Selbstkritik geübt
Theater an der Parkaue reagiert auf Rassismusvorwurf mit Stellungnahme

Nach rassistischen Diskriminierungen steht das Theater an der Parkaue in der Kritik. | Foto: Berit Müller
  • Nach rassistischen Diskriminierungen steht das Theater an der Parkaue in der Kritik.
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Die Vorwürfe wiegen schwer und passen so gar nicht zu einem staatlichen Kinder- und Jugendtheater, das sich Weltoffenheit auf die Fahnen geschrieben hat und Verantwortung für die Bildung Heranwachsender trägt. Nachdem mehrere Zeitungen über rassistische Vorfälle im Theater an der Parkaue berichtet hatten, reagierte das Haus mit einer selbstkritischen Stellungnahme.

„Das Theater an der Parkaue und seine Mitarbeiter*innen stehen ein für eine tolerante und vielfältige Gesellschaft“, teilt das Junge Staatstheater darin mit. „Wir sind, über ein Jahr nachdem die rassistische Diskriminierung stattgefunden hat, immer noch tief betroffen darüber, dass so etwas an unserem Haus möglich war.“ Das Theater begründet das Absenden seiner Stellungnahme mit der Befürchtung, es könne der Eindruck entstanden sein, dass keine Konsequenzen aus den Ereignissen gezogen würden.

Reaktion kam zu spät

Was war geschehen? In einem Brief an Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) hatte eine Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Staatstheaters neben deutlichen, aber eher allgemeinen Klagen über das Klima an der Lichtenberger Bühne den konkreten Fall von Maya Alban-Zapata angeführt. Die Schauspielerin habe im April vergangenen Jahres das Haus verlassen, schrieben sie, kurze Zeit vor der Premiere des Theaterstücks „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“ unter der Regie von Schauspieldirektor Volker Metzler. Sie habe den Ausstieg damit begründet, bei der Probenarbeit rassistisch diskriminiert worden zu sein. Den Brief der Theaterangestellten, die anonym bleiben wollen, und den Fall von Maya Alban-Zapata hatten mehrere hauptstädtische Zeitungen aufgegriffen – einige nannten Details der Beleidigungen, etwa die abfällige Ansprache der Zapatas als "Neger". Das Theater war in Erklärungsnot. 

In Schreiben wird eingeräumt, der Vorfall habe deutlich gezeigt, wie wichtig es sei, sich mit den Themen Rassismus, Sexismus und Machtmissbrauch auseinanderzusetzen. Regisseur Volker Metzler sei für sein Fehlverhalten und seine unzureichend wahrgenommene Verantwortung abgemahnt worden, das Vertragsverhältnis sei inzwischen beendet. Und weiter: „Aus heutiger Sicht wissen wir, dass die Aufarbeitung der rassistischen Diskriminierung klarer und die personalrechtlichen Konsequenzen in kürzerer Zeit hätten umgesetzt werden müssen. Vor allem hätte es unmittelbar zu einer öffentlichen Entschuldigung des Haues kommen müssen. Wir bedauern es sehr, dass der Eindruck entstanden ist, dieser Vorfall würde nicht mit der nötigen Priorität behandelt.“

Trotz Programms zur Sensibilisierung

Das Theater an der Parkaue zeigt hauptsächlich Stücke für Kinder und Jugendliche. Es hatte erst vor knapp zwei Jahren einen sogenannten Diversitäts- und Organisationsentwicklungsprozess begonnen – um sich für die vielfältige Stadtgesellschaft zu öffnen, wie es hieß. Im Rahmen dessen nimmt es teil am Förderprogramm „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ und am Modellprojekt „Diversity Arts Culture“.

Einige Beispiele, wie diese Projekte mit Leben gefüllt wurden und werden, zählt das Rundschreiben auf. So hätten Intendant Kay Wuschek und sein Geschäftsführender Direktor an einer Fortbildung zum Thema „Vertrauensvolles Miteinander schaffen“ vom Deutschen Bühnenverein teilgenommen. Beschäftigte der Dramaturgie besuchten den Workshop „Koloniale Kontinuitäten sichtbar machen“, Theaterleitung und Abteilungsleiter eine zweitägige Fortbildung zum Thema „Diversität und Diskurs am Theater“. Ferner fanden Sensibilisierungsworkshops zum Thema Alltagsrassismus für die gesamte Belegschaft mit dem Mobilen Beratungsteam Berlin statt. Weiterbildungen zur Personalpolitik sind ebenso gelaufen wie Kommunikationsschulungen der Verwaltungsakademie, speziell für weibliche Angestellte. Abschließend heißt es in der Stellungnahme: „Wir sind uns bewusst, dass diese Schritte nur der Anfang eines fortdauernden Prozesses sind, und wir wollen mit diesen und zukünftigen Maßnahmen dafür Sorge tragen, dass die aktuell diskutierten Vorfälle nicht wieder an unserem Theater passieren.“

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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