Zwölf Millionen Euro für das Theater Parkaue - und immer noch nicht genug
"In einem Jugendtheater läuft es anders als in einem herkömmlichen", sagt Joachim Bädelt. Er arbeitet bei der Senatsverwaltung und kümmert sich um Kulturbauten in ganz Berlin. Und er hat Recht: Im Theater Parkaue herrscht nicht erst am Abend Publikumsverkehr, sondern an diesem 8. April schon um 10 Uhr morgens. Schulklassen besuchen die Aufführung "Der Räuber Hotzenplotz". Von den Bauarbeiten auf dem Hinterhof kriegen die kleinen Theatergänger nur wenig mit.
Dabei rückt der Rohbau bis auf vier Meter an das denkmalgeschützte Hauptgebäude heran. Noch vor dem Richtfest machte sich der Lichtenberger Abgeordnete und Chef der Lichtenberger SPD, Ole Kreins, ein Bild von der Baustelle. Im engen Hinterhof, gleich neben dem Jugendclub "Linse", sollen im hohen Neubau nicht nur ein Bühnenraum mit rund 100 Plätzen, sondern auch große Lagerräume Platz finden. "Der Neubau der Bühne 3 war dringend notwendig", sagt Bädelt.
Nicht nur, dass nun mehr Platz für Besucher gibt. Vor allem dient das neue Gebäude einem effizienteren Theaterbetrieb hinter den Kulissen. Denn bislang war es sehr aufwendig, das denkmalgeschützte Haupthaus zu bespielen. "Die Lager für die Kulissen befanden sich viele Meter entfernt vom Haupthaus. Alles musste an- und weggefahren werden", erklärt Bädelt. Der Neubau besteht deshalb zum großen Teil aus Lagerräumen, die sich in den oberen Stockwerken bis hin zum Dach des Gebäudes erstrecken.
Der Clou: Eine Brücke zwischen Neubau und dem Haupthaus soll den Transport der Kulissen und Requisiten direkt in die Seitenbühne des Hauptgebäudes ermöglichen, die sich im ersten Stockwerk befindet. "Unter der Brücke richten wir ein gläsernes Atrium ein. Auf diese Weise können Besucher die Bühne 3 trockenen Fußes vom Haupthaus aus erreichen", erklärt Bädelt. Das Atrium soll dabei nicht nur als Zugang, sondern auch als Aufenthaltsraum dienen.
Mehr als 12,6 Millionen Euro investiert das Land Berlin in die Instandsetzung des Jungen Staatstheaters. Davon werden rund 4,7 Millionen Euro für den Neubau gebraucht. Im September dieses Jahres soll er fertig sein - pünktlich zur Jubiläumsspielzeit 2015/2016.
Denn das Haus feiert sein 65-jähriges Bestehen. Und im denkmalgeschützten Haupthaus stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten; die Bühne 1 wird geschlossen. Als Ausweichspielstätte soll der Prater in Prenzlauer Berg dienen.
"Mit dem Neubau und der Sanierung hoffe ich, dass dieser Kulturstandort lange erhalten bleibt", sagt der Lichtenberger Abgeordnete Ole Kreins, der das Theater aus Schülertagen kennt. Doch als verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus weiß er auch, dass Kulturinvestitionen oft aufgeschoben werden zugunsten von infrastrukturellen Projekten. "Derzeit müssen wir viele Investitionen nachholen: da muss der öffentliche Nahverkehr barrierefrei gemacht, Schulen gebaut werden." Mit den nun in den Theaterstandort an der Parkaue investierten zwölf Millionen Euro werde lediglich der Betrieb sichergestellt. Der tatsächliche Sanierungsbedarf betrage rund 40 Millionen Euro.
Kreins hält einen Aufschub der Investition für vertretbar, "solange es zu keinen Einschränkungen des Theaterbetriebs" kommt.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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