Spannende Geschichten über Pflanzen
Durch die Gärten der Welt führt jetzt ein Audiowalk

Caroline Böttcher hat den Audiowalk mit ihrer Kollegin Jule Jäger zusammen produziert. Hier sitzt sie auf einer Bank im Englischen Garten - eine der neun Hörstationen. | Foto: Philipp Hartmann
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Die Apfelsine stammt nicht etwa aus Italien oder Spanien, wo sie heute weit verbreitet angebaut wird. Stattdessen kommt sie aus China und wurde durch Seefahrer über Portugal nach Europa gebracht. Der Name der Apfelsine bedeutet wörtlich auch „Apfel aus China“. Geschichten wie diese sind im ersten Audiowalk zu hören, der seit Kurzem durch die Gärten der Welt führt.

Das informative Hörspiel, unterlegt von Geräuschen und atmosphärischen Klängen, leitet die Besucher zu neun Stationen durch die Anlage. Angefangen am Besucherzentrum geht es weiter zum Englischen und Orientalischen Garten, danach zur uralten Eiche auf dem Weg zum Rhododendronhain sowie abschließend zum Balinesischen Garten.

Gesprochen von zwei Männern und Frauen

Die reine Hörzeit beträgt 48 Minuten. Eine Gruppe von vier Personen, gesprochen von zwei Männern und zwei Frauen, tauscht sich währenddessen unter anderem über die Geschichte der Gärten der Welt, die Rolle von Pflanzen in rasant wachsenden Metropolen und über das Bewusstsein von Pflanzen aus. Auf die Frage, ob Pflanzen tatsächlich ein Bewusstsein haben, meint Parkbotschafterin Beate Reuber: „Ich habe den Bäumen hier im Park schon oft gedroht, wenn sie sich jetzt nicht aufrappeln, kann ich nichts mehr für sie tun. Und danach waren sie wieder grün. Also ich glaube daran.“

Für den Audiowalk verantwortlich ist Caroline Böttcher, die vor anderthalb Jahren den Verantwortlichen ihre Idee vorstellte und überzeugen konnte. Die 34-Jährige, die freiberuflich für das Museum Pankow arbeitet, hat bereits in der Vergangenheit zwei Audiowalks produziert. Ihr erster handelte von den Berliner Trümmerbergen, der zweite widmete sich der Berliner Gewerbeausstellung 1896 im Treptower Park. „Es ist ein tolles Medium, um Geschichten zu vermitteln“, sagt sie.

Geschichte über Pflanzenjäger

Die Gärten der Welt fand sie schon immer spannend, weil sich an diesem Ort viel über die Stadtgeschichte erfahren lasse. Mit ihrer Oma, die in der Nähe gelebt hat, sei sie als Kind immer wieder zu Besuch auf dem Areal gewesen. „Für mich ist es ein ganz besonderer Ort“, betont Böttcher. Bei der Recherche stieß sie auf viele interessante Storys. So habe es beispielsweise im 19. Jahrhundert Pflanzenjäger gegeben. Im Auftrag von Sammlern wurden diese nach Südamerika und Asien geschickt, um Orchideen und andere Pflanzen mit besonderen Formen zu suchen und zurück nach England zu bringen.

„Auch für mich gab es da noch Neues, was ich spannend fand“, sagt Beate Reuber, die selbst gelernte Baumschulgärtnerin ist und Landespflege studiert hat, über den Audiowalk. Finanziert wurde dieser durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf. Seit dem ersten Oktober-Wochenende können MP3-Player mit den Audiodateien inklusive Kopfhörer kostenlos im Besucherzentrum gegen Hinterlegung eines Pfands ausgeliehen werden. 15 gibt es aktuell. Wer sichergehen möchte, eines davon beim Besuch nutzen zu können, sollte sich per Mail an besucherzentrum@gaertenderwelt.de vorher anmelden. Alternativ besteht die Möglichkeit, sich den Audiowalk mit Scannen eines QR-Codes auf das Smartphone herunterzuladen oder mit der App „guidemate“ zu erleben. Allerdings ist laut Beate Reuber das öffentlich nutzbare WLAN-Netz in den Gärten der Welt manchmal überlastet, wenn es zu viele Besucher gleichzeitig nutzen.

Begleitheft erschienen

Wer sich noch mehr Zeit zum Entdecken und Lernen nehmen möchte, kann auf das Heft „Berliner Pflanzen“ zurückgreifen, das Caroline Böttcher begleitend zum Hörspiel herausgegeben hat und ebenfalls im Besucherzentrum erhältlich ist. Es enthält weitere vertiefende Hintergrundinformationen über die in den Gärten der Welt vorkommenden Pflanzen, beispielsweise der Quitte und dem Maulbeerbaum, zum Nachlesen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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