sagt Andrea Brandt. JK
Autor:Josephine Klingner aus Tegel |
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