Versäumte Digitalisierung
Senat schreibt erst jetzt europaweit die Breitbandanbindung aller 700 Schulen aus

Um schnelles Internet an Schulen zu bringen, startet der Senat erst jetzt die Ausschreibung für die Breitbandanbindung aller Standorte. Frühestens 2022 kommen die Bagger, um Glasfaserkabel zu verlegen.

Das geht aus der Antwort von Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) von der Senatsbildungsverwaltung auf die Anfrage der Abgeordneten Maren Jasper-Winter (FDP) zum Thema „WLAN und Breitband an Berliner Oberstufenzentren und Schulen“ hervor. Lehrer und Schüler leiden gerade jetzt unter der versäumten Digitalisierung. „Hybrider Unterricht ist so kaum möglich“, sagt Jasper-Winter und bezeichnet das als „Vollkatastrophe“.

Um für jede Klasse eine Bandbreite von 30 Megabit pro Sekunde zur Verfügung zu stellen, braucht man an jedem Standort Glasfaserleitungen für einen Gigabit pro Sekunde. Laut Bildungsverwaltung werde derzeit in Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleitungszentrum Berlin (ITDZ) die Breitbandanbindung europaweit ausgeschrieben. Entschieden wird frühestens im Dezember, sodass ab 2022 etwa 250 Schulen im Jahr angeschlossen werden können. In Berlin gibt es knapp 700 öffentliche allgemeinbildende Schulen.

Besser sieht es an Berufsschulen und Oberstufenzentren (OSZ) aus. Dort wurden bisher 42 der 44 Schulen an das Gigabit-Glasfasernetz angebunden, im Februar sollen alle damit ausgerüstet sein. „Das sollte längst bis Ende 2019 erfolgt sein“, moniert Jasper-Winter. Auch flächendeckendes WLAN sollte bis dahin überall funktionieren. Doch bisher gibt es nur an 70 Prozent der Berufsschulen und Oberstufenzentren eine WLAN-Infrastruktur. Eine „vollständige Verkabelung und WLAN-Ausleuchtung aller Funktionsräume wird bis 2024 angestrebt“, teilt Sigrid Klebba mit. Zusätzlich zu den Mitteln aus dem Digitalpakt Schule stehen dafür 2020 und 2021 drei Millionen Euro zur Verfügung. Die Berufsschulen werden von der Berliner Immobilienmanagement (BIM) betreut.

Die öffentlichen allgemeinbildenden Schulen werden von den Bezirken verwaltet. Wie es dort in Sachen WLAN aussieht, sagt Klebba mit Verweis auf die Zuständigkeit nicht. Auch Nachfragen der Berliner Woche ließ die Pressestelle von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die Senatsbildungsverwaltung erstellt derzeit mit dem ITDZ die Ausschreibungsunterlagen für die WLAN-Ausstattung aller Schulen. Im Sommer soll hier der Zuschlag erteilt werden.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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