Stadtmuseum übernimmt Senatskunst
Stiftung soll Werke in der Artothek der Sozialen Künstlerförderung öffentlich zugänglich machen
Über 15.000 Kunstwerke der Sozialen Künstlerförderung wurden jetzt dem Stadtmuseum übertragen. Die Experten der Stiftung Stadtmuseum sollen die seit vielen Jahrzehnten in Archiven schlummernden Gemälde, Fotos, Skulpturen und Installationen sichten und öffentlich zeigen.
Die Bilder hängen in Senatorenzimmern, Behördenfoyers, Firmenbüros oder werden in Ausstellungen präsentiert. Auf dem Gelände in der Ringstraße 66 in Mariendorf lagern Kunstschätze aus 53 Jahren Künstlerförderung. Die Artothek der Sozialen Künstlerförderung umfasst 15.000 Gemälde, Grafiken, Aquarelle, Zeichnungen, Drucke, Fotos, Skulpturen und Installationen, die man ausleihen kann.
Berlins Oberbürgermeister Ernst Reuter (SPD) hatte die Künstlerhilfe 1951 ins Leben gerufen. Die Soziale Künstlerförderung war Teil des Notstandsprogramms und Bestandteil des allgemeinen Arbeitsbeschaffungsprogramms im Westteil nach dem Krieg. Die Idee war, Malern, Bildhauern und anderen Künstlern die Möglichkeit zu geben, Geld zu verdienen und so gleichzeitig den Wiederaufbau der Stadt zu dokumentieren. Die Künstler im zerstörten Nachkriegsberlin bekamen vom Senat Werkverträge zwischen zwei und fünf Monaten mit monatlichen Honoraren und Erstattung der Materialkosten. Die Vorgaben waren mehr oder weniger detailliert. In den 1950er- und 1960er-Jahren ging es vor allem um Stadtdarstellungen. Einzige Bedingung für die geförderte Arbeit: Die Kunst gehört dem Land Berlin. Alle Werke der Sozialen Künstlerförderung werden im Archiv des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Mariendorf aufbewahrt. Kuratoren stellen immer wieder Ausstellungen zusammen und verleihen die Kunstwerke an Privatleute, Firmen und Behörden.
Die Artothek der Sozialen Künstlerförderung beherbergt neben Werken weniger bekannter Künstler auch Frühwerke von heute sehr bekannten Künstlern wie Georg Baselitz, Eugen Schönebeck, Markus Lüpertz, Wolfgang Petrik, Maina-Miriam Munsky, Peter Sorge, Elvira Bach, Cornelia Schleime und Christian Röckenschuss. Der Schwerpunkt liegt auf Kunst aus West-Berlin, da Ost-Berliner Künstler erst nach der Wiedervereinigung durch das Programm gefördert wurden. Ende 2003 wurde die Soziale Künstlerförderung eingestellt.
Vom Abgeordnetenhaus beschlossen
Jetzt haben das Lageso und die Stiftung Stadtmuseum Berlin die „Stiftung Archiv der Sozialen Künstlerförderung Berlins“ gegründet und diese der Museumsstiftung übertragen. Dass die Werke jetzt vom Stadtmuseum betreut werden sollen, hatte das Abgeordnetenhaus beschlossen. Die Experten sollen die Kunst sichten und den Bestand öffentlich zugänglich machen. Zum Stadtmuseum gehören das Märkische Museum, das Ephraim-Palais, die Nikolaikirche, das Knoblauchhaus, das Museumsdorf Düppel und die Berlin-Ausstellung im Humboldt Forum.
Zweck der neuen Stiftung unter dem Dach des Stadtmuseums ist es, „erhaltenswerte Kunstwerke und die dazugehörigen Archivalien der Sozialen Künstlerförderung Berlin für kommende Generationen zu bewahren und diese Objekte öffentlich zugänglich zu machen“, heißt es. „Wir werden in den kommenden Jahren die Kunstwerke und die dazugehörigen Dokumente sichten, ihre Bedeutung als kunst-, kultur- und sozialgeschichtliche Zeugnisse der Berliner Nachkriegsgeschichte erforschen und ein tragfähiges Konzept für eine langfristige Sicherung und Zugänglichkeit erstellen“, sagt Sophie Plagemann, Bereichsleiterin Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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