Gendarmenmarkt-Umbau startet 2022
"WeihnachtsZauber Gendarmenmarkt" zieht zum Bebelplatz um

Die Schankgärten auf dem neuen Gendarmenmarkt bekommen strenge Auflagen, was die Gestaltung angeht. | Foto: Dirk Jericho
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  • Die Schankgärten auf dem neuen Gendarmenmarkt bekommen strenge Auflagen, was die Gestaltung angeht.
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Elf Jahre nach Planungsbeginn zur Komplettsanierung des Gendarmenmarktes will die Senatsfirma Grün Berlin bis zum Jahresende die Bauarbeiten europaweit ausschreiben. Entgegen den bisherigen Plänen finden die großen Veranstaltungen „Classic Open Air“ und „Weihnachtszauber Gendarmenmarkt“ mindestens zwei Jahre nicht mehr auf dem Platz statt.

„Endlich tut sich was“, sagt Helmut Russ, Chef des Weihnachtsmarkts auf dem Gendarmenmarkt. Im April hat ihm das Bezirksamt mitgeteilt, dass sein "WeihnachtsZauber" mindestens 2022 und 2023 dort nicht stattfinden kann. Die Grün Berlin GmbH, die die Schönheits-OP durchführt, hat sich gegen die bisher vom Bezirk präferierten Pläne entschieden, die Veranstaltungen trotz Baustelle durchgehend zu ermöglichen. Die Planer wollen den Bau in einem Rutsch durchziehen und nicht die bisher kalkulierten 300 000 Euro Mehrkosten wegen der zweifachen Baustellenunterbrechung bezahlen. Begründet wird dies auch mit den Fördermittelzusagen und engen Zeitplänen. Das Bezirksamt hat den zwei Veranstaltern angeboten, dass sie für die Bauzeit auf den Bebelplatz ausweichen können. Die „Classic Open Air“-Macher haben sich noch nicht entschieden, Helmut Russ schon: „Da ist es auch sehr schön“, sagt er. Russ will sogar schon im Winter 2021 seine weißen Zelte Unter den Linden aufbauen und drei Jahre bleiben. Wenn alles klappt, gibt es den nächsten „WeihnachtsZauber Gendarmenmarkt“ erst wieder ab Ende November 2024.

Endlosgeschichte um die Sanierung

Dann soll die Endlosgeschichte um die Sanierung von Berlins schönstem Platz beendet sein. Die Baupläne gibt es seit 2009. Berlins Wohnstube hat kaputte Granitplatten, marode Mosaikbeläge und mit Asphalt geflickte Löcher. Nach Aussage von Dorothee Winden, Sprecherin von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne), sollen die umfangreichen Arbeiten im Sommer 2022 beginnen und bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Bisher wurden keine konkreten Bauzeiten genannt. Und auch die landeseigene Grün Berlin GmbH lässt detaillierte Fragen der Berliner Woche zu Kosten oder Zeitplan bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Dass jetzt Bewegung in das Projekt kommt, sieht auch Helmut Russ. In der kommenden Woche trifft er sich mit den Planern, um über die zukünftige Stromversorgung zu diskutieren. Müssen eventuell neue Trafostationen gebaut werden oder bekommen die Veranstalter Saft vom nagelneuen Hightech-Kraftwerk, das sich das Konzerthaus in den Keller gestellt hat? In älteren Skizzen des Bezirksamtes gab es noch Pläne mit einem eigenen unterirdischen Kraftwerk für die Platzversorgung.

Nach historischem Vorbild saniert

Zukünftig wird einer der bedeutendsten Plätze Berlins mit seinem historischen Ensemble – bestehend aus Deutschem Dom, Französischem Dom und Konzerthaus – mit modernsten Anlagen ausgestattet sein. Der Platz soll nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden. Das durch die Veranstaltungen kaputte Pflaster aus DDR-Zeiten wird mit Natursteinen erneuert. Der Platz bekommt barrierefreie Zugänge. Alle Versorgungsleitungen für Strom, Wasser, Medien und Abwasser werden unterirdisch verlegt. Die Schankvorgärten und Open-Air-Veranstaltungen können sich an versenkbare Elektranten und Platzsteckdosen anstöpseln. Kabeltrassen als Stolperfallen soll es nicht mehr geben. In Zukunft wird das Regenwasser über eine unterirdische Anlage vor Ort versickern.

Die Frage zu den Kosten lässt auch die Senatsverkehrsverwaltung unbeantwortet. Vor zwei Jahren wurden noch zehn Millionen Euro genannt. Die ursprünglichen vom Bezirksamt Mitte erarbeiteten Baupläne beliefen sich noch auf 25 Millionen Euro (inklusive dem unterirdischen Kraftwerk). Nach vierjährigem Hickhack mit dem Bezirk über Planänderungen zur Kostensenkung hatte der Senat das Bauprojekt 2015 von Mitte übernommen.

Ahornbäume dürfen bleiben

Seit 2009 wird die Komplettsanierung geplant. Anfang 2011 gab es nach massiven Protesten sogar eine Bürgerabstimmung zu Gestaltungsvarianten, weil der Senat ursprünglich alle 115 Kugelahorne am nördlichen Platzrand fällen wollte. Die Ahornbäume am Französischen Dom bleiben nach dem Anwohnervotum stehen. Damit die Gastronomen auf den neuen Gendarmenmarkt nicht irgendeinen Schrott hinstellen, wurde sogar ein „Handbuch“ erarbeitet. Darin ist festgeschrieben, wo die sieben Schankgärten stehen und dass von November bis Februar Ruhe ist auf dem Platz. Erlaubt sind wie bisher nur zwei Veranstaltungen im Jahr: das „Classic Open Air“ und der „Weihnachtszauber Gendarmenmarkt“. Damit die Blicke nicht verstellt werden, dürfen die Schanktresen nicht höher als einen Meter sein. Helle Sonnenschirme (vier mal vier Meter) dürfen nur 3,10 Meter hoch sein und keinerlei Werbeaufdrucke haben. Blumenkübel, Absperrungen, Kundenstopper, Sonnenliegen, Sofas, Sessel, Biergarnituren oder Kunststoffstühle – alles tabu. Auch Pavillons mit Planen und jegliche grelle Farben sind verboten.

"WeihnachtsZauber"-Chef Helmut Russ freut sich, dass es nun endlich bald losgeht. Seine weiße Budenstadt wird wohl in diesem November vorerst zum letzten Mal dort aufgebaut. 2021 soll noch die große Freitreppe am Konzerthaus saniert werden. Russ will dann zum Bebelplatz – bis 2024, wenn der Gendarmenmarkt in neuem Glanz erstrahlt.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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