"Der Platz ist existent"
Geschichtswerkstatt mahnt Schilder für Platz der Märzrevolution an

Augenzwinkernde Aktion: Heinrich Heine fragt, wo sind die Schilder?  | Foto:  Berliner Geschichtswerkstatt
  • Augenzwinkernde Aktion: Heinrich Heine fragt, wo sind die Schilder?
  • Foto: Berliner Geschichtswerkstatt
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Für die Berliner Geschichtswerkstatt sind sie längst überfällig: Namensschilder auf dem Platz der Märzrevolution. Mit einem Schreiben an die Bezirksverordneten macht sie auf den Missstand aufmerksam.

Der Platz der Märzrevolution neben dem Maxim-Gorki-Theater zählt zu den weniger bekannten Plätzen in der Stadt. Im Berliner Straßenverzeichnis ist er zwar zu finden, doch er trägt bis heute kein Namensschild. Die Berliner Geschichtswerkstatt moniert das schon seit Jahren und hat nun in einem Schreiben an die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf den Missstand aufmerksam gemacht. Noch 2023, also 175 Jahre nach der Märzrevolution von 1848, müsse sich das ändern, so ihre Forderung.

„Die Berliner Geschichtswerkstatt hat mehrfach betont, dass wir es begrüßen, wenn in Mitte durch Platzbenennungen an die wichtige Märzrevolution von 1848 erinnert wird“, erläutert Jürgen Karwelat, der im geschäftsführenden Ausschuss der Geschichtswerkstatt sitzt. „Das ist ein sehr kleiner Ausgleich dafür, dass im gesamten Stadtgebiet an unzähligen Stellen an die preußische Monarchie erinnert wird, gegen die die Berlinerinnen und Berliner im März 1848 für Freiheit und demokratische Rechte gekämpft haben.“ Doch weder die Senatsverwaltung noch der Bezirk Mitte hätten dort bis heute Schilder aufgestellt. Die Geschichtswerkstatt hält es gar für einen „Schildbürgerstreich“, dass der Bezirk im Februar dieses Jahres mitteilen ließ, der Platz der Märzrevolution habe nie existiert, brauche daher auch keine Beschilderung. „Und dies, obwohl der Bezirk jahrzehntelang diesen Platz in eigenen Publikationen genannt hat“, so Karwelat. Regelmäßig würde der Platz etwa in den Bezirksbroschüren „Wahlkreise und Stimmbezirke in Mitte“ aufgeführt. Er finde sich auch auf digitalen und Papierstadtplänen, werde in Reiseführern beschrieben und in diversen amtlichen Verzeichnissen etwa zu den Straßenreinigungsübersichten oder zur Regelung des „fliegenden Gewerbes“ als Platz der Märzrevolution genannt.

Auch juristisch sei die Leugnung der Existenz des Platzes laut Geschichtswerkstatt Unsinn. „Die Benennung ist als Verwaltungsakt im Amtsblatt vom 13. März 1998 verkündet worden. Das Ausmaß des Platzes ist in der Amtsblattveröffentlichung genau beschrieben worden. Der Platz war existent und sollte, so die damalige Veröffentlichung, nur 'noch gestaltet' werden.“

Maxim-Gorki-Theater
statt Brandenburger Tor

Ursprünglich sollte 1998 der Platz vor dem Brandenburger Tor in „Platz der Märzrevolution“ umbenannt werden, zum 150. Jahrestag des Aufstandes. Doch der damalige CDU-SPD-Senat lehnte das ab und bot an weniger prominenter Stelle eine Ersatzlösung an. Man mutmaßte damals, dass der Platz am Brandenburger Tor später einmal nach Helmut Kohl benannt werden sollte. Und so schlug der damalige Bausenator Jürgen Klemann (CDU) vor, den seit 1952 stillgelegten Straßenbahntunnel hinter der Neuen Wache mit Beton zu deckeln und diese Fläche neben dem Maxim-Gorki-Theater zu einem Platz zu erklären.

Gesagt, getan: Dem Aktionskünstler Ben Wagin, der den Tunnel als Lager und Ausstellungsort nutzte, wurde der Mietvertrag gekündigt. Der Umbau zog sich hin und kostete der Geschichtswerkstatt zufolge letztlich etwa 2,5 Millionen Mark. Am 18. März 1998 war der Platz noch nicht fertig. Und ohne Platz kein Name. Stattdessen enthüllte an diesem Tag Mittes damalige Bürgermeisterin Christine Bergmann (SPD) am Maxim-Gorki-Theater eine Gedenktafel. Zeitgleich mit Bergmanns Enthüllung demonstrierte die „Aktion 18. März“ vor dem Brandenburger Tor für die Benennung des Platzes. Straßenschilder mit der Aufschrift „Platz des 18. März 1848“ wurden aufgestellt. Die offizielle Namenstaufe für den Platz am Maxim-Gorki-Theater blieb dagegen eine Mitteilung im Amtsblatt. Die Senatsverwaltung hatte zwar zwei Schilder in Auftrag gegeben. Da der Gorki-Platz jedoch noch nicht fertig war, blieben die Schilder bei der beauftragten Kunstschlosserei in Treptow. Die ging später in Konkurs und die Schilder wurden verkauft. Zuletzt betonte Heinrich Heine, der als Statue am Rand des Gorki-Platzes steht, seine Solidarität mit der Geschichtswerkstatt. Auf einem Pappschild stellte er am 18. März 2023 die Frage, wo denn die Schilder für den Platz der Märzrevolution bleiben.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 323× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 362× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 348× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 208× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 397× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 722× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.