Wenn die Firma pleite geht: Tipps für Arbeitnehmer

Geht der Arbeitgeber in die Insolvenz, ist das für Mitarbeiter immer unangenehm. Etwas Sicherheit gibt es, wenn Arbeitnehmer ihre Rechte kennen. | Foto: Julian Stratenschulte
  • Geht der Arbeitgeber in die Insolvenz, ist das für Mitarbeiter immer unangenehm. Etwas Sicherheit gibt es, wenn Arbeitnehmer ihre Rechte kennen.
  • Foto: Julian Stratenschulte
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Aus! Schluss! Vorbei! Für Mitarbeiter ist es in der Regel ein Schock, wenn der Arbeitgeber Insolvenz anmeldet. Das gilt selbst dann, wenn seit Monaten die Gerüchteküche am Brodeln ist. Wichtig ist nun, dass Betroffene ihre Rechte kennen.

• Ist Insolvenz ein Kündigungsgrund? Einen Kündigungsgrund „Insolvenz" gibt es nicht. „Ohne triftigen Grund kann auch ein Insolvenzverwalter keine Kündigung aussprechen", sagt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Köln. Infrage kommen jedoch betriebsbedingte Kündigungen, etwa mangels Aufträgen oder bei Stilllegung eines Betriebsteils.
Expertentipp: Die Rechtslage ist kompliziert, betont Oberthür. Besteht vielleicht Anspruch auf einen anderen, freien Arbeitsplatz? Gab es eine Sozialauswahl? Handelt es sich beim Verkauf um einen Betriebsübergang, der den neuen Eigentümer zur Übernahme der Arbeitsverträge verpflichtet? „Arbeitnehmer sollten sich daher bei einer Kündigung in der Insolvenz sofort beraten lassen."

• Wie schnell kommt die Kündigung? Am Anfang steht ein vorläufiges Insolvenzverfahren. In dieser Zeit prüft ein vorläufiger Insolvenzverwalter, wie sich die Ansprüche der Gläubiger befriedigen lassen. „In dieser Phase gelten alle tariflichen und arbeitsvertraglichen Kündigungsfristen weiter", sagt Andrej Wroblewski. Er ist Arbeits- und Insolvenzrechtsexperte der IG Metall in Frankfurt am Main. Wenn danach das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet wird, verkürzen sich längere Fristen auf drei Monate. Kürzere Fristen gelten weiter.
Expertentipp: Ein gesetzlicher Sonderkündigungsschutz bestehe weiterhin, betont Wroblewski. Das gelte zum Beispiel für Kündigungen im Mutterschutz, von Schwerbehinderten oder Betriebsratsmitgliedern.

• Was ist mit Urlaubsansprüchen? „Alle Ansprüche auf Urlaub und Urlaubsentgelt bleiben vor und während des Insolvenzverfahrens bestehen", sagt Elke Trapp-Blocher. Das gelte auch für mögliche Abgeltungsansprüche für nicht genommene Urlaubstage, so die auf Arbeitsrecht spezialisierte Anwältin aus Stuttgart.
Expertentipp: Mitarbeiter können Urlaub wie gewohnt beantragen. „Passt der Urlaub in die betrieblichen Abläufe, gibt es keinen Grund für eine Ablehnung", sagt die Expertin. Das gilt auch dann, wenn der Arbeitgeber den Urlaub vor dem Insolvenzantrag genehmigt hatte. Und wenn der Insolvenzverwalter den Urlaub wieder streicht? Dann bestehe vielleicht sogar Anspruch auf Ersatz der dadurch entstehenden Aufwendungen, zum Beispiel für Stornokosten einer gebuchten Reise.

• Wer zahlt den Lohn? Ab Eröffnung des Insolvenzverfahrens haben Mitarbeiter Anspruch auf den vollen Lohn. „Dafür kann man den Insolvenzverwalter möglicherweise sogar haftbar machen", sagt Nathalie Oberthür. Kommt es vorher schon zu Lohnausfällen, springe die Arbeitsagentur mit einem Insolvenzgeld ein. Das gibt es allerdings nur rückwirkend für die letzten drei Monate vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Dauert zum Beispiel das vorläufige Verfahren drei Monate, dann wären frühere Lohnausfälle vom Insolvenzgeld nicht gedeckt.
Expertentipp: Den Antrag auf Insolvenzgeld müssen Betroffene bei der Arbeitsagentur stellen, sagt Wroblewski. Da das nur rückwirkend ab Insolvenzeröffnung möglich ist, bieten vorläufige Insolvenzverwalter meist an, die Zahlung über eine Bank vorzufinanzieren. Dazu müssten Arbeitnehmer eine Abtretungserklärung unterschreiben. Sie bekommen ihren Lohn dann von der Bank, die im Gegenzug später das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur kassiert.

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 763× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 782× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 473× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 923× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.855× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.