Antibiotika bei Kindern nur mit Bedacht verordnen
Zahlreiche Erkrankungen werden durch Viren ausgelöst, und gegen Viren sind Antibiotika machtlos. Sie wirken nur gegen Bakterien. Erfahrungsgemäß werden zum Beispiel rund 80 Prozent aller Atemwegserkrankungen auf Viren zurückgeführt.Doch selbst wenn die Erkrankung, zum Beispiel eine Mittelohr- oder Blasenentzündung, durch Bakterien verursacht wurde, sollte der Einsatz von Antibiotika immer gut abgewogen werden: Antibiotika vernichten nicht nur schädliche, sondern mitunter auch "gute" Bakterien, die im Körper wichtige Dienste leisten, erklärt Frank Kipp, Mikrobiologe am Institut für Hygiene des Universitätsklinikums Münster. "Ein Antibiotikum ist immer ein großer Eingriff in das körpereigene bakterielle Gleichgewicht."
Auch bei Durchfallerkrankungen oder Magen-Darm-Infekten sind Antibiotika in der Regel wirkungslos. Sechs bis acht Infektionen beim Kind pro Jahr seien absolut normal, sagt Prof. Tim Niehues, Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios-Klinikum Krefeld. Die meisten gingen völlig ohne Probleme absolut vorüber. Ob und wenn ja welches Antibiotikum einem Kind verschrieben werden muss, kann nur nach sorgfältiger Untersuchung durch den behandelnden Arzt festgestellt werden.
Im Normalfall müssen die Medikamente sieben bis zehn Tage genommen werden. Häufig kommt es dabei zu Nebenwirkungen wie Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Appetitlosigkeit. Auch allergische Reaktionen wie ein Hautausschlag können auftreten. Neuere Untersuchungen verdächtigen Wirkstoffe wie Amoxicillin sogar, Zähne und Knochen bei Kindern nachhaltig zu schädigen.
Nach einer Studie des "Deutsches Medizinischen Wochenblatts" bekommt jedes zweite Kind unter zehn Jahren beim Besuch in der Kinderarztpraxis ein Antibiotikum verschrieben. Nach Ansicht vieler Experten ist das nicht nur aus den bereits genannten Gründen zu viel - auch Resistenzen können sich entwickeln, wenn Antibiotika zu häufig verordnet werden. Das heißt: Die Medikamente werden mit der Zeit wirkungslos und helfen dann im Ernstfall nicht mehr.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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