„Keine Risiko-Begegnungen“
Corona-Warn-App ist jetzt genauer
Vor allem Angehörige einer Risikogruppe und Jüngere nutzen die Corona-Warn-App. Das haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum und der Humboldt-Universität herausgefunden.
„Keine Risiko-Begegnungen“, „Niedriges Risiko“ meldet die Corona-Warn-App in beruhigendem Grün seit Tagen. Dabei sind doch die Infektionszahlen zuletzt stark gestiegen. Seit Start der App des Robert-Koch-Instituts (RKI) im Juni wurde sonst immer mindestens eine Risiko-Begegnung angezeigt. Der Grund der ausbleibenden Warnungen liegt im neuen Update 1.9. Die Programmierer von SAP haben das Tool verbessert; die Abstände und Dauer zu „infizierten Telefonen“ wird jetzt viel genauer ausgewertet.
Das Prinzip der App funktioniert so: Die Smartphones tauschen per Bluetooth Zufallscodes aus. Wenn ein positiv getesteter Nutzer das Testergebnis in seine App einträgt, werden auf allen Handys Warnmeldungen angezeigt, deren Besitzer sich länger und in geringem Abstand im Bereich des Infizierten befanden. Das Prinzip funktioniert nur, wenn die Nutzer auch freiwillig ihre positiven Testergebnisse weitergeben. In Deutschland nutzen nur 24 Millionen Menschen die Warn-App. Laut Experten müssten mindestens 60 Prozent der Menschen die App installieren, um Erfolge bei der Unterbrechung von Infektionsketten zu haben.
Forscher haben im Rahmen der „Bochum Berlin Covid-19 Längsschnitt-Studie“ 1972 Deutsche zwischen 18 und 88 Jahren gefragt, ob sie die App nutzen. Die Experten für Persönlichkeitspsychologie wollten vor allem die Gründe für das Ja oder Nein wissen. Laut Studie nutzen vor allem Angehörige einer Risikogruppe sowie jüngere Personen die App. Männer laden die App häufiger aufs Handy als Frauen, Vollzeitbeschäftigte eher als Leute in Ausbildung. Die App-Muffel sind laut Studie „im Durchschnitt älter, weiblich und gesünder. Sie vertrauen anderen im Allgemeinen weniger und befinden sich eher in Ausbildung oder Studium.“
Von den 1972 Studienteilnehmern nutzten 1291 die Corona-Warn-App. Für die würden die Vorteile der App ihre Risiken aufwiegen und sie helfe dabei, die Pandemie zu verlangsamen. Die 681, die nichts von der App halten, begründen dies vor allem mit Datenschutzbedenken und bezweifeln die Effektivität der App. Die Wissenschaftler ziehen das Fazit, „dass Warn-App-Kampagnen vor Veröffentlichung der App die Bedenken von App-Ablehnern zum Datenschutz und zur Effektivität nicht vollständig ausräumen konnten“.
Die komplette Studie ist im Internet auf https://bwurl.de/15zg nachzulesen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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