Einst bunt wie ein Papagei: Die Wohnanlage nördlich des Malchower Wegs

Der markante Eingangsbereich zur Siedlung nahe der Wartenberger Straße Foto: Berit Müller | Foto: Berit Müller
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Die Gartenstadt, das Villenviertel, Landhaus- und Finnhüttensiedlung, die Weiße Taube: fast alle Wohnanlagen in Alt-Hohenschönhausen tragen einen historisch geprägten Namen. Auch das kleine Quartier nördlich des Malchower Wegs hatte mal einen: Papageiensiedlung nannte es der Volksmund.

Im Dreieck zwischen dem Malchower Weg, der Paul-König- und der Titastraße liegt ein hübsches Fleckchen Erde, das so gar nichts mit den Wohnsilos gleich nebenan gemeinsam hat. Doppelhäuser reihen sich aneinander, hübsch herausgeputzte Vorgärten, ein Anger und der kaum vorhandene Durchgangsverkehr verleihen der Wohnanlage einen eher kleinstädtischen Charakter.

Die Siedlung mit dem markanten, torähnlichen Eingangsbereich an der Paul-Koenig-Straße hin zur Wartenberger Straße wurde in den Jahren 1926 und 1927 gebaut. Papageien-Siedlung nannte man sie einst, denn die Häuser waren durchweg bunt. Fassaden leuchteten rot, die Giebel blau oder gelb. Mit dem Bau der Anlage hatte Otto Kuhlmann (1873 – 1948) begonnen. Der damals renommierte Architekt entwarf und baute unzählige Villen, Miet- und Geschäftshäuser, Fabrikanlagen, Schulen, Rat- und Krankenhäuser, landwirtschaftliche Bauten und Theater in ganz Deutschland.

Kuhlmann ließ zunächst den genannten Eingangsbereich und einige Häuser in der Paul-Koenig- und Titastraße errichten. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise zeichnete sich jedoch ab, dass das Bauvorhaben zu einem viel zu teuren Unterfangen werden würde. Um die Kosten in Grenzen zu halten, beauftragte man den heute weitaus berühmteren Stadtplaner und Architekten Bruno Taut (1880 - 1938) mit dem Weiterbau. Der Vertreter des Neuen Bauens wurde vor allem dank seiner Großprojekte bekannt, wie die Hufeisensiedlung in Britz, Onkel Toms Hütte in Zehlendorf oder die Wohnstadt Carl Legien in Prenzlauer Berg. Taut arbeitete ab 1909 mit Franz Hoffmann in einem gemeinsamen Architekturbüro, in das sein jüngerer Bruder Max Taut (1884–1967) später mit eintrat, der sich vor allem mit seinen sachlichen Bürobauten einen Namen machte. Nach dem jüngeren Bruder Taut benannt ist die Aula an der Fischerstraße, in der heute die Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung tagt.

Das Wohnensemble zwischen dem Malchower Weg und der Kleingartenanlage „Land in Sonne“ vollendete also Bruno Taut - aufgrund der finanziellen Zwänge allerdings wesentlich kleiner, als ursprünglich geplant. Die Bezeichnung „Siedlung“ scheint im Vergleich zu den Dimensionen moderner Quartiere kaum noch angemessen.

Und auch wenn sich heute zwischen die überwiegend beige- und ockerfarbene Fassaden auch mal ein grünes oder orangefarbenes Häuschen mischt, ist vom einst papageienbunten Charakter nicht viel geblieben. Den Beinamen des farbenprächtigen Vogels „verdienten“ sich indes noch andere Tautsche Projekte – beispielsweise die Waldsiedlung in Zehlendorf.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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