Für eine sinnvolle Vergabepraxis
Vergabepolitik von Geflüchteteneinrichtungen gefährdet Existenzen

Foto: Quelle: pixabay.com

Die AWO Berlin-Mitte wird aufgrund der Vergabepolitik des Senats zwei langjährig und erfolgreich geführte Einrichtungen für Geflüchtete in Spandau verlieren. Der Kreisverband hatte sich um die Fortführung seiner beiden Einrichtungen beworben, unterlag jedoch gegenüber zwei anderen Trägern aufgrund des Preises.

Manfred Nowak, AWO-Vorstandsvorsitzender: „Wir sind enttäuscht und sehr verärgert über diese Vergabepolitik. Es kann nicht sein, dass hier nur nach dem günstigsten Angebot ausgewählt wird. Wir als AWO werden nun dafür bestraft, dass wir nach Tarif zahlen und deshalb keine Dumping-Preise anbieten können. Wirklich bitter und zum Teil existenzbedrohend ist diese Entscheidung aber vor allem für unsere Mitarbeitenden. Wir müssen nun Verträge von hochengagierten Kolleg*innen auslaufen lassen, weil wir keinen finanziellen Spielraum haben, sie weiter zu beschäftigen. Das ist für uns schwer auszuhalten und ein im höchsten Maße skandalöser Umgang mit unseren Beschäftigten. Gerade in Zeiten von Corona, wo sich die Kolleg*innen tagtäglich hohen Risiken aussetzen, um den Geflüchteten eine menschenwürdige Unterbringung zu ermöglichen.“

Neben den Mitarbeitenden sind insbesondere die Bewohner*innen der Einrichtungen betroffen, die sich mit ihren Anliegen über die Jahre immer vertrauensvoller an die Mitarbeitenden wendeten. Auch für sie ist ein Trägerwechsel mit großen Unsicherheiten verbunden.

Betroffen ist davon auch die soziale Infrastruktur, die über Jahre hinweg in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Bewohner*innen, Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen aufgebaut wurde. Dieses gewachsene Vertrauensverhältnis muss erst wieder durch die neuen Betreiber aufgebaut werden.

Bereits Anfang März hatte der Internationale Bund die Vergabepraxis des Senats scharf kritisiert. Der Träger verlor das Containerdorf in Köpenick nach über sechs Jahren Trägerschaft – aufgrund des vermeintlich zu hohen Preises. Senatorin Elke Breitenbach äußerte danach öffentlich ihr Bedauern über den Vorgang. „Wir fordern Frau Breitenbach auf, sich endlich für eine sinnvolle Vergabepraxis einzusetzen, die in erster Linie das Wohl der Beschäftigten und der Geflüchteten im Blick hat. Eines darf man nicht vergessen: Es geht hier um Menschen und ihre Existenz!“, so Manfred Nowak.

Der AWO Kreisverband Berlin-Mitte e.V. ist einer der großen Träger sozialer Arbeit in Berlin. Er bietet für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Frauen, Geflüchtete, Familien und ältere Menschen vielfältige und umfassende soziale Dienstleistungen in über 40 Einrichtungen an.

Quelle: https://awo-mitte.de

Autor:

Peter Uwe Reif aus Französisch Buchholz

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