Bärenknast bleibt Kunstzelle
Mitte will Zwinger im Köllnischen Park als Ausstellungsort erhalten

Der Bärenzwinger mit den drei Käfigen ist jetzt Ausstellungsort.  | Foto: Robert Eckstein
5Bilder
  • Der Bärenzwinger mit den drei Käfigen ist jetzt Ausstellungsort.
  • Foto: Robert Eckstein
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Vom 26. bis 28. Oktober lädt das künstlerische Leitungsteam des Bärenzwingers zu einem Symposium ein, bei dem es vor allem um die zukünftige Nutzung des Baudenkmals im Köllnischen Park geht. Im November eröffnet die vorerst letzte Ausstellung.

Flackernde Videosequenzen, wackelnde Fellberge mit Beatmungsgeräten in den einstigen Bärenkäfigen, verwirrende Soundcollagen aus Lautsprechern oder Hausskulpturen am Laufgraben: Der historische Bärenzwinger im Köllnischen Park ist schon längst nicht mehr, was er viele Jahrzehnte war – ein Stall für Berlins Wappentier, ein Minizoo im Park neben dem Märkischen Museum.

Wo es bis vor drei Jahren nach Wildtier roch und Parkbesucher zuletzt nur noch Berlins letzte Stadtbärin Schnute bei ihren traurigen Ausläufen in dem Gehege beobachten konnten, geben sich jetzt die Besucher die Klinke in die Hand. Im Schnitt über 1000 kommen pro Monat, seit das Kulturamt die Anlage als Ausstellungsort nutzt. Im September 2017 wurde nach Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zur „kulturellen Zwischennutzung“ der Zwinger nach Schnutes Tod im Oktober 2015 als Stadtlabor eröffnet. Bis 21. Oktober läuft die aktuelle, siebte Ausstellung im Bärenzwinger. In „Aktive Asche“ geht es um „verschachtelte Transformationsprozesse“. Überhaupt sind die Installationen, die die Künstler jeweils extra für den Ort entwickeln, nicht immer sofort verständlich. Kulturamtsleiterin Ute Müller-Tischler nennt den Bärenzwinger ein „Versuchslabor für Stadtentwicklung“ und einen „Ort zum Experimentieren“. Alles drehe sich auch um „animalische Aspekte“.

Im Vergleich zu den anderen kommunalen Galerien sind die rund 12 000 Besucher bisher im Bärenzwinger „eine sehr erfolgreiche Zahl“, sagt Evelyn Gregel vom künstlerischen Leitungsteam. Der Bärenzwinger ist ein Volontärsprojekt im Bezirksamt und wird noch bis Ende Januar vom Senat finanziert. 110 000 Euro gab es aus dem Programm spartenoffene Förderung. Müller-Tischler versucht derzeit neue Gelder aufzutreiben, um den Bärenzwinger weiterhin als einzigartigen Kunst- und Kulturort zu betreiben. Obwohl Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) anfangs kein Interesse an dem sonderbaren Bau hatte (koste nur Geld und die Räume und Käfige sowie das Außengelände seien für Ausstellungen viel zu klein), will sie nun, dass der Zwinger als Mitte-Highlight bleibt. „Der Bärenzwinger hat sich als Ausstellungsort etabliert“, sagt sie. „Durch die Erfolge in den letzten Monaten gehen wir davon aus, dass die Finanzierung auch in Zukunft gesichert werden kann, wir benötigen aber noch zusätzliche Mittel“, so Weißler. Nach Abschluss der zweijährigen Zwischennutzung werde eine „dauerhafte Nutzung als Praxisstandort für wissenschaftliche Volontäre angestrebt“, heißt es in einem Schreiben an die BVV.

Vom 26. bis 28. Oktober diskutieren Experten, Künstler, Stadtplaner, Denkmalschützer, Politiker und andere über die bisherigen Erfahrungen mit dem Bärenzwinger und vor allem über die zukünftige Nutzung. Zu dem dreitägigen Symposium im Märkischen Museum und im Bärenzwinger kann jeder kommen. Die Teilnahme ist kostenfrei; Anmeldung per E-Mail an symposium@baerenzwinger.berlin. Auch in der vorerst letzten Ausstellung, die am 15. November eröffnet wird, geht es um die Zukunft des historischen Geheges. Thema ist die „Projektion der Ununterscheidbarkeit“, so Evelyn Gregel.

Im berühmten Bärenhaus wurden fast 80 Jahre lang Braunbären, Berlins Wappentier, eingesperrt und den Parkbesuchern in der Anlage präsentiert. Das erste Bärenpaar war ein Geschenk der Stadt Bern anlässlich der 700-Jahrfeier Berlins 1937. Urs und Vreni zogen in den am 17. August 1939 eröffneten Bärenzwinger. Der Architekt Georg Lorenz hatte dafür das für die Stadtreinigung im Köllnischen Park von Ludwig Hoffmann errichtete Backsteingebäude zum Bärenzwinger um- und ausgebaut. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bärenzwinger verschüttet; damals lebten sogar fünf Tiere dort. Bis auf Lotte, die in den Zoo kam, starben alle bei dem Angriff. 1947 gab es neue Bären aus Leipzig: Nante (1947-1979) und Jette (1948-1984). Taps (1981-1990) war krank und wurde eingeschläfert. Nach der Wende stand der marode Zwinger wieder vor dem Aus. Private Spender ermöglichten schließlich eine Restaurierung. Der Verein Berliner Bärenfreunde hatte sich seit 1994 um den Bärenzwinger im Köllnischen Park, die Berliner Bärengeschichte und um die letzten Insassen gekümmert. Der letzte Stadtbär Tilo (1990-2007) wurde krebskrank eingeschläfert. Erste Berliner Stadtbärin wurde dann Schnute, die 1981 einzog und am 11. Oktober 2015 ebenfalls krankheitsbedingt eingeschläfert werden musste. Vor ihr war ihre Tochter Maxi (seit 1986 im Zwinger) im August 2013 verstorben.

Geöffnet ist der Bärenzwinger dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter: www.baerenzwinger.berlin

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 242× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 208× gelesen
Gesundheit und Medizin
Wenn Hüfte oder Knie schmerzen, kann eine Arthrose die Ursache sein.

Infos für Patienten
Spezialthema: Arthrose in Hüft- und Kniegelenken

Sie leiden unter Schmerzen im Knie- und Hüftgelenk? Diese Beschwerden können verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise Unfälle, Verschleißerscheinungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen. Die Auswirkungen beeinflussen nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Lebensqualität entscheidend. An diesem Infoabend möchten wir speziell auf die Arthrose in Knie- und Hüftgelenken eingehen. Die Behandlung von Arthrose erfolgt individuell aufgrund der vielfältigen Ursachen und...

  • Pankow
  • 19.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 235× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.568× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.